3D-Grafikspezialist Nvidia kämpft mit harten Bandagen

Der Hersteller der GeForce-Grafikchips wird im Wettbewerb mit seinen Konkurrenten immer erfinderischer.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Manfred Bertuch

Nvidia, der Hersteller der GeForce-Grafikchips, wird im Wettbewerb mit seinen Konkurrenten immer erfinderischer. Nvidias härtester Konkurrent ist der 3D-Veteran 3dfx, der den GeForce-Produkten mit seiner 3D-Karte "Voodoo 5 5500" entgegentritt. So überrascht es wenig, dass auch Nvidia-Fan-Sites in den USA – in diesem Fall Riva 3D – vergleichende Testberichte über die 3dfx-Karte bringen, in denen besonders das bessere Fullscene-Antialiasing der Voodoo-Karte herausgestellt wird.

Der Riva-3D-Bericht war nicht lange online, da erhielt der dortige Redakteur einen Anruf von zwei Nvidia-PR-Mitarbeitern, die nicht damit einverstanden waren, dass eine Nvidia-Fan-Site einen Bericht über ein Konkurrenzprodukt bringt. Obwohl man nicht explizit damit drohte, Riva 3D die Unterstützung mit Informationen und Testmustern zu entziehen, nahm der Redakteur den Testbericht von seiner Site herunter. Inzwischen ist der 3dfx-Bericht wieder online, wenn auch nicht, wie ursprünglich, mit einem offenen Brief an die Leser über den Vorgang sowie Klagen über die Bevorzugung bestimmter großer Sites wie Sharkyextreme und Firingsquad seitens Nvidia. Nun gibt es nur noch eine relativierende Nachbemerkung zum offenen Brief. (Siehe daher auch: "Wenn Voodoo-5-Reviews verschwinden, dann ...".)

Dies illustriert zum einen die Problematik von Berichterstattung, die sich an einen Hersteller bindet und dann bei vergleichenden Tests auf Hindernisse stoßen kann. Zum anderen offenbart sich an diesem Beispiel, wie große Hersteller die Berichterstattung zu beeinflussen versuchen und Fan-Sites für ihre PR-Zwecke instrumentalisieren. Mit welchen harten Bandagen Nvidia gegen die Konkurrenz zu Felde zieht, zeigt allerdings auch der Versuch, qualifizierte Mitarbeiter von Matrox abzuwerben und diese aufzufordern, ihre Arbeitsverträge zu brechen – in denen hatten sie sich dazu verpflichtet, keine andere Stelle in derselben Branche anzunehmen. Matrox arbeitet derzeit mit Hochdruck an seinem nächsten 3D-Chip und würde durch Abwerbungen empfindlich getroffen. Als Matrox die Aktion mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen versuchte, verklagte Nvidia kurzerhand Matrox wegen des Abschlusses unfairer und wirtschaftsfeindlicher Mitarbeiterverträge. Nvidia geht sogar soweit, Schadenersatz in ungenannter Höhe zu fordern sowie zu verlangen, dass der kanadische Hersteller seine Mitarbeiterverträge nicht unter kalifornischem Recht durchsetzen darf.

Offenbar ist es unausweichlich, dass IT-Firmen mit zunehmender Marktmacht und Größe ihr Verhalten gewissen, gerichtsnotorischen Geschäftspraktiken Microsofts immer mehr angleichen. (Manfred Bertuch) / (ea)