AMD will Geode-LX-Prozessoren noch bis 2015 ausliefern

Den seit 2005 mit Taktfrequenzen von 433 bis 600 MHz ausgelieferten Embedded-x86-Prozessor Geode LX mit integrierten Grafik-, Speicher- und PCI-Bus-Controllern will AMD bis 2015 ausliefern.

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Im Jahre 2003 hatte AMD die x86-Prozessor-Sparte von der Firma National Semiconductor gekauft und deren bereits 1999 angekündigte Geode-Prozessoren ins eigene Embedded-Solutions-Produktprogramm integriert. 2004 erschien von AMD der Geode GX, eigentlich handelte es sich dabei noch um den Geode GX2 von National Semiconductor. 2005 brachte AMD dann den im Vergleich zum GX verbesserten Geode LX mit 433 und 500 MHz Taktfrequenz heraus, Anfang 2007 folgte eine 600-MHz-Version, es gibt auch bleifreie und damit RoHS-taugliche Varianten mit erweiterten Temperaturbereichen. Bisher hatte AMD die Verfügbarkeit des Geode LX bis Ende 2012 zugesichert, nun soll der in einem 130-Nanometer-Prozess vom Auftragsfertiger TSMC produzierte Prozessor noch bis ins Jahr 2015 lieferbar sein.

Dank sehr geringer Leistungsaufnahme kommen die Geode-LX-Prozessoren ohne oder mit sehr kompakten passiven Kühlkörpern aus. Weil sie bereits einen Speichercontroller und einen einfachen Grafikkern enthalten und auch einen konventionellen PCI-Bus direkt anbinden, reicht als "Chipsatz" der Zusatzchip CS5536 aus, der sich etwa um IDE-/ATAPI-Laufwerke und USB-Geräte kümmert.

Die Geode-LX-Prozessoren kommen etwa auf zahlreichen Single Board Computers (SBCs) für industrielle Zwecke oder Router, in Panel PCs mit integriertem Display, Thin Clients, lüfterlosen Mini-Computern, Web-Pads, einigen UMPCs sowie im XO-Laptop der OLPC zum Einsatz. Für das Jahr 2005 hatte AMD bei der mittlerweile nicht mehr existierenden Sparte Personal Connectivity Solutions (PCS), zu der unter anderem das Geode-Geschäft gehörte, Umsätze von 136 Millionen US-Dollar gemeldet (PDF-Datei); mittlerweile gibt AMD die Umsätze dieser Produktgruppe nicht mehr gesondert aus. 2005 hatte AMD Lizenzen zur Nutzung der Geode-Architektur an das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technik (MOST) verkauft und 2006 das von National übernommene Geode-Entwicklungszentrum in Longmont, Colorado, geschlossen.

Verwirrenderweise verwendet AMD in den Typenbezeichnungen der Geode-LX-Prozessoren nicht deren tatsächliche Taktfrequenzen und die übliche Angabe der Leistungsaufnahme als Thermal Design Power (TDP), die bei 3,1 (433 MHz), 3,6 (500 MHz) beziehungsweise 5,6 Watt (600 MHz) liegt, sondern die Bezeichnungen LX 700@0.8W, LX 800@0.9W und LX 900@1.5W, und nennt "typische Leistungsaufnahmen" von 1,3, 1,8 und 2,4 Watt. Zusammen mit dem CS5536 soll die typische Leistungsaufnahme bei 1,9, 2,4 beziehungsweise 3,2 Watt liegen. Zum Vergleich: VIA nennt für die C7-Embedded-Version Eden ULV eine TDP von 1 Watt bei 500 MHz beziehungsweise 3,5 Watt bei 1 GHz, hinzu kommt noch ein Chipsatz wie der VX700, für den VIA 3,5 Watt TDP nennt (PDF-Datei). Intel wiederum spezifiziert den Atom Z530 (1,6 GHz) mit 2,2 Watt TDP und den passenden Chipsatz US15W mit 2,3 Watt.

Die dreistelligen Zahlen in den Geode-LX-Typenbezeichnungen sollen anscheinend einen Performance-Vergleich mit anderen sparsamen Prozessoren ermöglichen, wie AMD mit einem speziellen Benchmark-Mix nachzuweisen versucht. Nach allen Messungen im c't-Labor erreichen die Geode-LX-Prozessoren allerdings bei gleicher Taktfrequenz nur einen Bruchteil der Rechenleistung herkömmlicher Desktop-PC- oder Mobilprozessoren von AMD oder Intel und sind auch deutlich langsamer als etwa VIA-C7-Prozessoren gleicher Taktfrequenz. Die Geode-LX-Performance reicht etwa unter Windows XP nicht zur flüssigen Wiedergabe von Flash-Video im Webbrowser aus, schon das Abspielen von MP3-Musik erzeugt bis zu 50 Prozent Prozessorlast. Mittlerweile gibt es Handys mit deutlich leistungsfähigeren ARM-Prozessoren.

Trotz sehr geringer Leistungsaufnahme ist der veraltete x86-Kern von Cyrix also weniger effizient als viele andere x86-Designs, die zwar mehr Strom schlucken, aber auch ein Mehrfaches an Rechenleistung liefern. Deshalb eignen sich Geode-LX-Prozessoren vorwiegend für Anwendungen, die lediglich ein begrenztes Maß an Performance fordern und bei denen die absolute Leistungsaufnahme das wichtigste Auswahlkriterium darstellt, etwa wegen Einschränkungen bei Stromversorgung oder Kühlung. Für manche Einsatzzwecke ist es auch von Nachteil, dass keine leistungsfähigeren Chipsätze zur Auswahl stehen, die etwa DVI-Ports anbinden könnten (die VGA-Buchsen vieler Geode-LX-Boards liefern sehr schlechte Analog-Signalqualität) oder einen schnelleren USB-2.0-Controller – jener im CS5536 kommt nicht über Datentransferraten von etwa 18 MByte/s hinaus. (ciw)