Hello, I'm Macintosh – zum 35. Geburtstag des Mac

Seite 2: Der Mac ohne Steve Jobs

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Steve Jobs, der im Sommer 1985 von Sculley und dem Apple-Vorstand aus dem Unternehmen gedrängt worden war, musste die ersten Erfolge des Macintosh am Markt von außen beobachten: Erste Desktop-Publishing-Programme wie PageMaker erschienen für den Mac. In Kombination mit dem Apple LaserWriter und dem von Adobe geschaffenen Seitenbeschreibungsstandard PostScript krempelten Apple, Adobe und Aldus die Technik der Publishing-Branche völlig um.

1986: Der Macintosh Plus begründete zusammen mit dem LaserWriter die erste Generation des Desktop-Publishing (DTP).

(Bild: Rama (CC BY-SA 2.0 FR))

Dieser Trend verstärkte sich, als Anfang 1986 der Macintosh Plus mit 128 Kilobyte ROM auf den Markt kam. Die Speicherchips waren nun nicht mehr fest auf der Platine verlötet, sondern gesockelt.

So konnte man das Gerät auf bis zu vier Megabyte RAM aufrüsten. Der Mac Plus hatte sogar Cursor-Tasten, die Steve Jobs beim ersten Mac noch entschieden abgelehnt hatte. Er wollte die Anwender zwingen, die Maus als Eingabeinstrument zu akzeptieren.

Mit dem Macintosh II brachte Apple 1987 den ersten Mac auf den Markt, der modular aufgebaut war. Für 5200 Dollar erhielten die Kunden ein System mit einer 20 Megabyte großen Festplatte, sechs NuBus-Slots und SCSI. Mithilfe der von Texas Instruments entwickelten NuBus-Technik ließ sich der Mac II intern und über SCSI auch extern erweitern. An einen Port konnten die Besitzer bis zu sieben externe SCSI-Geräte – etwa eine Festplatte oder ein CD-ROM-Laufwerk – anschließen. Angetrieben wurde der Mac II von einem 68020-Prozessor, der mit 16 MHz getaktet war. Grafiker und DTP-Spezialisten jubelten über den Performance-Gewinn. Ein komplett ausgebautes System mit Farbgrafikkarte, Speichererweiterungen und sonstigem Zubehör verschlang bis zu 10 000 Dollar.

Parallel zum großen Mac II veröffentlichte Apple im März 1987 den Macintosh SE, den ersten kompakten Mac mit einer eingebauten Festplatte (20 Megabyte). Der vorhandene Erweiterungsslot ließ sich nicht von den Anwendern, sondern nur von Servicetechnikern bestücken, weil man sich an der Bildschirmröhre leicht einen Hochspannungsschlag holen konnte. Der Mac SE diente einer ganzen Generation von Grafikern und Publishern als solides Arbeitspferd.

Weitaus exklusiver als der SE war der Macintosh IIfx, der im Frühjahr 1990 mit System 6.0.5 in die Läden kam – mit einem Preisschild von 9870 Dollar. In dem Rechner steckte der Motorola-Prozessor 68030, der von dem mathematischen Coprozessor Motorola 68882 unterstützt wurde. Dieses hochgezüchtete Rennpferd, das mit 40 MHz getaktet war, blieb aber für viele unerschwinglich.

1990: Der Macintosh Classic war der erste Mac, den Apple für weniger als 1000 Dollar verkaufte.

(Bild: Apple)

Aus heutiger Perspektive glaubt man kaum, wie schwer sich die Kalifornier damals beim Einstieg in den Laptop-Markt getan haben. 1989 stellten sie den Macintosh Portable vor, der mit einem Gewicht von 7,2 Kilogramm aber kaum tragbar war. Immerhin gewährleisteten die Bleiakkus damals schon eine auch für heutige Verhältnisse beachtliche Laufzeit von bis zu 10 Stunden. Bei einem Preis von 6500 Dollar entschieden sich aber nur wenige Kunden für diesen Schlepptop.

Als erstes brauchbares Notebook von Apple gilt das PowerBook 100, das im Oktober 1991 vorgestellt wurde. Bei der Konstruktion aus dunkelgrauem Kunststoffgehäuse half Sony seinem Kunden Apple aus der Patsche. Die Ingenieure in Tokio nahmen sich den pummeligen Macintosh Portable vor und zeigten Apple, wo ein Abspecken möglich und sinnvoll ist. Zusammen mit seinen größeren Brüdern PowerBook 140 und 170 traf das PowerBook 100 auf große Akzeptanz, auch wenn die Apple-Notebooks deutlich teurer waren als die DOS-Konkurrenz von Toshiba oder Compaq. Die PowerBooks erzielten damals einen Marktanteil von bis zu 40 Prozent und halfen Apple-Chef John Sculley durch schwierige Zeiten.

