Pro & Contra: Weg mit dem Apple-Zubehör?

Apple stellt seine eigenen Bildschirme und WLAN-Router ein – und auch andere Produkte könnten bald dran glauben. Ist die Konzentration auf das Hauptbusiness sinnvoll?

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Pro & Contra
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Artikel aus Mac & i Heft 6/2016, Seite 7

Ben Schwan meint: besser kein Zubehör als halbgares, veraltetes und überteuertes.

Ich war viele Jahre lang ein großer Fan von Apples Peripherieprodukten. Ich habe in meinem Leben mindestens schon fünf AirPort- beziehungsweise Time-Capsule-Basisstationen erworben und liebäugelte immer wieder mit den Bildschirmen des Konzerns (wenn die nur nicht immer so verdammt teuer gewesen wären!). Selbst Apples misslungene Beschallungslösung iPod Hifi hätte ich mir fast mal in die Wohnung gestellt.

Das war aber zu einer anderen Zeit. Damals wurden die Zubehörgerätschaften mindestens alle ein bis zwei Jahre auf den neuesten Stand gebracht, kamen mit aktueller Technik und schönem Design. Das ist seit längerem perdu. Apple veralbert mit seiner Peripherie schon seit Jahren die Kundschaft. Das 2011 erstmals erschienene Thunderbolt-Display wurde bis zum Schluss zum unmöglichen Vollpreis verkauft, die 2013 zuletzt überholten AirPort-Basisstationen ebenso. Wer so etwas erwirbt, muss Apple schon sehr lieben. Und es bestätigt die (oft genug falsche) Vorstellung mancher Apple-Hasser, der Konzern aus Cupertino verkaufe Unaktuelles zu Premium-Preisen.

Umso konsequenter finde ich, dass Apple das Monitorgeschäft nun dem Partner LG überlässt und AirPort ganz aufgibt, wie es in glaubwürdigen Berichten heißt. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wenn Apple wirklich im Peripheriemarkt mitmischen will, dann sollte der Konzern dem Geschäftsbereich genügend Ressourcen zukommen lassen und regelmäßig die beste Technik liefern.

Ein langsames Dahinsiechen nützt niemandem. Dann lieber vollständig aufs Kerngeschäft, also iOS-Geräte und Macs plus iCloud und Co., konzentrieren. Und wo wir gerade dabei sind: Wie wäre es, den Variantenreichtum beim iPhone zu lichten? Braucht man wirklich drei Speichergrößen und fünf Farben bei einem Mobiltelefon? (bsc)

Leo Becker glaubt, dass nützliche Peripherie Apples Kerngeschäft dient.

Apples Thunderbolt-Display und die AirPort-Stationen riechen schon etwas streng, keine Frage. Doch ist das noch lange kein Grund, gleich beide Produktkategorien aus dem Fenster zu werfen. Wer den Mac auch aus ästhetischen Gründen anderen PCs gegenüber bevorzugt, wird nun gezwungen, zwischen mehr oder minder unansehnlichen Displays von Dritt-Herstellern zu wählen.

LGs UltraFine-Display darf sich zwar mit Integrationsfedern schmücken: Es lädt das MacBook Pro auf und lässt sich über die Tastatur ansteuern. Doch bleibt es ein schwarzes Monstrum, das den Schreibtisch dominiert. Ein weiterer Minuspunkt: Apples Bildschirme wurden von der Garantieerweiterung AppleCare abgedeckt. Geht das UltraFine irgendwann kaputt, darf man sich mit LG herumschlagen. Das Gleiche gilt für die Router.

Allein Apple ist in der einzigartigen Position, für ein möglichst perfektes Zusammenspiel der eigenen Hardware zu sorgen – dies stärkt das Kerngeschäft mit iPhone, iPad und Mac. Eine aus unerfindlichen Gründen schlechte WLAN-Verbindung dürfte zu den nervendsten Computer-Problemen überhaupt zählen. Wichtige Apple-Techniken von Handoff und Continuity über die Privatfreigabe bis hin zu AirPlay sind auf ein schnelles und störungsfreies Funknetz angewiesen.

Selbst Start-ups schaffen es längst, kleine Funkstationen auf den Markt zu bringen, die mit geringem Konfigurationsaufwand das Zuhause bis in die letzte Ecke abdecken. Das müsste Apple problemlos möglich sein – mit überschaubarem Aufwand.

Apple sollte mehr Peripherie bauen, nicht weniger. Nur zu gerne würde ich mir von Design-Chef Jony Ive die für ein vernetztes Apple-Lautsprechersystem eingesetzten Produktionsprozesse erklären lassen, ebenso wie für den Apple-Rauchmelder und die Siri-gesteuerte Kaffeemaschine. Dafür darf sich das Unternehmen gerne aus dem Geschäft mit Design-Büchern zurückziehen. (lbe)

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