Pro & Contra: Zweite Chance für Apple-Aussortiertes

Mit dem HomePod und den Apple-Displays bringt Apple einst eingestellte Geräte wieder auf den Markt. Eine gute Idee?

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Viele Apple-Produkte sind erfolgreich, doch manche stampft der Hersteller ein, ohne einen Nachfolger auf den Markt zu bringen. Doch manche Geräte bekommen eine zweite Chance: So folgte kürzlich auf den vor zwei Jahren eingestellten HomePod ein neues Modell. Sollte Apple mehr eingestellte Modellreihen wiederbeleben?

Holger Zelder wünscht sich mehr gelungene Comebacks.

Kaum flog der erste HomePod aus dem Sortiment, schossen die Preise für die Restposten in die Höhe. Der weiterhin erhältliche HomePod mini konnte zwar mit Smart-Home-Fähigkeiten und niedrigem Preis punkten, doch wünschten sich genügend Nutzer einen besseren Klang. Gut, dass Apple dem großen Siri-Lautsprecher eine zweite Chance gibt und einen Nachfolger auf den Markt gebracht hat.

Manchmal lohnt es sich, eingestellte Geräte noch mal auf den Prüfstand zu stellen, Macken auszumerzen und in überarbeiteter Form zurückzubringen. Dass diese Formel funktioniert, hat Apple doch schon bei den Bildschirmen gezeigt, auf die Nutzer seit 2016 gewartet hatten: Mit dem Pro Display XDR und dem Studio Display folgten gleich zwei Monitore mit sehr guten Bildeigenschaften und klasse Designs auf das eingemottete Thunderbolt-Display.

Sicher, nicht für jedes Gerät wäre eine Neuauflage sinnvoll. Den iPod zum Beispiel haben iPhone und Apple Watch mit ihren Musikfunktionen mehr als ersetzt. Aber Apple sollte auf seine Kunden hören und beliebte eingestellte Produkte wiederbeleben. Viele Nutzer wünschen sich etwa eine neue Time Capsule mit zeitgemäßem WiFi-Standard, um alle Geräte im Haushalt zu sichern. Auch eine Neuauflage der AirPort Express, die Lautsprecher AirPlay-2-fähig machen könnte, wäre sicherlich beliebt. Vielleicht haben sie ja Glück: Gerüchte über die Rückkehr der AirPort-Reihe halten sich hartnäckig.

Natürlich gibt es auch Router, Displays oder Smart Speaker von anderen Herstellern. Doch nicht alle fügen sich so gut ins Apple-Ökosystem ein. Mancher Admin trauert macOS Server hinterher. Digitale Nomaden würden sich über die Rückkehr des kompakten 12-Zoll-MacBooks freuen. Desktop-Nutzer, die einen großen All-in-One-Rechner suchen, geben sich kaum mit dem 24-Zoll-iMac zufrieden und erwarten die Neuauflage des eingestellten 27-Zöllers. Und persönlich hoffe ich, dass das iPhone auch als Mini-Variante zurückkehrt. (hze)

Johannes Schuster findet, Apple sollte sich auf seine Stärken fokussieren.

Die Produkte hat Apple ja wohl nicht grundlos eingestellt, sondern weil sie erfolglos oder einfach nicht gut waren. Warum sollen sie jetzt wiederkommen? Stattdessen haben auch andere Hersteller schöne Produkte, die Apple besser unterstützen sollte.

Es ist zwar schön, gut aussehende Geräte wie ein Apple-Display mit wenig Kabelsalat auf dem Schreibtisch zu haben, aber weitreichende Integration hat auch Nachteile. Ist die Hardware zu nah am System des Herstellers, kann man sie nicht anderweitig verwenden. Ein Apple-Display hat keine Knöpfe und lässt sich ohne Treiber nicht steuern, den Apple Display Connector (ADC) gab es nirgends sonst. Für manche Apple-Netzwerk-Drucker gab es keine Treiber für andere und spätere Betriebssysteme, manche hatten statt LAN-Port lediglich das proprietäre AppleTalk an Bord. Die QuickTake-Kamera verwendete eine serielle Schnittstelle, die nur bei Macs vorkam. Mäuse und Tastaturen brachten vor der Einkehr von USB den Apple Desktop Bus (ADB) mit. Im Ergebnis hatte Apple die Kontrolle über die Hardware am Mac, der Anwender musste sie aber teuer bezahlen und war in seiner Auswahl stark eingeschränkt.

Time Machine ist ungemein praktisch und funktioniert mit einer Time Capsule auch drahtlos gut, weil Apple in ein Modell seines Routers AirPort eine Festplatte eingebaut hatte. Aber warum nicht die üblichen Netzwerkfreigaben in macOS nutzbar machen? Die meisten Router haben eine USB-Schnittstelle und können viele Dinge besser, zum Beispiel Mesh-WLAN, DECT-Telefonie oder VPN. Mehr Ausgänge an den Macs, etwa DisplayPort 1.3 für 5K-Displays, wären gut und Apple sollte endlich Multi Stream Transport (MST) in macOS unterstützen, sodass man an Docks mehrere Monitore sinnvoll betreiben kann (und nicht nur gespiegelt).

Neue LaserWriter, Cinema-Displays, Soundsticks mit Subwoofer, QuickTakes oder AirPorts brauche ich nicht. Apple sollte sich auf die Sachen konzentrieren, die sie am besten können, und ansonsten offene Industrie-Standards unterstützen. (jes)

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(hze)