Vobis: Alles neu, aber nach bewährtem Muster

Mit einem Gesellschafterwechsel bricht bei Vobis eine neue Ära an. Jürgen Bochmann, Siegfried Raisin und Dr. Jürgen Rakow überführen das bisherige Geschäft der Vobis AG in eine GmbH und künden Wachstum sowie mehr Unterstützung für Franchisepartner an.

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Bereits rückwirkend zum 1. Januar 2008 wurde das Stationär-, Franchise- und Online-Geschäft der Vobis AG in eine neu gegründete Vobis GmbH überführt. Als Gesellschafter sind die 3 langjährigen Vobis-Manager Jürgen Bochmann, Siegfried Raisin und Dr. Jürgen Rakow eingetragen, die nach eigenem Bekunden den bisherigen "Erfolg mit aller unternehmerischen Kraft fortführen" wollen: "Und das geht nun einmal am besten, wenn man alle Zügel selbst in der Hand hat" und in der unternehmerischen Handlungsfreiheit nicht durch die Vorgaben der Investoren eingeschränkt ist.

Die mit der damaligen Gründung der Vobis AG eingeleitete Sanierung des Unternehmens ist abgeschlossen, erklärt Bochmann gegenüber heise resale. Mit dem Rückzug der Investoren sei der Weg für den "Neustart" der Franchisegruppe unter dem Dach der Vobis GmbH frei geworden. Während die beiden ehemaligen Vorstände der Vobis AG, Bochmann und Raisin, sich die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft teilen werden, will die graue Eminenz Jürgen Rakow als Berater "die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen".

Die Überführung sämtlicher Geschäfte auf die GmbH soll ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Franchise-Partnerbetriebe erfolgen – alle Verträge laufen unverändert weiter. Auch die Abkommen mit dem größten Teil der bisherigen Lieferanten laufen weiter, verspricht die Vobis-Führungsriege. Getreu ihrem Motto: "Kontinuität gepaart mit mehr Unternehmertum" richten die Gesellschafter den Blick nach vorn und stecken sich ambitionierte Ziele für den Ausbau und die Weiterentwicklung des Franchisegeschäftes.

Nachdem das Filialnetz in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft ist – nicht zuletzt aufgrund der Schließung sämtlicher Vobis-eigenen Läden –, sollen nun wieder neue Handelspartner für das Konzept gewonnen werden. "Wichtig für die Zukunft ist die weitere Akquisition von Franchisenehmern, damit wir 10 bis 12 neue Stores pro Jahr eröffnen können", betont Rakow. Um zum einen den Einstieg bei Vobis zu erleichtern und anderseits neue Geschäftspotenziale zu erschließen, hatten Jürgen Bochmann und der ehemalige ComTeam-Chef Karl Ulrich Schönemeyer schon zum Jahresauftakt die qutim GmbH gegründet.

Sie soll als Einkaufs- und Marketingkooperation engagierte Fachhändler und Existenzgründer mit Ladengeschäft rekrutieren. "Bis zum Sommer wollen wir 100 Mitglieder haben", gibt sich Bochmann optimistisch. Zählt man die aktuell knapp 50 Vobis-Betriebe hinzu, wäre die Hälfte des Weges zum angestrebten Ziel bereits erreicht. Denn qutim-Mitglieder können auch in einem zweiten Schritt – eine entsprechend positive Geschäftsentwicklung vorausgesetzt – zum Vobis-Franchisenehmer "aufsteigen". Auch soll die Attraktivität einer Zusammenarbeit mit Vobis wieder deutlich verbessert werden. "Dazu gehört natürlich, dass wir unser Franchisesystem weiterhin optimieren. Schwerpunkte unserer Tätigkeiten sind finanzielle und vertriebliche Unterstützung unser Partner", erläutert Rakow.

Auf diesem Schlachtfeld tritt Vobis gegen ebenfalls etablierte Konkurrenz wie die Bielefelder Synaxon AG an, die insbesondere mit ihrer Franchisekette PC-Spezialist im gleichen Terrain aktiv ist. Beide Seiten liefern sich derzeit einen regen Schlagabtausch, wenn es um die Gewinnung neuer Partnerbetriebe geht. Während PC-Spezialist mit dem Bad Homburger Unternehmer Dietmar Licht zum Jahreswechsel einen neuen Franchisenehmer präsentieren konnte, der ehemals Vobis-Partner war, konterten die Potsdamer Mitte März. Die Oldenburger Firma EDV-Service Horch ersetzte das PC-Spezialist-Franchise durch jenes von Vobis. Inhaber Andreas Horch ist sozusagen sogar ein Vobis-Rückkehrer: er war in der Vergangenheit mehrere Jahre für Vobis tätig – unter anderem als Filialleiter.

"Die Leistungen und Gesamtpaket des Vobis-Franchisesystems haben mich überzeugt. Zudem weiß ich, dass es bei Vobis partnerschaftlich und fair zugeht", kommentierte Horch anlässlich der Eröffnung seines Vobis-Ladens. Horchs positive Überzeugung teilen unterdessen nicht alle verbliebenen Franchisenehmer, wie Recherchen von heise resale gezeigt haben. Unter den Vobis-Partnern wuchs in den vergangenen Jahren und Monaten der Unmut über die immer weiter beschnittenen Leistungen. Ein drastischer Einschnitt erfolgte beispielsweise Anfang 2006, als die bis dahin übliche Push-Ware mit Rückgaberecht (Konsignationsware) abgeschafft und den Franchisenehmern das komplette finanzielle Risiko für die Waren im Laden übertragen wurde.

Auch der Vobis-Webshop, den die mittlerweile in einem Insolvenzverfahren steckende product + concept Gesellschaft für mehr Innovation im Handel mbH bis Januar 2008 betrieben hatte, war den Franchisenehmern ein steter Dorn im Auge. Die Konkurrenzsituation zwischen Ladengeschäften und Internethandel will Vobis jedoch mit der Übernahme des Webshops in Eigenregie seit 1. Februar abgeschafft haben: "Jetzt sind unsere Franchisenehmer sozusagen das verlängerte Lager unseres Shops und gleichzeitig Ansprechpartner vor Ort, gegebenenfalls sogar Auslieferstation", versichert Bochmann.

Die Zukunftschancen der Vobis-Handelspartner sieht Bochmann im Konvergenzmarkt von IT und TK. Mit dem erforderlichen Know-how für das Cross-Selling entsprechender Lösungen und ergänzenden Serviceangeboten will sich Vobis vom Wettbewerb absetzen und passt die Ausrichtung sämtlicher qutim- und Vobis-Filialen diesem Grundkonzept an. "Dabei werden wir vielleicht nicht immer die günstigsten sein, denn Service kostet Geld, aber das ist das einzig zukunftsträchtige Geschäftsmodell", ist Bochmann fest überzeugt. (map)