Megabytes an Software im Fernseher

Seite 2: Megabytes an Software im Fernseher

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Theo Claasen: Wie weit kann man Litografie noch als konventionell bezeichnen? Wenn Sie sich den Herstellungsprozess für 1 Mikrometer ansehen und das vergleichen mit dem aktuellen 90-Nanometer-Node – das ist immer noch CMOS-Technologie, aber da hat sich doch eine ganze Menge geändert. Trotzdem ist das noch immer konventionelle Litografie – wir sind da einem evolutionären Pfad gefolgt.

Wie weit kann man das treiben? Die Vorhersage sieht so aus, dass man ohne jeden Zeifel bis 45 Nanometer kommt. Ich denke, dass die Immersionslitografie uns ohne Probleme erlauben wird, Strukturbreiten von 45 Nanometer herzustellen. Für den nächsten Knoten – 32 Nanometer – brauchen wir vermutlich EUV – extremes Ultraviolett. Die Hinweise, dass wir das schaffen, sind vielversprechend, aber der Beweis muss noch erbracht werden. Da ist noch einiges an Arbeit zu tun, aber in der Branche gibt es keinen Zweifel daran, dass wir das schaffen. Die Frage ist nur, wann diese Technologie zur Verfügung stehen wird. Dann geht es weiter. Immer unter der Voraussetzung, dass wir im Zweidimensionalen bleiben, kommen wir zum 15-Nanometer-Knoten. Dort fangen die Dinge an, extrem schwierig zu werden.

Meine Vorhersage lautet also: Innerhalb der nächsten Dekade ist alles in Ordnung. Möglicherweise gibt es eine leichte Verzögerung in der Entwicklung wegen des Überganges von der optischen Litografie zu EUV-Verfahren. Danach wird es sehr fraglich, wie man die Entwicklung weitertreiben kann.

TR: Haben Sie eine Idee, was danach kommen könnte?

Theo Claasen: Nein, die habe ich nicht. Es kann aber sein, dass es uns wieder so geht, wie oftmals in der Vergangenheit: Jedesmal wenn wir gedacht haben, wir stehen vor dem letzten möglichen Node, gab es eine Erfindung, die die Lebensdauer der CMOS-Technologie wieder ausgedehnt hat.

TR: Sie haben auch die Software-Entwicklung angesprochen. Auf diesem Gebiet hat man ja zunehmend mit der Komplexität großer Systeme zu tun. Ist das ein Problem für Sie?

Theo Claasen: Es ist ein Problem. Sehen Sie, bei vielen Anwendungen, die wir bedienen, ist der Kunde sehr viel weniger tolerant als der durchschnittliche Computer-User. Wir wir zu sagen pflegen: Auf einer Ferbedienung will man keine Control-Alt-Delete-Tasten. Die Software sollte fehlerlos arbeiten, einfach zu installieren sein und ein intuitiv bedienbares User-Interface besitzen. In den High-End-Fernsehern haben wir bereits jetzt Megabytes an Software.

TR: Philips ist einer der wenigen Elektronik-Konzerne , der in Europa sitzt. Wie beeurteilen Sie diesen Standort für ein Hightech-Unternehmen wie Ihres?

Theo Claasen: Lassen Sie mich zunächst widersprechen. Zwar befinden sich unser Ursprung und das Philips Hauptquartier in Europa. Aber ich denke, noch mehr als jedes andere europäische Unternehmen operieren wir global. Über 60 Prozent unserer Umsätze machen wir in Asien – 30 Prozent allein in China. Das bedeutet, dass wir in der Zwischenzeit auch eine Menge unserer Ressourcen nach Asien verlagert haben. Ich würde uns nicht mehr als ein wirklich europäisches Unternehmen bezeichnen. Obwohl wir noch immer einen Teil unserer Produktion und auch Forschung und Entwicklung in Europa haben, installieren wir Forschung und Entwicklung zunehmend in China und in Indien, um diesen Märkten und den Kunden, die wir dort haben, näher zu sein.

TR: Also ihr Hauptargument für Forschung und Entwicklung in China sowie Asien sind nicht die Kosten, sondern es ist die Nähe zum potenziellen Kunden? Habe ich das richtig verstanden?