Pro & Contra: Sollte man eine Corona-Impfpflicht einführen?

Seite 2: Contra: Versprochen ist versprochen

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Es gibt keine wirksamere Waffe im Kampf gegen Corona als eine hohe Impfquote. Und es gibt keine vernünftigen Argumente gegen eine Impfung (außer natürlich, individuelle medizinische Gründe sprechen dagegen).

Insofern stimmte ich mit meinem Kollegen Wolfgang Stieler vollkommen überein. Trotzdem bin ich – zumindest bei Corona – gegen eine generelle Impfpflicht. Dafür habe ich nur ein Argument, aber das halte ich für sehr zentral: Führende Politiker haben wieder und wieder versprochen, dass keine Impfpflicht kommen wird. Zu ihrem Wort müssen sie nun stehen.

Gregor Honsel.

Ob es vernünftig war, sich schon in der Frühphase der Pandemie darauf festzulegen? Sicherlich nicht. Natürlich war damals nicht abzusehen, wie sich die Pandemie weiterentwickeln würde. Doch abzusehen war durchaus schon, dass die weitere Entwicklung eben nicht abzusehen ist. Trotzdem hat die Politik ihren Handlungsspielraum durch dieses Versprechen ohne Not beschränkt.

Aus dieser Nummer kommt die Koalition nun nicht wieder heraus. Es wäre für das ohnehin fragile Vertrauen in die Politik verheerend, jetzt plötzlich doch noch eine Impfpflicht einführen zu wollen, nur weil die Dinge – Überraschung! – nun doch etwas anders laufen, als man sich das vorgestellt hat. Dies wäre Regieren auf Walter-Ulbricht-Niveau.

Unbenommen davon sollten alle Möglichkeiten diesseits einer harten, für alle verpflichtenden Impfpflicht ausgenutzt werden. Etwa, indem Ungeimpfte für ihre Tests selber zahlen müssen oder von bestimmten Veranstaltungen ausgeschlossen werden.

Impfgegner sprechen gerne von ihrer „Freiheit“. Gut, dann müssen sie auch die Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen. Alles andere würde bedeuten, eine ganze Gesellschaft wegen weniger Verbohrter in Sippenhaft zu nehmen. Mit einer „indirekten“ Impfpflicht oder „Privilegien“ für Geimpfte hat das alles nichts zu tun. (Gregor Honsel) / (grh)