130.000 Radioantennen auf zwei Kontinenten: Deutschland beteiligt sich am SKAO

Bis Ende des Jahrzehnts wird der weltgrößte Radioteleskopverbund in Südafrika und Australien errichtet. Nun ist auch Deutschland ein Mitgliedsstaat.

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Radioantennen unter Sternenhimmel

Künstlerische Darstellung der beiden Standorte

(Bild: SKAO)

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Deutschland beteiligt sich am Square Kilometre Array Observatory, einem der größten Forschungsinstrumente der Menschheit. Das hat die Bundesregierung in dieser Woche entschieden, teilte das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit. Mit dem Verbund aus Radioteleskopen breche man in eine neue Ära der Astronomie auf, Entdeckungen würden auch der deutschen Forschung zugutekommen, sagt das Ministerium. Außerdem werde sich die Bundesrepublik mit leistungsfähigen Instrumenten an dem Teleskopverbund beteiligen, Grundlagenforschung werde dadurch zum Technologietreiber. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat die Baustelle in Südafrika im Frühjahr besucht und Deutschlands Beitritt angekündigt.

Seit einem Jahr wird das Square Kilometre Array Observatory (SKAO) in Südafrika und Australien errichtet. Insgesamt soll es einmal aus 130.000 Radioantennen bestehen, der Großteil davon in der Wüste Westaustraliens. Mit einer Infrastruktur, die sich insgesamt sogar über drei Kontinente erstreckt, wird der Status des Radio-Observatorium als größte Wissenschaftseinrichtung der Erde wohl lediglich noch vom Event Horizon Telescope streitig gemacht. Das besteht aber aus deutlich weniger einzelnen Instrumenten. Das SKAO soll bei der Beantwortung grundlegender Fragen der Astrophysik helfen, etwa zur Relativitätstheorie, der Dunklen Materie, der Dunklen Energie und möglichem außerirdischem Leben.

Jährlich soll das neue Rieseninstrument 710 Petabyte an Daten liefern. Um den Umgang damit zu simulieren, musste 2019 sogar der damalige Spitzenreiter der Top500-Liste der Supercomputer ran. Am Design des Teleskopverbunds waren 500 Ingenieure und Ingenieurinnen von 100 Institutionen aus 20 Ländern beteiligt; mehr als 1000 Forscher und Forscherinnen planen bereits die wissenschaftliche Arbeit. Der Aufbau des SKAO soll Ende des Jahrzehnts abgeschlossen werden, veranschlagt sind dafür 1,3 Milliarden Euro. Mehrere Vorläuferanlagen sind bereits in Betrieb. Das SKAO selbst soll mindestens 50 Jahre lang Daten sammeln. Die Zentrale befindet sich am Jodrell-Bank-Radioobservatorium in Großbritannien.

Mit Deutschland stehen nun neun Mitgliedstaaten hinter dem Projekt: Australien, Südafrika, China, Italien, die Niederlande, Portugal, die Schweiz, Großbritannien und die Bundesrepublik. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) war bereits Mitglied in der SKA-Organisation. Viele Forscher und Forscherinnen aus Deutschland waren längst an den Vorbereitungen beteiligt. Nur aus drei Staaten kam anfangs mehr wissenschaftliche Vorarbeit. Außerdem kooperiert das SKAO mit dem Kernforschungszentrum CERN, das seit Jahrzehnten Erfahrungen mit immensen Mengen an Forschungsdaten sammelt, und mit der Europäischen Südsternwarte ESO. Die baut aktuell mit dem Extremely Large Telescope (ELT) das weltgrößte optische Teleskop.

(mho)