China meldet mehr Industrie-4.0-Patente an als USA und Deutschland
Das Fraunhofer IAO hat in einer mehrjährigen Untersuchung festgestellt, dass durch Anzahl und Art der Patente chinesische Firmen künftig die Hoheit über industrielle Produktionsdaten bekommen könnten.
- Jürgen Seeger
Für eine Studie über chinesische Patentaktivitäten im Bereich Industrie 4.0 hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in den vergangene drei Jahren 1700 Patentdokumente aus China analysiert. Es ging dabei um Erfindungen in den Bereichen drahtlose Sensornetze, Embedded Systems, Low-cost-Roboter und Big Data. Das Ergebnis lässt die Forscher befürchten, dass chinesische Forscher künftig die Hoheit über Produktionsdaten bekommen könnten.
Wichtige Grundlagenpatente gehen nach China
Denn zum einen übersteigt die Zahl der aus China angemeldeten Industrie-4.0-Patente die aus den USA oder Deutschland. Unter den 1700 analysierten Patentdokumenten, die dazu zwischen Januar 2013 und April 2015 angemeldet wurden, befanden sich auch wichtige Grundlagenpatente wie neue Ansätze für den Betrieb energieeffizienter und zuverlässiger Industrienetzwerke, Big-Data-Datenverarbeitungsverfahren oder zur Quantenverschlüsselung. Allein Chinas größter Roboterhersteller Siasun meldete in den drei Jahren rund 140 Erfindungen jährlich an, im Big-Data-Umfeld zeigten sich chinesische Internetgrößen wie Alibaba, Tencent oder Baidu als besonders aktiv.
Zum anderen sehen die Studienautoren die relativ niedrige Innovationshöhe der Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen als problematisch an. Zwar gab es wichtige Grundlagenpatente auf dem Gebiet energieeffizienter industrieller drahtloser Sensornetze. Doch es wurden zahlreiche Erfindungen mit geringer Innovationshöhe angemeldet, die außerdem meist sehr unpräzise formuliert seien. Dadurch verfügten chinesische Erfinder über eine Vielzahl trivialer, jedoch aktiver Schutzrechte, was schwierige Rechtsstreitigkeiten für ausländische Unternehmen nach sich ziehen könnte.
Gemessen an der Gesamtzahl der Patentanmeldungen weltweit liegt China nach wie vor auf dem vierten Platz, nach den USA, Japan und Deutschland. (js)