Mit Beginn der 90er Jahre geriet Apple mit seinen Macs in immer größere Schwierigkeiten. Spätestens seit Version 3.0 machte Microsofts Windows der grafischen Oberfläche von Mac OS immer stärker Konkurrenz. Apple versuchte, mit Geräten für den Massenmarkt wie der "Pizzaschachtel" LC und später mit der Performa- und Quadra-Familie gegenzuhalten und konnte immerhin zeitweise seinen Absatz erhöhen.

1994 waren die Motorola-Prozessoren der 680x0-Plattform an ihrem Zenith angekommen. Apple hatte schon zuvor begonnen, gemeinsam mit IBM und Motorola eigene Chips unter dem Namen PowerPC zu entwickeln. Die Transformation auf neuartige RISC-Architektur muss rückblickend als technische Meisterleistung gewertet werden: Die Kunden erhielten deutlich höhere Geschwindigkeit, ohne sich an ein neues System gewöhnen oder ihre Software komplett austauschen zu müssen. Innerhalb von neun Monaten konnte Apple über eine Million Power Macs verkaufen.

Eine Variante des Power Macintosh schrieb Design-Geschichte: Zum 20. Gründungstag, am 1. April 1996, kündigte Apple den Twentieth Anniversary Macintosh an, der tatsächlich aber erst kurz vor dem 21-jährigen Firmenjubiläum auf den Markt kam – für stolze 7499 Dollar. Die technischen Spezifikationen entsprachen in etwa dem Power Macintosh 6500, der allerdings "nur" 2999 Dollar kostete.

1997: Mit dem 20th Anniversary Mac sollte der 20. Gründungstag von Apple am 1. April 1996 gefeiert werden. Er kam aber erst ein Jahr später auf den Markt.

Für ihr Geld erhielten die Kunden ein auffällig gestaltetes Sondermodell mit 12-Zoll-Aktivmatrix-Flüssigkristallbildschirm, ein von Bose entworfenes Soundsystem mit einem externen Subwoofer sowie einen eingebauten TV-Tuner.

Der "TAM" wurde den Käufern von einem Concierge-Dienst nach Hause gebracht und in Betrieb genommen. Doch die Idee floppte. Kurz vor der Einstellung des Produkts im Frühjahr 1998 ging es dann auch weniger vornehm zu. Die Restbestände wurden für knapp 2000 Dollar verramscht und mussten von den Käufern selbst abgeholt werden.

Der Erfolg der Power Macs lenkte von einem grundlegenden Problem ab. Die Kombination der "Wintel"-PCs war enorm erfolgreich und in der Regel deutlich preiswerter als Apples Computer. Außerdem blieben beim Mac die Innovationen aus.

1997: Der Power Mac G3 war schon sehr schnell.

Das Betriebssystem unterstützte damals kein präemptives Multitasking.

Es gab keinen Mehrbenutzerbetrieb, Speicherbereiche konnten weder geschützt noch dynamisch verwaltet werden. Deshalb war das traditionelle Mac OS konzeptionell sehr anfällig für Instabilitäten. In der Konzernzentrale in Cupertino wurden diese Schwierigkeiten zwar zur Kenntnis genommen. Doch der Versuch, System 7 durch ein von Grund auf neugeschriebenes Betriebssystem mit dem Codenamen "Copland" zu ersetzen, scheiterte grandios.

John Sculley hatte zu diesem Zeitpunkt das Unternehmen längst verlassen, und auch sein Nachfolger, Michael Spindler ("The Diesel"), ein Deutscher, konnte das Ruder nicht herumreißen. Im Februar 1996 musste Spindler den Chef-Posten für Gil Amelio räumen, dem der Ruf eines klassischen Sanierungs-Managers vorauseilte.

Amelio erwog, BeOS des ehemaligen Apple-Spitzenmanagers Jean-Louis Gassée als neues Mac-System einzukaufen. Doch letztlich setzte sich Steve Jobs durch. Der war nach seinem Rauswurf nicht nur mit dem Trickfilmstudio Pixar zu einem Hollywood-Tycoon aufgestiegen, sondern mit seinem Unternehmen NeXT angetreten, die Computer der nächsten Generation zu bauen. Sie liefen mit dem modernen NeXTstep-Betriebssystem, das auf Unix beruhte.

NeXTstation mit Nextstep (15 Bilder)

Die NeXTstation, immer noch ein Publikumsmagnet in der c't-Redaktion.