Das iPhone 16 und das Glowtime-Event: Wie Apple die Zuschauer zum Glühen brachte

Auch ein perfekt inszenierter Werbefilm konnte nichts daran ändern: Apple hatte zum iPhone 16 nicht so viel wie früher zu bieten. Und es gab eine bittere Pille.

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(Bild: Apple / Bearbeitung: ho)

Lesezeit: 4 Min.

Der Einstiegs-Werbespot des iPhone-Events am Montagabend deutscher Zeit war in doppelter Weise vielsagend. Nicht nur, dass er einem schon vor Apple-Chef Tim Cook verriet, dass in diesem Video drei Gerätegattungen zu erwarten sind: iPhone, AirPods und Apple Watch. Der Spot schien auch zu zeigen, wo Apple momentan seinen Weg in der Weiterentwicklung sieht: In vielen kleinen Helferlein, die einen bei Gesundheit, Bedienung und Sicherheit unterstützen. Sie bildeten später eine Art roten Faden bei den Funktionen.

Eine Analyse von Malte Kirchner

Malte Kirchner ist seit 2022 Redakteur bei heise online. Neben der Technik selbst beschäftigt ihn die Frage, wie diese die Gesellschaft verändert. Sein besonderes Augenmerk gilt Neuigkeiten aus dem Hause Apple. Daneben befasst er sich mit Entwicklung und Podcasten.

Und Apple selbst geht bei seinen Bestsellern ebenfalls auf Nummer sicher: Größer, schlanker und intelligenter waren die Attribute, die dieses Event rund um iPhone 16, AirPods 4 und Apple Watch Series 10 kennzeichneten. Die unschöne Tradition, dass im Vorfeld bereits restlos alles durchgesickert war, setzte sich dabei leider auch fort.

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Aber es war nicht der Geheimnisverrat, der im Nachgang zu kritischen Kommentaren der Zuschauer im Netz führte, der also manche in Anlehnung an das Motto "It's glowtime" zum Glühen brachte. Besonders EU-Bürger mussten zur Kenntnis nehmen, dass es seit Vorstellung der Apple Intelligence im Juni augenscheinlich überhaupt keine Fortschritte gab, die KI-Funktionen auch im Gebiet der Europäischen Union einzuführen. Festmachen ließ sich dies an dem Zeitplan, den Apple einblendete: Deutsche Sprachunterstützung ist demnach nicht in Sicht. Anders in China, wo die Einführung der Intelligence aufgrund staatlicher Einflüsse auch hakt. Trotzdem ist Chinesisch fest eingeplant.

Nun darf und muss die Anzeige im Video nicht als unumstößlich angesehen werden. Schon die Pressemitteilung Apples im Nachgang las sich versöhnlicher. Da waren die genannten Sprachen nur noch ausgewählte Beispiele. Folglich bleibt das Hintertürchen zur EU offen.

Manche hatten sich aber jenseits der Apple Intelligence ganz einfach auch sonst mehr von Apples wichtigstem Event des Jahres versprochen. In dem eine Stunde und 40 Minuten langen Video steckte auch manche Wiederholung, etwa zur Apple Intelligence, und einige Passagen wirkten gestreckt. Kurzum: Apple hatte in früheren iPhone-Keynote auch schon mal viel mehr zu zeigen.

Aber es gab auch zweifelsfrei Highlights in dieser Produktvorstellung:

  • Die Apple Watch Series 10: Apples in Hardware gegossene Würdigung von 10 Jahren Apple Watch wertet die zuletzt im Aussehen festgelegte Series-Reihe optisch deutlich auf. Das dünnere Gehäuse und das größere Display zeigen, dass Apple den Bestseller im Schatten der teureren Ultra nicht vergessen hat. Funktionell freilich passiert nicht ganz so viel Neues. Doch hier bleibt sich die Series-Uhr treu: Die zehnjährige Erfolgsgeschichte des Wearables war streckenweise immer schon eine Geschichte der kleinen Schritte.
  • Die AirPods Max haben doch eine Zukunft: Es musste einem nach vier Jahren ohne Veränderung schon ein wenig bange sein um die Zukunft der AirPods Max. Das Flaggschiff der Apple-Hörer, das mit seiner Bauform aus der Reihe der sonstigen AirPods tanzt, hatte 2020 schon einen holperigen Start. Jetzt gibt es nicht nur die überfällige Umstellung des Anschlusses von Lightning auf USB-C, sondern auch neue Farben und Spatial Audio – vor allem aber bekennt Apple sich dazu, dass die Kopfhörer eine Zukunft haben.
  • Ein neuer Kamera-Knopf im iPhone: Der neue Kameraknopf in allen neuen iPhones der 16-er-Reihe ist das Anerkennen einer Realität, dass für viele Nutzer das Smartphone weniger ein Telefon als eine Kamera mit Internetfunktion ist. Kurios ist nur der Zeitpunkt: Inzwischen ist eine ganze Generation von Menschen mit dem iPhone aufgewachsen, die zeitlebens nur mit dem Fingertipp auf das Display ihres Smartphones fotografiert haben. Apple hat den Kamera-Button aber im Vergleich zum Action-Button des Vorjahres reich mit Funktionen belegt, sodass er wirklich nützlich sein könnte.
  • Größere Displays für das iPhone 16 Pro (Max): Auch wenn Apple am Design des iPhones insgesamt wenig rüttelt, bekommen Käufer der Pro-Geräte immerhin eine kleine Zugabe bei der Größe des Bildschirms.

Obwohl vielleicht die Tech-Nerds nicht allesamt zufrieden sind: Das neue iPhone 16 mit A18, Kamerabutton und neuem Design, die AirPods 4 und die Apple Watch Series 10 könnten trotzdem zu Bestsellern werden, weil sie eben nicht jene ansprechen sollen, die die Topmodelle kaufen. Bislang bewies Apple hier oft ein gutes Näschen. Allen Kritiken zum Trotz.

(mki)