AKW Fukushima: Tritium-Wasser soll demnächst ins Meer abgelassen werden

In wenigen Wochen könnte die Verklappung des belasteten Kühlwassers in Fukushima beginnen. Japan will sich vorher noch mit Südkorea und den USA abstimmen.

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Wassertanks auf dem Gelände des AKW Fukushima Daiichi

(Bild: Tepco)

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Die japanische Regierung erwägt laut Medienberichten, aufbereitetes, mit Tritium belastetes Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima Daiichi in Kürze ins Meer zu leiten. Der langwierige Vorgang werde möglicherweise Ende dieses Monats oder Anfang September beginnen, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo und beruft sich dabei auf nicht genannte Quellen aus der japanischen Regierung.

Örtliche Fischer und Anrainer-Staaten sind weiter gegen den Plan. Dieser sieht vor, dass die inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser über eine etwa ein Kilometer lange Leitung in Meer abgelassen werden, das soll etwa 30 Jahre dauern. Das Wasser hat sich in Fukushima Daiichi nach dem Seebeben und dem Tsunami vom 11. März 2011 angesammelt, als drei von vier Reaktoren zerstört wurden. Die geschmolzenen Brennstäbe werden seitdem laufend gekühlt. Das dafür verwendete Wasser wird mehrfach aufbereitet, 62 Isotopen werden dabei entfernt, Kohlenstoff-14 und Tritium bleiben.

Der japanische Premierminister Fumio Kishida wolle nach einem Besuch in den USA am 20. August mit zuständigen Ministern des Kabinetts zusammenkommen und den genauen Zeitpunkt der Wassereinleitung ins Meer entscheiden, berichtet Kyodo. Zuvor wolle Kishida zunächst US-Präsident Joe Biden und den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol über den Plan zur Verklappung informieren und für ihn werben. Sie wollen sich am 18. August zu einem Gipfel in Camp David im US-Bundesstaat Maryland nahe Washington D.C. treffen.

Auf dem Gelände des AKW Fukushima Daiichi wird der Platz knapp, um weiteres Wasser lagern zu können, außerdem wird Raum für die Arbeiten an der Stilllegung des AKW benötigt, und schließlich könnten an den Tanks zunehmend Lecks auftreten. Betreiber Tepco will das Wasser so weit verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinkt.

Japans Atomaufsichtsbehörde hatte den Plan kürzlich bewilligt. Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar", befand die IAEA.

Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten. Örtliche Fischer sind dennoch weiter gegen das Vorhaben der eigenen Regierung. Sie befürchten Reputationsschäden und Umsatzeinbußen. Auch China lehnt den Plan ab und verschärft Importkontrollen für japanische Lebensmittel. Sowohl mit den Fischern als auch mit der chinesischen Regierung will Kishida laut dem Bericht sprechen.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

(anw)