Mittelfinger an alle Gamer: Grafikkarten immer noch zu teuer
Überfüllte Lager, neue Grafikkartengeneration in den nächsten Monaten, versprochene Rabattaktionen … wo bleiben die günstigen GPUs, fragt sich Mark Mantel.
Nvidia beklagt sich lautstark über zu volle Grafikkartenlager, die man mit Rabattaktionen angehen möchte. AMD versteckt die Verkaufszahlen seiner Radeon-Grafikkarten neuerdings in Gaming-Bilanzen, in die auch alle Semi-Custom-Prozessoren für Spielekonsolen wie die Playstation 5 und Xbox Series X fließen, um nicht auf das Minus bei Desktop-GPUs eingehen zu müssen. Und trotzdem sind die Preise für Grafikkarten weiterhin überzogen. Was erlauben?
Fast zwei Jahre ist die aktuelle Grafikkartengeneration mit AMDs Radeon RX 6000 und Nvidias GeForce RTX 3000 schon alt. Bis heute liegt der Preis der meisten Modelle deutlich über den zur Markteinführung abgegebenen Preisempfehlungen. So kostet etwa die günstigste GeForce RTX 3070 im Preisvergleich 560 Euro – Nvidias ursprüngliche UVP lag bei 500 Euro. Bei der GeForce RTX 3060 Ti steht der günstigste Handelspreis bei 480 Euro zu 400 Euro UVP. Zuletzt stiegen die Preise teilweise sogar wieder, etwa bei der GeForce RTX 3080 ab nunmehr 800 Euro.
Bei AMD unterschreiten immerhin ganze zwei der 2020 vorgestellten Modelle die UVP knapp: die Radeon RX 6900 XT ab knapp 900 Euro und die Radeon RX 6700 XT ab 470 Euro.
Lassen Sie sich nicht täuschen
Einzig bei den jüngeren Neuauflagen und High-End-Modellen sind größere Rabatte erkennbar, allerdings spielt man da mit UVP-Vergleichen AMD und Nvidia in die Narrative der ach so tollen Grafikkartenpreise. Denn bei Modellen wie der GeForce RTX 3090 Ti, GeForce RTX 3080 Ti, Radeon RX 6950 XT und Radeon RX 6750 XT war die hohe Nachfrage primär durch Krypto-Miner längst eingepreist. Diese Krypto-Nachfrage ist praktisch über Nacht weggebrochen.
AMD scheint sich derweil generell wenig für die Preisbewegungen im Handel zu interessieren. Im offiziellen Store – betrieben von Digital River – steigen die Preise wöchentlich, mehr oder weniger parallel zum Euro-US-Dollar-Kurs. Da kostet eine Radeon RX 6950 XT derzeit schlanke 1310 Euro. Und in den USA sieht es auch nicht besser aus – bei Newegg etwa werden die UVPs fleißig überschritten.
... vor allem nicht von aktuellen Rabatten
Angebliche Rabattaktionen wie der "Nvidia Summer Sale" mit "über 80 Grafikkarten zu stark reduzierten Preisen" (in Nvidias Mail fett geschrieben) erscheinen da wie Hohn an alle, die seit zwei Jahren auf eine bezahlbare Gaming-Grafikkarte warten. Da wird im allerersten "Deal Highlight" etwa mit einer Aorus GeForce RTX 3090 Ti Xtreme Waterforce 24G für 1649 statt 1779 Euro geworben.
Das ist ein Mittelfinger an alle Gamer, denen sich die Hersteller nach zwei Jahren Desinteresse wieder anbiedern wollen, mit dem Versuch, noch möglichst viel Geld aus der alternden Grafikkartengeneration herauszuquetschen. Na, danke. Da bleibe ich lieber bei meiner fast vier Jahre alten Mittelklasse-GPU. Vor allem, wenn AMD schon seine RX-7000-Serie fürs Jahresende bewirbt und der Nvidia-Chef Jensen Huang Analysten mit der RTX-4000-Baureihe vertröstet.
Aktuelle Grafikkartenpreise (Verlinkungen zum Preisvergleich finden Sie in der rechten Spalte) | |||
Grafikkarte | Ursprüngliche UVP | Letzter Preis im Herstellershop | Aktuelle Preise (ab) |
RTX 3090 Ti | 2.250 € | 2.250 € | 1.350 € |
RTX 3090 | 1.500 € | 1.650 € | 1.200 € |
RTX 3080 Ti | 1.200 € | 1.270 € | 980 € |
RTX 3080 | 700 € | 760 € | 800 € |
RTX 3070 Ti | 620 € | 650 € | 670 € |
RTX 3070 | 500 € | 550 € | 560 € |
RTX 3060 Ti | 400 € | 440 € | 480 € |
RTX 3060 | 330 € | - | 380 € |
RTX 3050 | 280 € | - | 300 € |
RX 6950 XT | 1.240 € | 1.310 € | 1.000 € |
RX 6900 XT | 1.000 € | 1.190 € | 890 € |
RX 6800 XT | 650 € | - | 750 € |
RX 6800 | 580 € | - | 630 € |
RX 6750 XT | 620 € | 655 € | 520 € |
RX 6700 XT | 480 € | - | 470 € |
RX 6650 XT | 450 € | - | 400 € |
RX 6600 XT | 380 € | - | 400 € |
RX 6600 | 340 € | - | 280 € |
RX 6500 XT | 210 € | - | 190 € |
(mma)