0190-Nepper im Visier der Staatsanwälte [Update]

Die Staatsanwaltschaft Hannover geht derzeit gegen die Firma Audiofon Chat&Play GmbH wegen eines groß angelegten Internet-Kontaktanzeigen-Betruges vor.

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Von
  • Carsten Meyer

Die Ermittlungen scheinen Fortschritte zu machen: Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtete, will die Staatsanwaltschaft Hannover gegen die Firma Audiofon Chat&Play GmbH wegen eines groß angelegten Internet-Kontaktanzeigen-Betruges vorgehen. 800 bis 1000 Frauen, so die Zeitung, sollen Kontaktsuchenden Herzensangelegenheiten vorgeheuchelt haben -- letztes Jahr insgesamt 3 Millionen Minuten oder 5,58 Millionen Euro lang.

Als Lockvögel dienten zum Teil arglose Club- und Discothekenbesucher(innen), die von "Top Singles", einem Ableger der übergeordneten Audiofon AG, angeblich für ein Fernseh-Casting abgelichtet wurden. Die fanden sich später unfreiwillig auf diversen Kontaktanzeigen-Seiten wieder, wobei Audiofon seine Verbindungen zur Hamburger freenet.de und zum Flensburger Orion Versand nutzten konnte, etwa beim gemeinsamen Internet-Portal fundorado.de.

Die Geschäftsführer der Audiofon AG sind beileibe keine unbeschriebenen Blätter: Wolfgang Fuhrmann erwarb sich in vor zehn Jahren einen Ruf als Kreditvermittler, während Kompagnon Klaus Helbert einst das Revolverblatt "Coupé" zur Blüte führte. Nachdem sich Coupé wegen frei erfundener Reportagen insgesamt 16 Rügen des Deutschen Presserats eingehandelt hatte, verkaufte Helbert sein Magazin für proaktive Autoerotik im Herbst letzten Jahres für 25 Millionen Euro an den Bauer-Verlag. Mit seiner Proll-Postille "X-News" hatte der berüchtigte Verleger indes kein Glück, das Blatt wurde im April nach wenigen Ausgaben eingestellt.

Die Spam-Aktivitäten bei Helberts Freemail-Dienst coupemail.de blieben von den Ermittlungen offenbar unberührt: Seit einiger Zeit häufen sich bei uns Klagen über unerwünschte Mails von coupemail-Accounts, unter anderem mit geschickt verborgenen 118xx-Rufnummern. Wer beispielsweise die "neugierige" Bäckersfrau Bianca A. unter 0103-31183838 anzurufen versucht, landet bei einer kostenpflichtigen Sex-"Auskunft" (01033 ist ein in diesem Fall unnötiger Telekom-CbC-Präfix). (cm)