OpenAI: The Future is Money

Angefangen hat OpenAI als explizit dem Allgemeinwohl verpflichtete Non-Profit-Organisation. Das ist Geschichte. Jetzt soll die KI den Konzerngewinn maximieren.

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Von
  • Kathrin Stoll

OpenAI, das Start-up hinter dem KI-Chatbot ChatGPT, hat kürzlich eine Partnerschaft mit der Unternehmensberatung Bain & Company bekannt gegeben: Die Allianz bringe "Klarheit in die sich stetig erweiternde Liste möglicher Business-Anwendungen", indem sie "OpenAIs Technologie mit Bains umfassendem Verständnis von Geschäftsstrategie und sozialer Verantwortung verbindet". Erster Kunde: Coca-Cola.

Wer da beim Lesen stellvertretend eine gewisse kognitive Dissonanz empfindet, ist wahrscheinlich nicht alleine. Angefangen hat OpenAI 2015 als Non-Profit-Organisation, laut Mission-Statement ausdrücklich dem Allgemeinwohl verpflichtet. Sie versprach, ihre Forschungen und Entwicklungen darauf auszurichten, dass die künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekommt. Man wolle ausdrücklich "verhindern, dass die Technologie Menschen schadet oder eine übermäßige Machtkonzentration herbeiführt". 2019 hat sich OpenAI dann neu und zu Teilen als gewinnorientiertes Unternehmen aufgestellt, die Aura von Gemeinnützigkeit wurde allerdings sorgsam konserviert.

Dass OpenAI sich jetzt ausgerechnet mit Bain verpartnert, kann man schon fragwürdig finden: Erst 2022 war die Unternehmensberatung derart in einen Korruptionsskandal verwickelt, dass südafrikanische Behörden sie als Beraterin des öffentlichen Sektors für mehrere Jahre gebannt haben. Ironischerweise behauptet OpenAI in seinem Mission Statement auch heute noch, das Wohl der Menschheit stehe im Fokus.

Dass der Zusammenschluss ganz unverhohlen das Ziel verfolgt, mit den Technologien von OpenAI Konzerngewinne zu maximieren, ist vor diesem Hintergrund geradezu lächerlich. Weder braucht die Menschheit noch mehr Gewinne für Konzerne noch eine derartige Verflechtung von potenziell zukunftsweisender Technologie und den Interessen von Großkonzernen. Was die Welt stattdessen bräuchte, wären Lösungen für ein paar dringende Probleme.

Relativ weit oben auf der Liste solcher Probleme, an deren Milderung man als gemeinnütziges KI-Start-up hätte arbeiten können, stünde zum Beispiel der Klimawandel. Denn natürlich kommt künstliche Intelligenz auch in der Klimaforschung zum Einsatz. Wie Wissenschaftler KI – wenn auch in diesem Fall keinen Chatbot von OpenAI – zur Beobachtung des Klimas nutzen und was das bringt, lesen Sie im c't-Beitrag "KI gegen die Erderwärmung".

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