AMD dementiert Produktionsstopp für Sockel-939-Opterons

Die 100er-Baureihe der Opterons für preiswertere Server und Workstations mit nur einer Prozessor-Steckfassung werde weiter angeboten und auch an Distributoren ausgeliefert, betont AMD. Allerdings sei die Nachfrage sehr hoch.

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In Internet-Foren, einzelnen Distributoren und schließlich auch bei Online-Newsdiensten sind in der letzten Zeit Gerüchte aufgetaucht, wonach der Prozessorhersteller AMD einige Varianten der erst im Juni eingeführten Opterons im Sockel-939-Gehäuse nicht länger produzieren wolle. Diese Gerüchte sind laut AMD-Specher Stephan Schwolow falsch. Diese 100er-Baureihe der Opterons für preiswertere Server und Workstations mit nur einer Prozessor-Steckfassung werde weiter angeboten und auch an Distributoren ausgeliefert. Allerdings sei die Nachfrage sehr hoch.

Vor allem der Opteron 165 (zwei 1,8-GHz-Kerne mit jeweils 1 MByte L2-Cache) ist bei vielen Händlern in Europa und den USA zurzeit ausverkauft. Dieser Prozessor steht mit 278 US-Dollar deutlich günstiger in der AMD-Preisliste als der billigste Athlon-64-Doppelkern, der X2 3800+ (2,0 GHz, aber nur zweimal 512 KByte L2-Cache, 328 US-Dollar). Mit dieser Preisgestaltung will AMD im schnell wachsenden Markt der kleinen Server offenbar gegen Intels günstige Pentium-D-Doppelkerne punkten.

AMD hat die Sockel-939-Bauform der Ein-Sockel-Opterons ebenfalls aus Kostengründen gewählt: Die Anordnung der Kontakte ist im Unterschied zur Sockel-940-Bauform so ausgelegt, dass sich preiswertere Mainboards mit weniger Platinen-Lagen bauen lassen. Außerdem sind die Sockel-939-Opterons für die etwas billigeren, weil ungepufferten Speichermodule ausgelegt; dadurch ist aber wiederum die Zahl der DIMMs pro Speicherkanal auf zwei begrenzt, während die Sockel-940-Prozessoren bis zu vier Registered DIMMs (pro Kanal und Prozessor) vertragen. Die für den Multiprozessor-Einsatz optimierten Sockel-940-Prozessoren kommen außerdem mit etwas geringerer nomineller Leistungsaufnahme aus als die Sockel-939-Versionen.

Server-Anbieter kritisieren allerdings, dass die von der Positionierung her "hochwertigere" Opteron-Marke durch die günstigen Preise und die technischen Einschränkungen der 100er-Familie eine Abwertung erfährt. Sie haben ohnehin Schwierigkeiten, gut informierten Kaufinteressenten die Vorteile der Opteron-100-Familie im Vergleich zu den Athlon-64-Modellen zu vermitteln, denn schließlich sind beide Prozessorfamilien mit denselben 90-nm-AMD64-Kernen lieferbar und arbeiten bei gleicher Taktfrequenz, Kern-Anzahl und L2-Cache-Größe auch gleich schnell. Für einen gewerblichen Käufer besteht ein Vorteil der Opteron-1xx-Reihe immerhin darin, dass AMD diese Prozessoren ausdrücklich für den Server-Einsatz   validiert. Und für renommierte Serverfirmen wie Sun – diese Firma setzte als erste Sockel-939-Opterons in einer sehr günstigen Workstation ein – ist es wichtig, dass die Prozessoren sich von Namen her von den gewöhnlichen Desktop-Produkten abheben.

Die günstigen Opteron-1xx-Preise haben die Nachfrage aber auch auf eine Art angekurbelt, die AMD möglicherweise nicht berücksichtigt hat: Seit Berichte über eine gute Eignung der Opterons zum Übertakten aufgetaucht sind, haben sich viele Overclocker auf den Opteron 165 gestürzt. Dieser läuft außer in "richtigen" Server-Mainboards (wie dem Tomcat K8E von Tyan mit PCIe- oder dem Supermicro H8SSL-i mit PCI-X-Slots) auch in deutlich billigeren Desktop-Mainboards mit Übertaktungs-Funktionen, etwa dem DFI Lanparty nF4 SLI-DR oder dem Gigabyte GA-K8N Pro-SLi, auch wenn die Opteron-Unterstützung auf den offiziellen Support-Seiten einiger Mainboard-Hersteller (wie etwa hier bei Abit) nicht ausgewiesen ist. (ciw)