AOL und Jüdisches Museum kooperieren bei Info-Links in der Suchmaschine

Der Internet-Provider und die Bildungseinrichtung kooperieren bei der Einblendung spezieller Info-Links zu Suchbegriffen, die sonst auch gern von Rechtsradikalen "besetzt" werden.

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AOL Deutschland und das Jüdische Museum Berlin haben am heutigen Dienstag eine gemeinsame Initiative angekündigt, in deren Rahmen die Suchnavigation des Online-Anbieters um spezielle Informationsangebote zur politischen Bildung der Nutzer erweitert werden soll. Konkret hat sich der Provider verpflichtet, zu über 100 einschlägigen Suchbegriffen wie "Reichskristallnacht" oder "Synagoge" spezielle Info-Links prominent oberhalb der eigentlichen Trefferliste anzuzeigen. Die etwas andere Form der gesponsorten Verweise führt zu Aufklärungsangeboten, die das Museum selbst erstellt oder für gut befunden hat. Die beiden Partner wollen mit der nicht befristeten Aktion verhindern, dass weniger erfahrene Nutzer auf Seiten landen, die rechtsradikales Gedankengut verbreiten und von ihren Machern per Suchmaschinen-Optimierung weit nach vorn in die Ergebnislisten bugsiert wurden.

"Wir weiten mit dem Zusatzangebot unsere Kooperationen im Rahmen unserer Philosophie 'Informieren statt Zensurieren' erstmals auf ein Publikum aus, das noch nicht so Internet-kompetent ist", erklärte Gunnar Bender, Leiter Unternehmenskommunikation von AOL Deutschland, den Ansatz gegenüber heise online. Man wolle der Gefahr begegnen, dass Nutzer "aus Versehen" auf Nazi-Seiten landen. Jeder könne aber selbst entscheiden, ob er den besonderen Links folgen wolle. Die Aktion ergänzt eine Selbstverpflichtung der Suchmaschinenbetreiber, aufgrund derer große in Deutschland tätige Anbieter vom Staat indizierte Inhalte generell nicht mehr anzeigen wollen.

Wolfgang Schulz, Direktor des Hamburger Hans-Bredow-Institutes für Medienforschung und Vorsitzender des prominent besetzten Sicherheitsrats, den sich AOL im Frühsommer zulegte, lobt den "nachahmenswerten" Ansatz: Anstatt die Surfer durch eigenmächtige Zensur zu bevormunden, werde eine renommierte Einrichtung in die Lage versetzt, Informationen für eine fundierte Meinungsbildung zu liefern. Schulz will Ende November bei der zweiten Sitzung des Sicherheitsrates vergleichbare weitere Zielvereinbarungen vorstellen, mit denen der Provider sein Angebot familienfreundlicher und "sicherer" machen will.

Laut Klaus Siebenhaar, Leiter Development & Marketing des Jüdischen Museums Berlin, passt die Initiative zum allgemeinen Engagement seines Hauses: "Wir wollen mit unserem Museum aufklären und jüdische Geschichte vermitteln. Dazu gehört auch, die Menschen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Internet anzuleiten, um sich vor rassistischen und antisemitischen Inhalten im Internet schützen zu können." Gleichzeitig hofft Siebenhaar auf die Geburt eines neuen "aufklärerischen Werbeformats", das auch von anderen sozial aktiven Sponsoren aufgegriffen werden sollte.

Siehe zu der Kooperation von AOL mit dem Jüdischen Museum Berlin auch:

(Stefan Krempl) / (jk)