AMD stellt K10-Doppelkerne vor [Update]

Die ursprünglich bereits zu Jahresanfang 2008 erwartete Prozessorversion erscheint jetzt als Athlon X2 7750 Black Edition.

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Als Ende 2007 die Phenoms mit vier (Agena) und drei K10-Kernen (Toliman) starteten, hatte man eigentlich erwartet, dass bald auch der Kuma kommt – eben der erst jetzt als Athlon X2 7750 Black Edition (BE) vorgestellte Doppelkern. Immerhin ist er nun wie zuletzt versprochen noch 2008 erschienen.

Die aktuellen Doppelkernprozessoren der Athlon-Familie mit K8-Architektur und integriertem DDR2-Speichercontroller produziert AMD bereits seit Mai 2006 – damals gab es Intels Core 2 Duo noch nicht. Ende 2006 ließ AMD die ersten 65-Nanometer-Athlons mit Brisbane-Kern vom Stapel, seither hat sich bei den Dual-Core Athlons – abgesehen von höheren Taktfrequenzen, effizienteren Versionen und der Einführung verwirrender Typenbezeichungen – kaum etwas getan.

Die K8-Doppelkerne können schon lange nicht mehr mit den Core 2 Duos mithalten, weshalb sie AMD zu Billigpreisen verschleudern muss. Schnellster K8-Prozessor für Desktop-Rechner ist der Athlon 64 X2 6400+ mit 3,2 GHz, dessen Windsor-Kern AMD noch mit 90-Nanometer-Strukturen gefertigt und mittlerweile aus der Preisliste gestrichen hat. Dort ist nun als schnellster K8-Doppelkern nur noch der 3,1-GHz-Brisbane zu finden, der zwar nur um 100 MHz niedriger taktet als der Athlon 64 X2 6400+, aber nur halb so viel L2-Cache enthält, weshalb ihn AMD als Athlon 64 X2 6000+ verkauft. Seit dem 90-nm-Windsor (und der eng verwandten Opteron-Version) hat AMD keinen Doppelkern mit 2 × 1 MByte L2-Cache gefertigt, die 65-nm-Prozessoren haben jeweils 512 KByte pro Kern. Erst die K10-Familie bringt einen zusätzlichen, bei den 65-nm-Versionen 2 MByte fassenden "shared" L3-Cache, den alle CPU-Kerne gemeinsam nutzen.

Der Athlon 64 X2 6000+ steht mit 92 US-Dollar in der AMD-Preisliste, anschließend folgt mit 104 US-Dollar der Triple-Core Phenom X3 8450. Den Athlon X2 7750 BE platziert AMD mit einem Preis von 79 US-Dollar deutlich darunter. Damit unterbietet der AMD-Neuling auch den Intel Pentium Dual-Core E5200 (84 US-Dollar). Für den ebenfalls geplanten Athlon X2 7550 mit 2,5 GHz Taktfrequenz konnte AMD vorab keinen Preis nennen; über eine 2,3-GHz-Version, die noch als Athlon X2 6500 durch Preisvergleich-Webseiten geistert, redet AMD bisher nicht. Auch die Typenbezeichnung Phenom X2 ist damit wohl vom Tisch.

AMD nennt für den Kuma eine Siliziumfläche von 285 Quadratmillimetern; es handelt sich also um dasselbe Die wie bei Phenom X4 und X3, doch es sind nur zwei Kerne nutzbar. Die Thermal Design Power (TDP) beträgt 95 Watt, also ebensoviel wie bei Phenom X3 und einigen X4-Versionen, aber weniger als beim Athlon 64 X2 6000+ mit 90-nm-Kern und beim Athlon 64 X2 6400+, die nominell jeweils bis zu 125 Watt aufnehmen sollen. Für die (65-nm-)Brisbane-Version des Athlon 64 X2 6000+ nennt AMD 89 Watt, der erwähnte Intel-Prozessor ist mit 65 Watt TDP spezifiziert.

AMD hat vorab ein Testmuster des mit 2,7 GHz laufenden Athlon X2 7750 BE sowie als "Untersatz" das MSI-Mainboard DKA790GX Platinum in die c't-Redaktion geschickt; wir haben den Prozessor vorwiegend auf dem Asus M3A79-T Deluxe getestet.

Mit seinen 2,7 GHz läuft der Athlon X2 7750 BE um knapp 16 Prozent langsamer als der Athlon 64 X2 6400+; außer im BAPCo SYSmark 2007 bleibt er damit in Benchmarks hinter seinem im August 2007 eingeführten Vorgänger zurück. Eine höhere SYSmark-2007-Punktzahl erreichte der Neuling dabei erst nach Abschalten der Stromsparfunktion Cool'n'Quiet (CnQ); auch im Cinebench R10 bei der Messung mit nur einem Thread brachte er – auf beiden Mainboards – unter Windows Vista das erwartete Ergebnis nur ohne CnQ. Hier scheinen entweder in Windows Vista oder bei den Mainboard-BIOSsen noch Probleme zu liegen.

Das Asus-Board heizte dem Prozessor mit deutlich zu hohen Kernspannungen ein, sodass das Gesamtsystem im Verbund mit einer AMD Radeon HD 4550 als Grafikkarte netzseitig über 110 Watt schon im Leerlauf konsumierte; auf dem MSI-Board waren es dann mit 76 Watt aber immer noch mehr als beim Athlon 64 X2 6400+ (68 Watt). Unter Volllast war der Neuling genügsamer (159 statt 183 Watt). Den Pentium Dual-Core E5200 schlägt der Athlon X2 7750 BE in den meisten Benchmarks, doch ein sonst möglichst ähnlich ausgestattetes System mit X48-Mainboard und dem Intel-Prozessor begnügt sich mit 62/91 Watt (Leerlauf/CPU-Volllast). Weitere Details zum Athlon X2 7750 BE stehen in c't 1/09, ab Montag, 22.12.2008 am Kiosk.

Update: AMD bietet den Athlon X2 7750 Black Edition bei Abnahme von 1000 Stück für 79 Euro an. Zusätzlich senkte der Prozessorhersteller die Preise einiger Phenom X3 und die 45-Watt-CPUs der Athlon-X2-Serie.

(ciw)