Vor 20 Jahren: Motorola lizenziert BeOS

Während Apple noch mit dem klassischen MacOS kämpfte, wagte der damalige Mac-Cloner den Einstieg in den großen Umstieg. BeOS wurde Rechnern als Alternative beigelegt.

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Vor 20 Jahren: Motorola lizenziert BeOS

Der StarMax 4000 von Motorola war einer der Clones.

(Bild: Low End Mac)

Lesezeit: 3 Min.

So gut wie niemand mag sich mehr daran erinnern, doch vor 20 Jahren gab es eine kurze Phase, in der Firmen wie Umax, Daystar oder Power Computing offiziell lizenzierte Macintosh-Clones mit MacOS verkaufen durften. Darunter war auch Apples PowerPC-Chiplieferant Motorola mit seiner StarMax-Baureihe. Die Clone-Hersteller litten aber genauso wie Apple darunter, dass MacOS System 7.5 äußerst angestaubt war.

Apple begann das Problem mit der Übernahme von NeXT zu lösen, dessen Nextstep schließlich die Grundlage von OS X (heute wieder: macOS) bildete. Bei Motorola hatte man eine andere Idee, wie der heutige Mac & i-Chefredakteur Stephan Ehrmann am 20. Februar 1997 für heise online berichtete:

Der Apple-Lizenznehmer und Macintosh-Cloner Motorola will in Zukunft seine StarMax-Modelle nicht nur mit Apples MacOS, sondern zusätzlich auch mit dem BeOS der Be Inc. ausstatten. Eine entsprechende Lizenzvereinbarung der beiden Firmen wurde am Abend des 19. Februar veröffentlicht. Motorola will darüber hinaus mit Be zusammenarbeiten, um "auch in Zukunft die Vorteile der PowerPC-Systeme voll auszuschöpfen". Beide prüfen derzeit außerdem, wie sich BeOS auf den PowerStack-Servern und -Workstations von Motorola verhält, die bislang mit Windows NT ausgeliefert wurden.

Be-Chef und Ex-Apple-Manager Jean-Louis Gassee freut sich: nach der geplatzen Übernahme durch Apple hat er jetzt einen weiteren potenten Mac-Bauer für sich gewinnen können. Schon Power Computing (http://www.powercc.com) legt seit einigen Wochen seinen Macintosh-Clones das BeOS als Alternative zum veralteten MacOS System 7.5 bei.

Mit konsequent objektorientiertem Design und Technologien wie Speicherschutz, präemptivem Multitasking oder symmetrischem Multiprocessing kann Be bereits heute bieten, was Apple derzeit durch ein Konglomerat aus dem jüngst übernommenen NextStep und den bisherigen MacOS-Schlüsseltechnologien zu entwickeln sucht. Fertig ist das BeOS indes aber nicht: der derzeit aktuellen Developer Release 8.2 fehlen noch einige wichtige Komponenten. Das soll sich im Mai ändern, wenn die Developer Release 9 als erstes "rundes" Systempaket erscheint. Damit könnte Gassees Plan aufgehen, das BeOS als MacOS-Alternative zu etablieren. Die Entwicklung eigener Hardware (BeBox) hatte Be kürzlich aufgegeben. Weltweit haben Entwickler BeOS-Support angekündigt.

Genutzt hat die BeOS-Beilage Motorola übrigens wenig. Die StarMax-Baureihe verabschiedete sich im Sommer 1997 mit dem Modell 5000. Apple mit dem via NeXT zurückgekehrten Steve Jobs sorgte für ein Ende des Clone-Programms – zudem verkauften sich die Motorola-Geräte auch nicht sonderlich gut.

Die Meldung zur Übernahme von Next durch Apple lässt sich weiterhin auf heise online nachlesen, wenn auch ohne Diskussionsforum:

(bsc)