250-Megawatt-Batterie in Süddeutschland soll Stromnetz stabil halten

In Baden-Württemberg wird einer von drei Netzboostern gebaut. Die Anlagen sollen die angespannte Lage im Stromnetz entschärfen und helfen, die Preise zu senken.

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So soll der 250-Megawatt-Netzbooster in Baden-Württemberg aussehen

(Bild: Fluence)

Lesezeit: 3 Min.

Mit einem riesigen 250-Megawatt-Batteriespeicher in Baden-Württemberg soll es ab dem Jahr 2025 leichter werden, das deutsche Stromnetz stabil zu halten. Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und der Speicherhersteller Fluence haben jetzt die Details zu dem Projekt bekannt gegeben, das Teil des Netzbooster-Projekts ist.

In Norddeutschland gibt es bei Wind und Sonne zeitweise zu viel Strom bei zu wenig Abnehmern, in Süddeutschland hingegen zu wenig Strom und dazwischen sind die vorhandenen Leistungen je nach Lage nicht ausreichend, um den Strom von Nord nach Süd zu transportieren. In der Folge müssen immer wieder Windkraftanlagen im Norden abgeschaltet und konventionelle Kraftwerke im Süden hochgefahren werden, obwohl eigentlich genug Strom aus regenerativen Quellen verfügbar wäre.

Doch auch Stromsenken im Norden und Leitungsausfälle können zu Problemen führen, bei denen im Süden schnell reagiert werden muss. Neben dem Umweltaspekt sind diese sogenannten Redispatch-Maßnahmen vor allem teuer: Konventionelle Kraftwerke müssen schnell einspringen, die Kosten werden über Netzentgelte auf die Verbraucher umgelegt.

Die Idee, die Schwankungen in der Erzeugung und Abnahme mithilfe riesiger Batterien abzufedern, ist nicht neu. Neben diversen kleineren Installationen und größeren im Ausland gab es zum Beispiel schon im Jahr 2018 im niedersächsischen Varel eine Versuchsanlage, wo die japanische Wirtschaftsförderungsbehörde NEDO, mehrere japanische Hersteller und der regionale Energieversorger EWE mit einer Batterieanlage als Puffer für Windstrom experimentierten. Die großen Batterien befinden sich dabei in Containern.

Der jetzt in Kupferzell geplante Speicher mit Kathoden aus Lithiumeisenphosphat (LiFePO4) ist eine von drei Pilotanlagen in Deutschland. Das gesamte Programm wurde nach der Idee im Jahr 2017 zwei Jahre später offiziell aufgelegt und ist Teil des bundesdeutschen Netzentwicklungsplans bis zum Jahr 2030. Die Anlage in Baden-Württemberg soll rund 200 Millionen Euro kosten. Weitere Netzbooster sind in Ottenhofen (Bayern) und Audorf (Schleswig-Holstein) vorgesehen. Die Technologie sei hinreichend bewährt, beteuert TransnetBW. Neuartig und zu erproben sei hingegen die Anwendung im Übertragungsnetz.

Dazu wird die Anlage an ein Umspannwerk mit zentraler Funktion angebunden und soll von dort aus Überlastungen der Übertragungsnetze in Millisekunden ausgleichen, indem gespeicherte Energie automatisch eingespeist wird. Dies funktioniere je nach Bedarf ein bis zwei Stunden und schaffe genügend Zeit, um Kraftwerke hinter dem Engpass hochzufahren oder Überkapazitäten vor dem Engpass abzuregeln. Außerdem können die Übertragungsnetze wegen dieser Sicherheit höher ausgelastet werden – und es muss seltener präventiv eingegriffen werden, um eine Überlastung zu vermeiden.

Sollte sich das Netzbooster-Konzept bewähren, ist ein weiterer Ausbau geplant. Auch international werde auf die Ergebnisse geschaut, sagen die Projektpartner. Voraussetzung ist neben der Batterietechnik aber auch eine gute Vernetzung der Übertragungsnetzbetreiber, um schnell reagieren zu können. Bei einem Erfolg sollen auch die Verbraucher profitieren, weil geringere Redispatch-Kosten zu günstigeren Strompreisen führen würden. Allein im Jahr 2021 fielen für Redispatch-Maßnahmen 2,3 Milliarden Euro an Kosten an.

(mki)