Fragwürdige Zielgruppe: AMD-Grafikkarte Radeon RX 6400 im Handel

Ohne großes Tamtam gibt AMD die Radeon RX 6400 doch für den Retail-Markt frei – deutsche Shops listen bereits Herstellerkarten etwa von Asus, MSI und Sapphire.

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Ein AMD-Modell der Radeon RX 6400 gibt es nicht. Im Bild ist eine Herstellerkarte von Sapphire zu sehen.

(Bild: Sapphire)

Lesezeit: 3 Min.

Die ursprünglich nur für Komplett-PCs geplante Radeon RX 6400 ist jetzt doch einzeln bei deutschen Shops erhältlich. Die Einstiegsgrafikkarte nutzt wie die Radeon RX 6500 XT den Grafikchip Navi 24 aus der RDNA-2-Familie, allerdings in einer Variante mit weniger aktiven Shader-Kernen und niedrigerer GPU-Taktfrequenz.

175 Euro kostet die günstigste Herstellerkarte – ASRocks Radeon RX 6400 Challenger ITX – derzeit. Andere Modelle überschreiten die Marke von 200 Euro, darunter Asus' Dual-Ausführung als teuerste Version. Damit ist die Radeon RX 6400 nur in den allerwenigsten Fällen eine ernst zu nehmende Kaufoption, denn ab 210 Euro sind schon die Herstellerkarten der Radeon RX 6500 XT erhältlich – und bereits diese empfanden wir als überteuert.

Die Radeon RX 6400 ist zwar AMDs günstigste Desktop-Grafikkarte, muss verglichen mit der schnelleren Schwester aber weitere Abstriche in Kauf nehmen: Statt 1024 Shader-Kernen gibt es nur noch 768, deren typische Taktfrequenz in Spielen von 2610 auf 2039 MHz sinkt. Die Rechenleistung fällt somit von 5,3 auf 3,1 TFlops – ein Minus von mehr als 40 Prozent.

Schon mit der Radeon RX 6500 XT muss man in vielen Spielen Abstriche bei der Darstellungsqualität machen, selbst in Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel), damit man wenigstens stabile 30 fps erreicht. Im Falle der Radeon RX 6400 werden diese Qualitätseinbußen bei der Grafik noch gravierender.

Sogar die GPUs in AMDs Ryzen-6000-Kombiprozessoren haben etwas mehr Rechenleistung: Die 768 Shader-Kerne des Ryzen 7 6800U und 6800H etwa beschleunigen sich auf bis zu 2200 MHz, müssen sich allerdings mit langsamerem DDR5-4800- (77 GByte/s) oder LPDDR5-6400-RAM (102 GByte/s) statt GDDR6-Speicher (128 GByte/s) begnügen.

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Mit der Radeon RX 6400 lassen sich primär Desktop-PCs zu Bürorechnern umfunktionieren, in deren Prozessoren keine Grafikeinheit integriert ist. Für diesen Einsatzzweck ist die niedrigere Leistungsaufnahme von maximal 53 Watt erfreulich, denn so benötigen die Grafikkarten keinen PCIe-Stromanschluss – die Stromversorgung läuft allein über den PCIe-Steckplatz. Zudem sind die Modelle klein gehalten, teilweise auch als Low-Profile-Ausführungen.

An den zwei Bildausgängen – einmal DisplayPort 1.4 und einmal HDMI 2.1 – lassen sich zwei Ultra-HD-Monitore mit hoher Bildwiederholrate anschließen. Den fehlenden Dekodierer für Videos im effizienten AV1-Format kann man bei Büro-PCs wohl noch verkraften, H.265 und H.264 sind immerhin dabei.

Gegen den Einsatz im Büro-PC sprechen jedoch die Preise ab 175 Euro. Solche Nachrüstgrafikkarten kosteten früher weit unter 100 Euro, etwa Nvidias GeForce GT 1030, die nach den Preiserhöhungen im Jahr 2021 inzwischen immerhin wieder ab 95 Euro erhältlich ist.

Grafikkarte Radeon RX 6400 Radeon RX 6500 XT
Markteinführung 19.01.2022 19.01.2022
Display-Anschlüsse 2 (HDMI 2.1, DP 1.4 DSC) 2 (HDMI 2.1, DP 1.4 DSC)
Video-Decoding H.264 / H.265 (HEVC) H.264 / H.265 (HEVC)
Video-Encoding - -
Rechengruppen / Shader-Recheneinheiten 12 / 768 16 / 1024
Typ. Boost-Takt in Spielen 2039 MHz 2610 MHz
Max. Boost-Takt 2321 MHz 2815 MHz
FP32-Rechenleistung typ. / max. 3,1 / 3,6 TFlops 5,3 / 5,8 TFlops
Raster-Endstufen 32 32
Typische TDP 53 Watt 107 Watt
Grafikspeicher 4 GByte GDDR6 4 GByte GDDR6
Speicher-Interface 64 Bit (128 GByte/s) 64 Bit (144 GByte/s)
Infinity Cache 16 MByte (max. 461 GByte/s) 16 MByte (max. 461 GByte/s)
Systemschnittstelle, Stromanschluss PCI-Express 4.0 x4, - PCI-Express 4.0 x4, 1 × 6-Pin

(mma)