Wird 30 Jahre dauern: Verklappung des Kühlwassers von Fukushima ab Donnerstag
Mehr als 12 Jahre ist es her, dass es im AKW Fukushima Daiichi zum Super-GAU kam. Nun sind die Kühlwasser-Tanks voll. Jetzt soll es ins Meer geleitet werden.
Japan wird am Donnerstag damit beginnen, tritiumhaltiges Kühlwasser vom Gelände des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi ins Meer einzuleiten – so das Wetter mitspielt. Das hat die Regierung unter Premierminister Fumio Kishida jetzt entschieden und sich damit über die Bedenken aus der Fischereiindustrie, von lokalen Gegnern und aus Nachbarstaaten wie China hinweggesetzt. Insgesamt sollen damit mehr als 1,34 Millionen Tonnen an behandeltem Kühlwasser ins Meer gelangen, schreibt die Japan Times. Bis auf Tritium wurden daraus alle radioaktiven Bestandteile gefiltert, der "superschwere" Wasserstoff soll demnach aber auf 2,5 Prozent der in Japan erlaubten Konzentration verdünnt werden.
Fachleute geben Entwarnung
Die Ableitung des Wassers in den Pazifik "kann nicht aufgeschoben werden", zitiert die Nachrichtenagentur dpa Japans konservativen Regierungschef. Vor mehr als 12 Jahren war es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi nach einem heftigen Erdbeben und einem gewaltigen Tsunami zu Kernschmelzen gekommen. Noch immer müssen die Reaktoren dort mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 riesigen Tanks eingelagert wird. Langsam geht dabei aber der Platz aus, weswegen der Plan zur Ableitung in den Pazifik entwickelt wurde. Außerdem bestehe das Risiko von Lecks. Die Internationale Atomenergieagentur IAEA hat dem Plan Anfang Juli zugestimmt.
Die immensen Wassermengen sollen nun ab Donnerstag über einen eigens angelegten, mehr als einen Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet werden. Dafür sind mehr als 30 Jahre vorgesehen. Vorher wird das Wasser zwar gereinigt, aber das radioaktive Tritium kann dabei nicht entfernt werden. Tritium ist ein radioaktives Isotop, das zusätzlich zu dem einen Proton, das den Wasserstoff ausmacht, noch zwei Neutronen im Kern hat. Diese zwei Neutronen verleihen dem Tritium sein hohes Gewicht und geben ihm den Beinamen "superschwerer" Wasserstoff. Tritium ist zwar nicht hochgradig radiotoxisch, kann jedoch im Körper gespeichert werden. Die Konzentration soll auf 1500 Becquerel pro Liter verdünnt werden.
Während die IAEA versichert hat, dass die Auswirkungen der Maßnahme auf Mensch und Umwelt "vernachlässigbar" sein werden, haben vor allem Fischereiverbände Bedenken. Sie fürchten, dass der Ruf ihrer Produkte weiter leidet. Kritik kommt auch von Umweltschutzverbänden wie Greenpeace. Fachleute verweisen aber darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten. China und Russland sind ebenfalls gegen die Verklappung und haben einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo Tokio zufolge dafür plädiert, das Kühlwasser verdampfen zu lassen und so in der Atmosphäre zu entsorgen. Dem kommt Japan nicht nach.
Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)
(Bild: dpa)
(mho)