10.000 Dollar für "termination": Wikileaks setzt Kopfgeld auf Journalisten aus

Seite 2: Journalist mit Vorgeschichte

Inhaltsverzeichnis

Als diese Vorgehensweise durchsickerte, ergriffen auch zwei prominente Ex-Beamte das Wort gegen Cole: "Er hat bereits in der Vergangenheit Quellen gelinkt", twitterte Joseph Hickman, selbst Journalist und einst Wärter im US-Gefangenenlager Guantánamo Bay. Hickman sieht sich selbst sowie den Ex-CIA-Agenten John Kiriakou als Opfer unzureichenden Informantenschutzes seitens Cole.

Kiriakou hatte Folterungen durch die CIA offengelegt und wurde dafür zu 30 Monaten Haft verurteilt. Für die CIA-Folterungen selbst wurde niemand zur Rechenschaft gezogen. Kiriakou gibt Cole Schuld daran, aufgeflogen und verurteilt worden zu sein. Auch damals gab der Journalist Informationen an Regierungsbeamte weiter. Allerdings streitet er ab, Kiriakous Namen preisgegeben zu haben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Inhalt geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

The Intercept hat am Dienstag eine wenig ergiebige Stellungnahme veröffentlicht, wonach das Medium nicht wisse, wer der aktuelle Informant sei. Die Anklage gegen Winner sei eine unbewiesene Anschuldigung. Weitere Stellungnahmen werde es bis auf Weiteres nicht geben.

Bereits am Samstag war die 25jährige Winner verhaftet worden. Das FBI hatte sie in nur zwei Tagen überführt. Im Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl gegen Winner hatte ein FBI-Agent angegeben, dass das preisgegebene Geheimdokument sechs mal ausgedruckt worden war. Und nur einer der sechs Ausdrucker habe vom Arbeitsplatzrechner aus per E-Mail mit The Intercept kommuniziert: Winner.

Dieser Ausschnitt aus dem NSA-Dokument zeigt den MIC.

Diese Darstellung ist allerdings irreführend. Wie aus einem ausführlicheren Dokument aus der Gerichtsakte hervorgeht, hatten diese E-Mails nichts mit dem Fall zu tun. Winner hatte im März The Intercept lediglich um ein Transkript eines Podcasts gebeten. Der gegenständliche NSA-Bericht wurde hingegen erst Anfang Mai erstellt.

Das Druckerlog und ein im Ausdruck versteckter Code dürften die FBI-Spionageabwehr zu Winner geführt haben. Dabei handelt es sich um den Machine Identification Code (MIC), der unter anderem Seriennummer des Druckers und Druckzeitpunkt offenbart. In Kombination mit dem Log führt der MIC zu jenem User, der den Ausdruck veranlasst hat. Und den MIC dürfte The Intercept den US-Diensten frei Haus geliefert haben – mit dem an den Geheimdienst-Kontakt geschickten Foto des Berichts. Selbst im veröffentlichten PDF lässt sich der MIC auswerten.

Winner gestand noch am Samstag. Das lässt ihrer Verteidigung kaum Spielraum. Die Anklage beruft sich auf ein Spionagegesetz aus 1917. In so einem Verfahren werden die Geschworenen wohl gar nicht erfahren, welche Beweggründe die Angeklagte hatte. Auch die Frage, ob die Preisgabe des Geheimnisses im öffentlichen Interesse war, spielt keine Rolle.

Der Winner zugeteilte Pflichtverteidiger wurde vom Gericht rasch wieder abberufen. Die Angeklagte verfüge über ausreichend finanzielle Mittel, selbst einen Anwalt zu engagieren, lautet die Begründung. Nach einer ersten, zwölfminütigen Anhörung sitzt Winner seit Samstag im Gefängnis. Am Donnerstag soll über ihre theoretisch mögliche Freilassung auf Kaution verhandelt werden. Das Strafverfahren heißt United States v. Reality Leigh Winner und wird am US-Bundesbezirksgericht für das südliche Georgia unter Aktenzeichen 1:17-mj-00024 geführt.

(ds)