Hello, I'm Macintosh – zum 35. Geburtstag des Mac

Seite 4: Macs mit "Intel inside" von 2006 bis ...?

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Da das NeXT-System bereits für Intels x86-Architektur konzipiert worden war, standen einem Plattform-Wechsel des Mac keine großen Hürden im Weg. Im Juni 2005 auf der Worldwide Developers Conference kündigten Jobs und der damalige Intel-Chef Paul Otellini vor verblüfften Besuchern den Umstieg auf "Intel inside" an.

Seit dem Jahr 2006 setzen Macs auf Intel-Prozessoren.

(Bild: dpa, John G. Mabanglo)

Auf der MacWorld Expo im Januar 2006 wurden dann die ersten beiden Intel-Macs vorgestellt, der iMac Core Duo in einem weißen Polycarbonat-Gehäuse und das MacBook Pro (15 Zoll).

Bei den iMacs führte Apple dann 2009 erstmals ein Gehäuse ein, welches aus einem Stück Aluminium gefräst wurde ("Unibody").

Zum enormen Erfolg der iMacs trug auch eine Werbekampagne von Apple in den Jahren 2006 bis 2009 bei. Unter dem Motto "Get a Mac" spielte der junge Justin Long in Jeans und Hemd über der Hose den coolen Mac ("Hello, I’m a Mac"), während der mit Schlips und Anzug auftretende Schauspieler John Hodgman den biederen PC verkörperte. Insbesondere die Schwierigkeiten, die Microsoft seinen Kunden mit dem verunglückten Windows Vista bescherte, lieferten die Steilvorlagen für ironische Attacken auf die PC-Plattform.

2005: Der Mac mini war Apples erster günstiger Rechner.

Zuvor hatte Apple in der Switcher-Kampagne eine Reihe von Prominenten wie den internationalen Klassik-Star Yo-Yo Ma und etliche Durchschnittsanwender in Werbespots die Vorzüge des Macs schildern lassen. Zu einem Internet-Phänomen entwickelte sich der Spot mit der damals 14 Jahre alten Schülerin Ellen Feiss, die sich darüber beschwerte, dass bei einem Absturz eines Windows-PCs die Hälfte einer Hausarbeit verloren ging.

Die Werbekampagnen in dieser Zeit sprachen vor allem die privaten Verbraucher an. Profis ließen sich dagegen mehr von den technischen Fakten beeindrucken, die eine neue Generation von Intel-Chips lieferte. Im ersten Mac Pro, der im Sommer 2006 auf den Markt kam, steckte der Dual-Core-Xeon-Prozessor von Intel ("Woodcrest"). Im April 2007 stieg Apple auf die Quad-Core-Prozessoren mit dem Codenamen "Clovertown" um. Im Januar 2008 war dann der Umstieg auf die schnelleren "Harpertown" fällig. Bei der letzten Aktualisierung verwendete Apple schließlich die neuen Intel-Modelle "Nehalem" und "Westmere".

Jony Ives "Käsereibe" – der Mac Pro bis 2012.

Bei der Gestaltung des Mac Pro ließ sich Jony Ive von Dieter Rams inspirieren, einer Design-Ikone aus Deutschland.

Als Chefdesigner beim Unterhaltungselektronikhersteller Braun hatte Rams schon 1964 einen Weltempfänger im Alu-Gehäuse gestaltet, den Braun T1000.

Die leicht erweiterbare "Käsereibe" hat Apple 2013 durch einen schwarzen Mac Pro in kompakter Zylinder-Form ersetzt. Mit einer fest integrierten Dual-GPU habe man auf das falsche Pferd gesetzt und sich in eine "thermale Ecke" gebracht, mussten Apple-Manager Jahre später einräumen. Ein richtiges Update erhielt das Modell nie.

Für Profis führte Apple Ende 2017 den iMac Pro ein, eine leistungsfähige Workstation-Ausführung des All-in-One-iMacs mit Preisen bis hin zu 15.500 Euro. Den Mac mini hat Apple jüngst neu aufgelegt – nach vier Jahren ohne Update. Ein neuer Mac Pro soll nun im laufenden Jahr 2019 erscheinen, Details wurden bislang nicht bekannt – außer dass dieser "modular" sein wird.

