AOL und Time Warner verhandeln mit US-Providern

Für die Genehmigung der Fusion von AOL und Time Warner ist es notwendig, dass Time Warner Vertragsabschlüsse mit unabhängigen ISPs über die Nutzung seines Kabelnetzes erreicht.

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Von
  • Christian Rabanus

Die fusionswilligen Unternehmen AOL und Time Warner haben die Hoffnung auf eine Genehmigung des Zusammenschlusses immer noch nicht aufgegeben. Wie die Washington Post berichtet, verhandeln sie mit dem zweit- und dem drittgrößten Internet Service Provider (ISP) der USA über die Öffnung des Breitband-Kabelnetzes von Time Warner, damit die beiden AOL-Konkurrenten eigene Internet-Dienstleistungen über dieses Netz anbieten können. Wie das Blatt schreibt, gibt es in der US-Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) den Wunsch, vor Entscheidung über die Genehmigung der Fusion einen Vertrag mit einem ISP zu begutachten.

Die Verhandlung mit Juno, der Nummer drei unter den US-ISPs, sind offensichtlich schon recht weit gediehen. Juno-Chef Charles Ardai sagte der Post, dass ein umfangreiches Vertragswerk kurz vor der Unterzeichnung stehe. Allerdings seien noch einige wichtige Fragen unbeantwortet, beispielsweise ob Time Warner AOL bessere Konditionen als Juno und anderen ISPs anbieten wird und ob Juno umfangreiche Investitionen in Hardware tätigen muss, um an das Time-Warner-Netz angeschlossen werden zu können.

Auch mit EarthLink, dem zweitgrößten US-Provider, steht Time Warner in Verhandlungen, und zwar schon seit einiger Zeit. EarthLink hatte Anfang Oktober Time Warner vorgeworfen, den Zugang zu seinem Kabelnetz nur zu unfairer Konditionen zu erlauben: Wollte EarthLink das Kabelnetz nutzen, so hätte der ISP einen Großteil der Zugangsgebühren und einen Teil des durch E-Commerce und andere Angebote erzeugten Umsatzes an Time Warner abführen müssen. Daraufhin hatte Time Warner beschwichtigend reagiert und alle angebotenen Konditionen als verhandelbar erklärt. Wie jetzt von dem Provider verlautete, soll Time Warner mittlerweile ein besseres Angebot gemacht haben.

Die FTC hat AOL und Time Warner noch einmal eine Frist bis Ende November gesetzt, um die Auflagen der FTC zu erfüllen. Zwar sind diese nicht genau bekannt, aber auf jeden Fall ist die Öffnung des Kabelnetzes, über die Time Warner mit den ISPs verhandelt, eine notwendige Bedingung für die Genehmigung der Fusion. Man spekuliert ebenfalls darüber, dass die FTC verlangt habe, die Internet-Dienstleistungen eines AOL-Konkurrenten vor den AOL-Diensten über das Netz von Time Warner anzubieten.

Sollte die FTC die Fusion genehmigen, müsste noch die Federal Communications Commission (FCC) ihr Placet geben. Die FCC hatte vor kurzem angekündigt, dass sie ihre eigene Untersuchung des Falls bis zur Entscheidung der FTC aussetzen werde. Sollten sich die Fusionsbedingungen nach einer eventuellen Genehmigung durch die FTC wesentlich von den ursprünglich vorgelegten Plänen unterscheiden, könnte die FCC noch einmal eine öffentliche Beschwerdefrist gegen die Fusion von einem Monat anordnen. Das wiederum würde aber eine Überschreitung der von AOL und Time Warner selbst gesetzten Deadline (21. Dezember) für die Durchführung der Fusion bedeuten. (chr)