A1 Telekom Austria wächst im Festnetz schneller als mit Mobilfunk
Der regionale Telekom-Konzern A1 berichtet für 2024 etwas mehr Umsatz, mehr Cashflow, aber geringere Gewinne. Österreichs Beitrag fällt unter 50 Prozent.
A1 ist Hauptsponsor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft 2025 in Saalbach Hinterglemm.
(Bild: Erich Spiess)
Die in sieben europäischen Ländern aktive A1 Telekom Austria Group hat 2024 die Zahl ihrer Mobilfunkkunden deutlich und die der Festnetzanschlüsse leicht steigern können. Doch das Festnetz bringt dem Konzern, der seit 2014 mehrheitlich im Eigentum der mexikanischen América Móvil steht, mehr Umsatzzuwachs als das Mobilfunksegment.
Das geht aus den am Dienstag veröffentlichten A1-Jahreszahlen hervor. Das Unternehmen betreibt sowohl Mobilfunk- als auch Festnetze in Österreich, Bulgarien, Kroatien, Nordmazedonien, Slowenien, Weißrussland und Serbien. In letzterem Land gibt es A1-Festnetzdienste allerdings erst seit Anfang 2025. Im Herbst 2023 hat A1 das Funkturmgeschäft abgespalten (außer in Weißrussland), was den Vergleich der Jahreszahlen verkompliziert. Soweit nicht anders angegeben, stammen die folgenden Zahlen aus der finanzrechtlich vorgesehenen Berichterstattung.
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Der Jahresumsatz des A1 Telekom Austria Group ist 2024 um 3,1 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro geklettert. Davon stammen 3,2 Milliarden Euro (+2,3%) aus dem Mobilfunkgeschäft, 2,1 Milliarden Euro aus dem Festnetz (+4%). Die in der Telekom-Branche traditionell genutzte Finanzkennzahl EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen) ist um 5,1 Prozent auf zwei Milliarden Euro gestiegen. Der operative Cashflow ist um 5,7 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gewachsen. Das Betriebsergebnis ist allerdings um 5,4 Prozent auf 861 Millionen Euro gefallen.
Auswirkungen der Funkturm-Abspaltung
Diese Divergenz liegt insbesondere an höheren Abschreibungen auf Nutzungsrechte, was wiederum an der Auslagerung der Funktürme liegt. Mit dem Transfer von Teilen der passiven Infrastruktur der Mobilfunkstationen in die EuroTeleSites AG (ETS) wurden Leasingverträge zwischen A1 und ETS geschlossen, denn A1 möchte die Anlagen ja weiter für sein Mobilfunknetz verwenden. Diese Leasingverträge führen in der A1-Bilanz einerseits zu Verbindlichkeiten (zu bezahlenden Leasingraten), andererseits zu einem Vermögenswert (Nutzungsrechte). Diese Nutzungsrechte müssen über die Laufzeit der Leasingverträge abgeschrieben werden, also gibt es höhere Abschreibungen.
Unter dem Strich führt die Abspaltung der Funktürme zu geringerem Gewinn absolut, langfristig soll aber die Schuldenlast sinken und höherer Gewinn je eingesetztem Euro fließen. Die Aktien der EuroTeleSites AG wurden im Herbst 2023 an die damaligen A1-Aktionäre verteilt. Die neuen Papiere stürzten sogleich ab, inzwischen hat sich der ETS-Kurs aber fast auf das Ausgabeniveau erholt.
Da die A1 Telekom Austria Group 2024 weniger Steuern zahlen musste, ist das Nettoergebnis nicht ganz so stark gefallen wie das Betriebsergebnis. Ein Rückgang von drei Prozent bedeutet 627 Millionen Euro Jahresgewinn. Dennoch schlägt das Management vor, die Dividende um ein Neuntel auf 40 Cent je Aktien anzuheben. Trotzdem haben A1-Aktien am Dienstag mehr als ein Prozent nachgegeben. Übrigens: Rechnete man die Funkturm-Effekte aus den A1-Jahreszahlen 2023 heraus, ergäbe sich beim Nettoergebnis 2024 ein Plus von 12,5 Prozent, anstatt eines Minus von drei Prozent.
