133 Prozent Preissteigerung: Gaspreise von Rheinenergie sind nur der Anfang

Der Kölner Energieversorger Rheinenergie hat seine Gaspreise deutlich erhöht. Laut Branchenbeobachtern kommen die erhöhten Kosten bei den Bestandskunden an.

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(Bild: Vova Shevchuk / Shutterstock.com)

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Für die Kunden des Kölner Energieversorgers Rheinenergie war der Brief zu erwarten, doch die Höhe ist trotzdem ein Schock: Um 133 Prozent werden die Gaspreise zum 1. Oktober erhöht. Statt 7,87 Cent pro Kilowattstunde berechnet das Unternehmen künftig 18,3 Cent brutto – das sind 10,43 Cent mehr. Doch nach Sicht von Experten dürften die geschätzt rund 150.000 Kunden in Köln nicht mehr lange alleine damit stehen. Das Vergleichsportal Verivox führt für Nordrhein-Westfalen über 200 Preiserhöhungen auf. "Die Gaspreise sind in den vergangenen 12 Monaten um durchschnittlich 111 Prozent gestiegen. Doch die Preissteigerungen kommen bei Verbrauchern erst zeitverzögert an", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Für eine Wohnung mit 10.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch bedeutet das im Falle von Rheinenergie jährliche Mehrkosten von über 1000 Euro, von 960 auf 2002 Euro – rechnet der Versorger beispielhaft vor. Bei 15.000 KWh steigen die Jahreskosten von 1353 auf 2918 Euro. Der Kölner Versorger beruft sich darauf, dass er bei weitem nicht das weitergibt, was er selbst bei den Beschaffungskosten draufzahlen muss. So seien die Preise für Erdgas im Jahresvergleich um 450 Prozent gestiegen.

Nicht eingerechnet ist die von der Bundesregierung geplante Umlage zur Rettung der Gasvorlieferanten wie Uniper. Die Unternehmen mussten für viel höhere Preise Gas nachbeschaffen, weil die Leistung der Pipelines aus Russland gedrosselt wurde. Die Mehrkosten werden auf alle Verbraucher umgelegt. Die Kunden in Köln müssen sich zum Herbst auf weitere Erhöhungen gefasst machen.

Nicht nur in Privathaushalten, auch in den großen deutschen Unternehmen aus den verschiedenen Branchen machen sich die Entscheiderinnen und Entscheider angesichts der aktuellen Entwicklungen Gedanken, wie sie Energie einsparen können. Denn auch sie werden von den steigenden Kosten getroffen.

Doch zurück zu Rheinenergie: Nach Einschätzung des Unternehmens ist der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine nicht alleinverantwortlich für die steigenden Preise. Auch das Wiedererstarken der Wirtschaft nach Corona spiele mit hinein. Mit Blick auf Russland und die unsicheren Gaslieferungen über die Pipelines gibt es aber Änderungen bei der Liefersituation. Der Bau von LNG-Terminals leistet zwar einen Beitrag zu einer sicheren Gasversorgung. Dennoch sind Beschaffung, Transport und Regasifizierung des tiefkalten Flüssiggases teurer.

Um hohe Nachzahlungen zu vermeiden, passt der Kölner Versorger automatisch die Abschlagszahlungen seiner Kunden an. Mietern wird geraten, Vorsorge wegen einer höheren Nachzahlung zu treffen.

Laut dem Preisvergleichsportal Verivox zahlen die Gaskunden im Schnitt schon 52 Prozent höhere Abschläge im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 1006 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren. Bei 47 Prozent der Befragten sei das Haushaltsbudget so stark belastet, dass an anderer Stelle Geld eingespart werden müsse.

(mki)