Apple-Chef: Vier Jahre an der Uni für Entwickler unnötig
Tim Cook will junge Leute schneller in die IT holen. Aktuelle Bildungsansätze hält er für überholt.
Die meisten Entwickler in den USA und anderswo gehen noch – trotz Quereinstiegsmöglichkeiten – den regulären Weg: Sie studieren Informatik oder Computerwissenschaften, bevor sie sich einen (hoffentlich gut bezahlten) Job suchen. Apple-Chef Tim Cook hat dieses System nun in Zweifel gezogen. In einem Interview mit dem IT-Blog TechCrunch, das zum Anlass der Vergabe von Schülerstipendien für die diesjährige Apple-Entwicklerkonferenz WWDC geführt wurde, sagte er, er glaube nicht, dass ein Abschluss über vier Jahre – so lange dauert ein Bachelor in den USA regulär – notwendig sei, um "bewandert im Coden" zu sein.
Von der Schule zum Coding
"Ich denke, das ist eine alte, traditionelle Sicht", sagte er. Cook geht gar davon aus, dass eine Uni-Ausbildung überhaupt nicht unbedingt notwendig ist. Sein Konzept: Wenn Kinder in den frühen Schuljahrgängen bereits mit dem Programmieren beginnen und dann eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrades über die gesamte High-School-Zeit durchlaufen, sind sie schon bei ihrem Schulabschluss bereit für die Coding-Welt.
"Die schreiben dann schon Apps, die man in den App Store einstellen könnte", so der Apple-Chef. Als Beispiel nannte er einen der Stipendiengewinner der WWDC 2019, den 16jährigen Liam Rosenfeld aus Orlando in Florida, den er gerade getroffen hat. "Der hat eine rosige Zukunft vor sich."
Firmen ohne "moderne Arbeitsplätze"
Cooks Kommentar deckt sich mit früheren Einschätzungen, die der Apple-Chef unter anderem vor einem Gremium zur Zukunft der Arbeit des Weißen Hauses gemacht hatte. Im "American Workforce Policy Advisory Board" sprach er sich für eine frühere und umfassendere Ausbildung aus. Viele Unternehmen hätten sich in den vergangenen Jahren trotz des technischen Fortschritts kaum verändert, so Cook zu Techcrunch. "Die verwenden immer noch sehr alte Technologie."
Mobilitätsanwendungen, Augmented Reality oder Maschinelles Lernen seien vielen noch fremd. Die Leute würden hinter den Schreibtisch gezwängt und das sei kein moderner Arbeitsplatz. "Leute, die ihren High-School-Abschluss gemacht und etwas Erfahrung gesammelt haben, können diesen Job ziemlich gut machen." (bsc)