Mehr Kunden
Zum Jahresende 2024 zählte die A1 Telekom Austria Group 27,1 Millionen Mobilfunkanschlüsse, ein Zuwachs von 7,4 Prozent. Dabei schrumpft die Zahl der Anschlüsse, die im Voraus bezahlt werden (Prepaid), während das Wachstum zum größten Teil nicht auf Menschen, sondern auf Maschinen zurückgeht (M2M): Immer mehr Maschinen bekommen Mobilfunkanbindung.
Die Zahl der Revenue Generating Units, untechnisch als Festnetzanschlüsse bezeichnet, ist um 1,3 Prozent auf 6,4 Millionen gestiegen. Wie bereits erwähnt sind die Festnetz-Umsätze allerdings stärker gestiegen (+4%) als die Mobilfunkumsätze (+2,3%).
Ă–sterreich verharrt
Im Heimatmarkt Österreich hat A1 im April eine Inflationsklausel in den Endkundenverträgen genutzt, um die Preise für Bestandskunden anzuheben. Das hat zwar einige Kunden zu einem Anbieterwechsel motiviert, in Summe aber den Umsatz gestützt. Für das Gesamtjahr kann A1 Telekom Austria ein Umsatzplus von sechs Promille auf 2,7 Milliarden Euro melden. Der österreichische Beitrag am Konzernumsatz liegt mit 49 Prozent erstmals unter der Hälfte.
Buchhalterisch werden der Österreich-Sparte noch 151 Millionen Euro Umsatz (-3%) aus dem Transit- und Zusammenschaltungsgeschäft mit Drittländern zugeschlagen. In Summe ergibt das um drei Promille auf 2,8 Milliarden Euro gestiegenen Jahresumsatz. Das EBITDA ist um 2,3 Prozent auf eine Milliarde Euro gefallen, das Betriebsergebnis sogar um 21,5 Prozent auf 387 Millionen Euro eingebrochen. Hier zeigen sich die oben erörterten Auswirkungen der Funkturm-Abspaltung besonders deutlich.
Die Zahl der österreichischen Mobilfunkanschlüsse ist stabil geblieben, nämlich um ein Promille auf 5,1 Millionen geklettert. 2023 gab es da noch ein kleines Minus von sechs Promille. Nicht zuletzt dank der Preiserhöhung ist der Mobilfunkumsatz 2024 um ein halbes Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gewachsen.
Für das österreichische Festnetz muss A1 beschleunigten Kundenschwund melden. 2023 gingen netto 3,4 Prozent der Anschlüsse offline, 2024 sind es 4,2 Prozent. Dieser Rückgang beschränkt sich nicht auf reine Telefonanschlüsse, sondern betrifft auch Internetanschlüsse mit niedrigeren Bandbreiten. Diese Kunden sind nicht selten mit Mobilfunkroutern günstiger online. Bei höheren Bandbreiten kann A1 mehr Festnetzverträge abschließen, womit der Umsatzrückgang im Festnetz auf acht Promille begrenzt geblieben ist (nunmehr 1,4 Milliarden Euro). Entsprechend möchte das A1-Management 2025 weiter in Glasfaseranschlüsse investieren, wenngleich in geringerem Umfang.
Slowenien schrumpft, andere Länder wachsen
Aus fünf der anderen sechs Märkte meldet A1 Telekom Austria Wachstum sowohl bei Umsatz als auch EBITDA. Nur in Slowenien entwickeln sich beide Kennzahlen negativ. Dort machen Mitbewerber mit Flatrate-Mobilfunktarifen A1 zu schaffen.
Insgesamt hat der Netzbetreiber in den sechs Ländern außerhalb Österreichs 2,6 Milliarden Euro umgesetzt, ein Zuwachs von 5,6 Prozent. Das EBITDA ist sogar um elf Prozent nach oben gesprungen, auf eine Milliarde Euro. Davon bleiben 513 Millionen als Betriebsergebnis, ein Plus von 7,3 Prozent.
(ds)