Apple vs. Qualcomm: iPhone bald ohne Qualcomm-Chips?
Aufgrund eines erbitterten Patentstreites zieht Apple einem Bericht zufolge in Betracht, in der nächsten iPhone- und iPad-Generation zum ersten Mal komplett auf Mobilfunkchips von Qualcomm zu verzichten.
Die nächste iPhone- und iPad-Generation könnte erstmals ohne Qualcomm-Modem auf den Markt kommen: Apple überlegt derzeit, die Mobilgeräte künftig nur noch mit Mobilfunkchips von Intel und möglicherweise MediaTek auszurüsten, wie das Wall Street Journal unter Verweis auf informierte Personen berichtet. Dem Bericht zufolge hielt Qualcomm kritische Software zum Test der Chips in iPhone- und iPad-Prototypen zurück.
Qualcomm will neue Apple-Geräte weiterhin unterstützen, betonte ein Sprecher des Chipherstellers gegenüber der Wirtschaftszeitung – ein “für die nächste iPhone-Generation geeignetes Modem wurde bereits komplett getestet und Apple bereitgestellt”. Eine endgültige Entscheidung über die Modem-Zulieferer für das 2018er iPhone kann Apple angeblich fast bis Juni des kommenden Jahres hinauszögern – drei Monate vor der voraussichtlichen Veröffentlichung der neuen Hardware.
Neben Qualcomm inzwischen auch Intel im iPhone
Über viele Jahre setzte Apple ausschließlich auf Qualcomm-Mobilfunkchips. Erst seit dem iPhone 7 und iPhone 7 Plus kommt erstmals auch der Chipriese Intel zum Zug – dessen Chips stecken etwa in den für den europäischen Markt ausgelegten iPhones. Auch beim neuen iPhone 8 setzt Apple sowohl auf Qualcomm als auch Intel.
Seit längerem wird vermutet, dass Apple an einem hauseigenen Baseband für das iPhone arbeitet. Der Hersteller hat in den vergangenen Jahren damit begonnen, wichtige Chips für iPhone und iPad selbst zu entwerfen, dies reicht von Prozessor über GPU, eigenem Bildprozessor bis hin zum Performance-Controller. Möglicherweise will Apple ein eigenes Baseband-Modem mit in die A-Chip-Reihe integrieren.
Erbitterter Patentstreit um Lizenzzahlungen
Apple und Qualcomm fechten seit Anfang des Jahres einen schnell eskalierenden Patentstreit aus: Apple wirft Qualcomm vor, ein "illegales Geschäftsmodell" zu betreiben und ist Anfang des Jahres vor Gericht gezogen. Durch den Verkauf von Funkchips und die Lizenzierung von Technik kassiere Qualcomm doppelt, lautet Apples Vorwurf. Der Chip-Hersteller könne entweder für den Chip oder die Lizenz Geld verlangen – nicht aber für beides. Apple hat die Lizenzzahlungen an Qualcomm bereits eingestellt.
Qualcomm hat mit Gegenklagen reagiert und versucht unter anderem die ausstehenden Beträge in Höhe von über 1 Milliarde Dollar von den iPhone-Auftragsfertigern einzuklagen. Neben den USA will der Chip-Konzern auch einen iPhone-Verkaufsstopp in Deutschland erwirken und inzwischen auch die Produktion der Geräte in China unterbinden. (lbe)