Mit Keilform zum Erfolg: Das MacBook Air – Apples populärstes Notebook.

(Bild: dpa, Apple)

Viel erfolgreicher als mit Desktop-Macs ist Apple seit Jahren mit seinen Notebooks. Das ist vor allem dem ultraportablen MacBook Air zu verdanken, das im Januar 2008 Premiere als "dünnstes Notebook der Welt" feierte.

Die ersten Modelle bot Apple noch optional mit herkömmlicher Festplatte an, um den Preis unter die 2000-Euro-Marke zu drücken. Die anfänglich scharfe Kritik am Verzicht auf ein optisches Laufwerk im MacBook Air ist längst verstummt. Seit Ende 2010 kommen im MacBook Air nur noch SSD-Speicher zum Einsatz, die maßgeblich zur guten Performance des Geräts beitragen.

Obwohl die meisten Komponenten von Intel stammten, schaffte es der Chip-Hersteller erst drei Jahre nach der Premiere des MacBook Air, mit dem Ultrabook-Konzept eine Spezifikation für die Hersteller von Windows-Notebooks zu veröffentlichen, damit diese bei Features wie Akkulaufzeit, Gewicht oder dem Aufwachen aus einem Stromsparmodus halbwegs mit dem Apple-Produkt mithalten konnten.

Nach einer längeren Phase ohne signifikantes Update – und einem kurzzeitigen Einbruch der Mac-Verkaufszahlen – hat Apple jüngst eine Neuauflage des MacBook Air auf den Markt gebracht, nun mit Retina-Display und Fingerabdruck-Scanner.

Manche Nutzer begrüßen den Schnellzugriff auf Funktionen per Touch Bar, andere wünschen sich richtige Tasten zurück.

(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

Die Topseller sind weiterhin die MacBook-Pro-Modelle, die in den teureren Editionen eine Touch Bar mitbringen – einen schmalen Streifen in Form eines interaktiven OLED-Displays über der Tastatur, der kontextabhängig Funktionen zum Antippen mit dem Finger anbietet.

Die Fangemeinde ist sich nicht einig, ob das eine gute Idee war oder ob Apple stattdessen lieber gleich das große Display Touch-fähig hätte machen sollen. Diesen Ansatz lehnen Tim Cook & Co bis jetzt kategorisch ab. Der Benutzer wolle weder den Arm ausgestreckt in der Luft halten, um mit dem Finger das Display zu berühren, noch Fettflecken darauf hinterlassen. Die richtige Touch-Bedienung der Apps ist deshalb bislang den iOS-Geräten iPhone und iPad vorbehalten.

Der massive Erfolg des iPhones, das längst weit über die Hälfte des Apple-Geschäfts ausmacht, hat den Mac auf die hinteren Umsatzränge verwiesen. Dennoch bleibt er ein wichtiges Standbein des Konzerns, der Apple im zurückliegenden Geschäftsjahr allein einen Umsatz von knapp 25,5 Milliarden US-Dollar eingebracht hat – deutlich mehr als das iPad.

"Insanely great" – hoffentlich auch für die nächsten 35 Jahre.

Mit der Ankündigung, künftig iOS-Apps auf dem Mac lauffähig zu machen, schürte Apple unfreiwillig Gerüchte, ob die Geräteklassen nicht vielleicht doch einmal verschmelzen – auch wenn der Konzern dies weiter verneint. Beharrlich halten sich auch Spekulationen, dass ein neuer Prozessorwechsel naht: Schon jetzt stecken in neuen Macs ARM-Koprozessoren, die Sicherheitsfunktionen übernehmen. Ob sie die Intel-Chips ganz aus dem Mac drängen, muss sich zeigen, mancher Beobachter erwartet erste ARM-Macs schon 2020. Es bleibt also spannend, Mac & i wird Sie auf dem Laufenden halten. (lbe)