Die 13. Gulaschprogrammiernacht ĂĽbertraf alle Rekorde: Rund 400 Hacker trafen sich vom 30.5. bis 2.6. in der Hochschule fĂĽr Gestaltung in Karlsruhe. Sie programmierten, hackten, spielten und feierten 72 Stunden lang.
Als der Geruch von frisch gekochtem Gulasch in der Luft lag, war der Aufruhr groß. Viele zuvor noch auf Laptops gerichtete Köpfe verdrehten sich in Richtung der eintrudelnden Fleischmassen. In diesem Moment machte die Gulaschprogrammiernacht (GPN) ihrem Namen alle Ehre. Die GPN ist ein Hacker-Kongress, der in der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe stattfindet. Seit 2002 dreht sich dabei einmal jährlich alles ums Programmieren, Hacken, Basteln und Kreativsein, darüber hinaus gibt es unzählige Vorträge und Workshops. Die Teilnahme ist kostenlos. Doch da sich die GPN über Spenden finanziert, zahlten fast alle Teilnehmer einen selbst ausgesuchten Betrag. Wer mehr als 20 Euro beisteuerte, erhielt eine Kaffeetasse, eine Kaffee-Flatrate und ein Namensschild mit seinem Nickname. Vor allem Letzteres erwies sich als eine gute Idee, um die Kommunikation untereinander anzuregen. Denn nicht selten haben sich die Hacker am Nickname erkannt und sind ins Gespräch gekommen.
Viele helfende Hände
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„Wir wollen Codern und Bastlern die Möglichkeit zur Kommunikation und zum Ideenaustausch geben“, sagt Nicola Apicella (30). Der Deutsch-Italiener studiert Informatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und ist einer der Organisatoren der GPN. Er übernahm hauptsächlich die Planung der Vorlesungen und Workshops sowie die Kommunikation mit den Teilnehmern und der Fachpresse. Neben ihm gehörten zehn weitere Leute zum harten Kern des Organisationsteams. „Doch wenn die GPN erst einmal beginnt, sind viele Leute an der Gestaltung beteiligt. Jeder packt mal an, wenn es nötig oder sinnvoll ist. Ohne diese Unterstützung würden wir die GPN in dieser Größenordnung nicht stemmen können“, konstatiert Nicola Apicella.
Nicht nur von den Teilnehmern erhielten die Männer vom Entropia viel Unterstützung: Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) hat einen Saal und technisches Equipment zur Verfügung gestellt, die Tische gab es vom Stadtjugendausschuss und dem Deutschen Alpenverein, die Sofas hat das Studentenwohnheim HaDiKo bereitgestellt. Darüber hinaus hat der AStA der Hochschule Karlsruhe verschiedene Technik und www.nocpool.eu die WLAN-Ausrüstung verliehen. Doch der wichtigste Partner ist die HfG, die ihre tollen Räumlichkeiten und viel technisches Equipment zur Verfügung gestellt hat. Ebenso gab es eine sehr schnelle Internetverbindung und hackbare Gebäudeteile wie die Info-Treppe, „zwei Grundvoraussetzungen für ein Event wie dieses“, findet Nicola Apicella.
Ein ZauberwĂĽrfel fĂĽr alle
Während zwischen dem 30.5. und 2.6. oftmals die Sonne schien und die Vögel zwitscherten, qualmten in der HfG die Köpfe und surrten die Rechner. Doch das sorgte nicht etwa für eine stressige und stickige Atmosphäre. Denn der große, lichtdurchflutete Raum im Erdgeschoss bot genügend Platz für alle GPN´ler. Inmitten des Raumes standen zahlreiche Schreibtische in U-Form aneinandergereiht. An diesen Schreibtischen schlug das Herz der GPN: Überall standen Rechner, die von Club-Mate-Flaschen und Kaffeetassen gesäumt waren. Über den Köpfen der Hacker ragte eine massive schwarze Stahlkonstruktion, die die einfallenden Sonnenstrahlen teilte und für hübsche Lichteffekte sorgte. Wer sich mal ausruhen wollte, konnte das nur unweit von seinem Rechner machen: Wenige Schritte neben der Eingangstür wurde eine große Couch-Landschaft errichtet.
Neben dieser Ruhezone stand eine Tischtennisplatte, nur einen Steinwurf von ihr entfernt der Visual Cube. Die dynamische Lichtskulptur, die über Plug and Play genutzt werden konnte, war Hauptbestandteil der interaktiven Dekoration. Der aus vielen kleinen LEDs bestehende Würfel mit einer Seitenlänge von jeweils 2,75 Meter wurde von Michael und Andreas Rentschler während des Informatikstudiums am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt. Der Würfel kann mittels WLAN angesteuert und via Processing programmiert werden. Die benötigte Software war für jeden über das Internet zugänglich. Somit war er ein hackbares Gerät, dass die GPN´ler ganz nach ihren Vorstellungen bespielen und aufleuchten lassen konnten. „Die Lichteffekte waren phantastisch und haben viel Stimmung erzeugt“, findet Nicola Apicella.
Es begann mit Dosengulasch
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Die GPN entstammt einer Idee des Entropia, dem 1999 gegründeten Erfahrungsaustauschkreises des CCC. „Wir haben uns mit ein paar Leuten in den Clubräumen des Entropia getroffen und 48 Stunden drauflos gehackt“. Zur Verpflegung gab es Dosengulasch in rauen Mengen, das auf einem kleinen Elektroherd aufgekocht wurde. „Zur ersten GPN kamen gleich 80 Leute“, erinnert sich Nicola Apicella. Die Idee hat sich im Entropia-Umfeld herumgesprochen und für Begeisterung gesorgt.
Bis die GPN 2009 die HfG als Veranstaltungsort gewinnen konnte, trafen sich die nimmermüden Hacker in einem stillgelegten Industriebetrieb, einer studentischen Kneipe sowie in der Hochschule und der Uni Karlsruhe. Waren es vor drei Jahren noch 200 Teilnehmer, so strömten diesmal rund 400 Leute zur GPN und sorgten für einen Besucherrekord. Die GPN zieht offensichtlich in erster Linie Männer an, die Frauenquote liegt bei rund fünf bis zehn Prozent. Schwarz ist die dominierende Farbe der Anziehsachen, bei Männer wie Frauen gleichermaßen. Doch manche fielen auch durch bunte oder schrille Outfits aus der Reihe. So zum Beispiel der junge Mann mit der orangefarbenen Latzhose und jener mit roten langen Haaren und einem Schottenrock.
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