Profi-User und andere mit schweren Mac-Problemen – schuld ist offenbar Google

Aktuell haben besonders Filmexperten Schwierigkeiten mit Apples Betriebssystem – aber nicht nur die. Es ist dann kein Neustart mehr möglich.

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Avid Media-Composer

Avids Media-Composer kann für das Problem offenbar nichts.

(Bild: Hersteller)

Lesezeit: 3 Min.

Seit Anfang der Woche gibt es immer mehr Berichte über schwerwiegende Probleme mit macOS – und hier vor allem, aber nicht nur, beim aktuellen Mac Pro von 2013. Die Meldungen kommen insbesondere aus Hollywood und betreffen besonders stark die Filmindustrie, darunter Videoeditoren und Postproduction-Spezialisten. Das Fehlerbild ist immer gleich: Aus unbekanntem Grund lassen sich die Maschinen nicht mehr neustarten und bleiben in einer Boot-Loop-Kernel-Panic-Schleife hängen. In ersten Reaktionen hieß es, dass Änderungen im Mac-Betriebssystem oder in Avids Media-Composer die Quelle sein sollen – teilweise wurde sogar spekuliert, dass ein neuer Datenschädling die Runde macht.

Avid teilte in einer ersten Reaktion mit, man untersuche das Problem, von dem "einige" Mac-Pro-Geräte betroffen seien, auf denen "manche" Avid-Produkte liefen. Der Fehler habe "Toppriorität" für die Ingenieur- und Support-Teams. Allerdings stellte sich am späten Dienstagabend heraus, dass offenbar weder Apple noch Avid die Schuldigen für den Vorfall sind. Die Geräte, auf denen Media-Composer und Co. liefen, waren nur die ersten, die ihn bemerkten, weil sie bestimmte Bedingungen erfüllen – und aufgrund eines von Avid angezeigten Lizenz-Fehlers, der offenbar durch das Problem ausgelöst wird, einen Reboot eingeleitet hatten.

Der Fehler liegt, wie das Mac-Enterprise-Blog Mr. Macintosh im Detail ausführt, offenbar an Google und dessen Browser Chrome. Betroffen sind alle Macs von mindestens macOS 10.9 bis macOS 10.14. Chrome wurde kürzlich aktualisiert und enthält auch eine neue Version der Google-Update-Routine Keystone. Diese ist schon immer – aus welchen Gründen auch immer – erstaunlich tief in macOS integriert. Die Version 1.2.13.75 verfügt über eine Komponente, die sich am "/var"-Symlink zu schaffen macht, ohne den die macOS-Bootroutine scheitert. Das lässt sich auch im Keystone-Log nachvollziehen: "Found and deleted symlink at path /var" steht darin unheilsvoll.

Dies passiert allerdings nur auf Rechnern, bei denen Apples System Integration Protection (SIP), die seit 2015 Teil von macOS ist, abgeschaltet wurde – sowie Maschinen ganz ohne SIP (macOS 10.9 und 10.10). Und hier kommt dann auch die Verbindung zu den Videoeditoren zustande: Viele von diesen haben sie im Zusammenhang mit der Verwendung von Avid-Software abgeschaltet, um offiziell nicht unterstützte (oder nur ohne SIP nutzbare) Videokarten einsetzen zu können. Entsprechend kann das System nicht verhindern, dass Keystone seinen schwerwiegenden Schabernack treibt.

Google ist über das Problem mittlerweile informiert und hat seinen Updater serverseitig deaktiviert, damit der Symlink nicht mehr zerstört wird – eine Aktualisierung für Keystone soll demnächst folgen. Auch für Betroffene gibt es mittlerweile einen Ausweg, den Google auf seine Supportseite gestellt hat. Aus der Bootschleife mit Kernel Panic kommt man über den Umweg des Wiederherstellungsmodus von macOS heraus.

Hier müssen dann in der Terminal-App mehrere Kommandos eingegeben werden, die Google publiziert hat – sie stellen den den Symlink wieder her und löschen Keystone, damit das Problem nicht erneut ausgelöst wird. Der Fall zeigt, wie wichtig SIP sein kann – Nutzer sollten das Feature wirklich nur deaktivieren, wenn es nicht anders geht (und ihnen klar ist, was möglicherweise passieren kann). (bsc)