AMD verzichtet auf Produktionsverlagerung von Dresden nach Singapur [Update]

Nach einer Meldung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat Bundeskanzler Gerhard Schröder AMD davon abbringen können, große Teile der Produktionstechnik von Dresden nach Singapur zu verlagern.

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  • dpa

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel den US- Technologiekonzern AMD von seinen Plänen abbringen können, große Teile der Produktionstechnik von Dresden nach Singapur zu verlagern. Im Gegenzug erlaube die Regierung einen umstrittenen Technologie-Transfer, schreibt das Nachrichtenmagazin. Bei den Gütern handelt es sich um "Dual-Use"-Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können.

In mehreren Gesprächen im Kanzleramt seien die Geschäftsführer von AMD überredet worden, ihren Ausfuhrantrag für die Produktionstechnik der Mikroprozessoren Athlon und Opteron so zu ändern, dass am Standort Dresden kein großer Schaden entsteht. Die US-Firma wollte laut Spiegel ursprünglich neben der Produktionstechnik der so genannten 90-Nanometer-Technologie auch die Forschung und Entwicklung der neuen 65-Nanometer-Technik nach Asien verlagern.

In Dresden wurde der Verlust von 1000 Arbeitsplätzen befürchtet. Bisher produziert AMD die Prozessoren nur in Dresden. Dort wurden seit 1996 mit Hilfe von Fördermitteln und Kreditgarantien 2500 Arbeitsplätze geschaffen.

Den Technologie-Transfer hatten im Vorfeld mehrere Ministerien und der Bundesnachrichtendienst kritisiert. Der BND sah vor allem die Gefahr eines weiteren Aderlasses von Know-how, das auch militärisch eingesetzt werden können, wenn die AMD-Technik von Singapur nach China weitergereicht wird. Diese Bedenken haben Wirtschaftsministerium, Auswärtiges Amt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle laut Spiegel nicht mehr. "AMD kann fest mit einer Genehmigung seines Ausfuhrantrags rechnen", zitiert das Nachrichtenmagazin den zuständigen Mitarbeiter im Kanzleramt.

Update:

Die Bundesregierung hat noch nicht abschließend über den Antrag zum Export von Produktionstechnik für in Dresden hergestellte Mikroprozessoren entschieden. Das sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums der dpa am Samstag. "Für die Bundesregierung ist die Erhaltung von Hochtechnologiestandorten und den dortigen Arbeitsplätzen von größter Bedeutung", sagte der Sprecher. Die Entscheidung werde "unter sorgsamer Abwägung aller entscheidenden Aspekte" getroffen.

Nach AMD-Angaben sind Sorgen um Arbeitsplätze in Dresden völlig unbegründet. "Es kann keine Rede davon sein, in Dresden abzubauen, um in Singapur aufzubauen", sagte Sprecher Jens Drews der dpa. AMD gehe es vor allem darum, zusätzliche Kapazitäten in einem schnell wachsenden Markt zu schaffen. Dies werde nicht auf Kosten Dresdens gehen. Dies bleibe der Kernstandort des Chipherstellers. (dpa) / (mw)