Deutsche-Post-Chef: Jeder Job könnte in 15 Jahren verschwinden

Wer heute einen Beruf lernt muss damit rechnen, dass in 15 Jahren eine Maschine die Arbeit erledigt. Ein Ausweg sei lebenslanges Lernen, meint Frank Appel.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 711 Kommentare lesen
Künstliche Intelligenz als Hilfswissenschaftler: KI revolutioniert die Forschung

(Bild: Phonlamai Photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Arbeitnehmer müssen sich Deutsche-Post-Chef Frank Appel zufolge darauf einstellen, dass ihre Jobs in absehbarer Zeit von Maschinen übernommen werden könnten. "Ist man jung, gibt es unabhängig davon, welchen Beruf man sich aussucht, keine Garantie, dass er in 10 bis 15 Jahren noch existiert", sagte Appel am Samstag auf der Innovationskonferenz DLD in München. "Es ist definitiv nicht mehr möglich, dass man 50 Jahre lang in einem Unternehmen im selben Job bleiben kann." Ein Ausweg sei lebenslanges Lernen – dafür müsse aber das Bildungssystem grundlegend umgestaltet werden.

Vor allem Systeme auf Basis künstlicher Intelligenz können den Menschen in immer mehr Berufen ablösen. Das können zum Beispiel Chatbots statt Call-Center-Mitarbeitern sein, oder Software, die in Anwaltskanzleien automatisch Unterlagen prüft. Fachleute warnen schon seit einiger Zeit, dass damit mit der Zeit dramatische Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt drohen.

Mehr Infos

Lesen Sie dazu auch auf heise online:

Die vom Medienkonzern Burda veranstaltete DLD-Konferenz (Digital Life Design) steht in diesem Jahr unter dem Motto "Optimism & Courage" (Optimismus und Mut). Damit wolle man ein Zeichen gegen den "grundsätzlichen Technik-Pessimismus" setzen, sagte Organisatorin Steffi Czerny.

[Update 20.1.2019 15:10 Uhr:] Die Ausbreitung von künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt wird nach Ansicht eines der führenden Experten bei all ihrer Wucht auch viele Jobs verschonen. In den kommenden 15 Jahren würden zwar viele Arbeitsplätze entweder eins zu eins durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz besetzt – oder als Folge des strukturellen Wandels diverser Branchen wegfallen, sagte der KI-Forscher Kai-Fu Lee am Sonntag auf der Innovationskonferenz DLD in München. "Aber es gibt auch viele Gründe für Hoffnung."

Denn künstliche Intelligenz sei nicht gut in kreativen, strategischen Aufgaben, die Planung oder den Umgang mit Ungewissheit erforderten, betonte Lee. Sie sei eher ein Werkzeug, um auf Datenbasis Aufgaben in einem klar definierten Bereich zu lösen. "Wenn sie kreativ sind und etwas Neues aufbauen – diese Jobs sind sicher, künstliche Intelligenz kann das nicht."

Sicher seien aber auch Arbeitsplätze, in denen Beziehungen zwischen Menschen im Mittelpunkt stünden. Lehrer, Krankenschwestern, Altenpfleger, Ärzte oder Reiseführer – bei solchen Jobs werde es sogar Zuwächse geben. "Denn künstliche Intelligenz kann nicht Vertrauen, Empathie und Mitgefühl im zwischenmenschlichen Umgang vortäuschen." Außerdem würden im KI-Umfeld auch ganz neue Arbeitsplätze entstehen. Aus diesen Gründen sehe er keine Gefahr von Massenarbeitslosigkeit.

Insgesamt sieht Lee China und die USA in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die Führungsrolle bei künstlicher Intelligenz. Er rechne fest damit, dass chinesische Unternehmen, die heute im Heimatmarkt dominieren, ihre Technologien auch international an den Markt bringen werden, sagte der 57-Jährige, der unter anderem für Apple, Microsoft und Google gearbeitet hatte und jetzt als Investor aktiv ist.

Die Gefahr für Europa sei, dass es bei der Dominanz von zwei solch großen Playern "keine Bronze-Medaille gibt". Dabei sei die KI-Forschung auf dem Kontinent sehr stark – aber wenn es zum Geldverdienen komme, landeten die europäischen Fachleute dann im Silicon Valley. (bme)