AOL-Chef sieht sich auf dem richtigen Weg

Randy Falco versucht die Skepsis der Analysten zu zerstreuen, AOL könne bis ins nächste Jahr hinein die Erwartungen enttäuschen.

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Der Fernseh-Mann an der Spitze des US-Portalriesen AOL, Randy Falco, hat das schwache Wachstum während des vergangenen Quartals mit einem "Schluckauf" erklärt, der allerdings keine schwerwiegende Störung des Geschäfts bedeute. Gegenüber der Financial Times sagte der ehemalige NBC-Manager, der seit Ende 2006 an der Spitze von AOL steht, die jüngste Delle in der Wachstumskurve mit der verstärkten Anstrengung, die Qualität der Inhalte zu steigern. Er habe ein Gutes Gefühl für das kommende Jahr, sagte der AOL-Chef und will damit die Zweifel einiger Analysten zerstreuen, AOL werde noch bis ins Jahr 2008 hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Im abgelaufenen Quartal hatte das Unternehmen bei den Werbeumsätzen zwar um 16 Prozent zulegen können, blieb damit aber 5 Punkte unter dem Branchenschnitt. Mit einem Rückgang des Gesamtumsatzes von 55 Prozent hatte die Internetsparte trotz eines gestiegenen operativen Gewinns den größten Einbruch im Time-Warner-Portfolio zu verkraften. Die durch den Verkauf des Zugangsgeschäfts in Europa erlittenen Umsatzeinbußen konnten die Werbeeinnahmen noch nicht ausgleichen. In Deutschland, Frankreich und Großbritannien trennte sich AOL von seinem Providergeschäft. Demgegenüber stehen Zukäufe wie die Werbedienstleister Tacoda und Third Screen Media.

Die Konzernmutter Time Warner setzt hohe Erwartungen in Falco, der den Chefsessel bei AOL von Jonathan Miller übernommen hatte. Falco muss den vor seinem Amtsantritt eingeleiteten radikalen Strategiewechsel vollziehen, ohne dem Geschäft und damit dem Ergebnis des Gesamtkonzerns Schaden zuzufügen. AOL soll vom Zugangsprovider zu einem Inhalteanbieter werden und will sich auf dem Werbe- und Suchmaschinenmarkt mit den Großen der Branche Google, Yahoo und Microsoft messen. Doch rechnet Time-Warner-Chef Richard Parsons nicht mehr damit, dass AOL beim Wachstum der Werbeumsätze über dem Branchenschnitt liegen wird.

Denn die großen Portale, im Wettstreit um Werbekunden mit enormen Reichweiten gesegnet, fürchten die im Web 2.0 wachsende Konkurrenz. Mit Facebook und MySpace wollen wahre Traffic-Riesen ihr Stück vom Werbekuchen haben, die der Werbewirtschaft zudem äußerst interessante Zielgruppen bieten können. AOL sieht sich dafür gut gerüstet. Das Unternehmen hatte bereits 2004 mit der Übernahme von Advertising.com eine Plattform eingekauft, mit der Werbung auch in die entfernteren Ecken des Netzes gebracht werden kann. (vbr)