AOL verteidigt Übernahme von Time Warner

AOL-Chef Steve Case hat am Donnerstag die geplante Fusion mit dem Medienkonzern Time Warner bei einer Anhörung vor der Federal Communications Commission verteidigt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

AOL-Chef Steve Case hat am Donnerstag die geplante Fusion mit dem Medienkonzern Time Warner bei einer Anhörung vor der US-Aufsichtsbehörde FCC verteidigt. Eine zentrale Rolle bei dem Hearing spielte das TV-Kabelnetz – Time Warner gilt als einer der größten TV-Kabelnetz-Betreiber in den USA, der auch bereits Breitband-Internetzugänge darüber anbietet. Aber auch der Streit um das Instant-Messaging-System von AOL, das der Online-Dienst vor anderen Plattformen wie dem Microsoft-Messenger abschottet, spielte wieder eine Rolle.

Der Vorsitzende der Federal Communications Commission (FCC), William Kennard, betonte in seiner Erklärung am Donnerstag, dass er über die Frage des Zugangs anderer Programmanbieter zu Fernsehkabel und Internet des fusionierten Konzerns sehr besorgt sei. Im Fernsehsender CNN, der zu Time Warner gehört, wurde Kennard mit den Worten zitiert, die Kommission müsse entscheiden, ob die Fusion die Entwicklung des schnellen Breitband-Internetzugangs und des interaktiven Fernsehens fördern oder bremsen werde. Kennard meinte, die FCC werde den Deal weiter beobachten, bis ein endgültiger Plan ausgearbeitet sei, wie die Konkurrenten Zugang zum Kabelnetz von Time Warner bekommen könnten.

Case als Chef des größten Onlinedienstes der Welt erklärte, von dem Zusammenschluss würden die Verbraucher profitieren. Außerdem bringe die Fusion das Internet auf die nächste Stufe. Gerald Levin, Chef von Time Warner, versicherte bei dem FCC-Hearing, AOL/Time Warner werde auch anderen Internet-Providern Zugang zu dem Kabelnetz für die Bereitstellung schneller Internet-Zugänge gewähren.

Bislang hat die Kabelgesellschaft von Time Warner einen Exklusiv-Vertrag mit dem Provider Road Runner; Levin betonte jedoch, man sei bereits dabei, die Vereinbarungen mit dem Dienst so zu ändern, dass auch Road Runner seinen Kunden andere Möglichkeiten für den Breitband-Zugang anbieten könne. Die technische Infrastruktur sei vorhanden, um auch anderen Internet-Providern auf das Kabelnetz von Time Warner zu lassen, betonte Levin. Allerdings seien noch ein paar Probleme zu lösen, unter anderem, wie man den Datenverkehr der jeweiligen Provider für Abrechnungszwecke auseinander halten könne. Details zur Öffnung des Kabelnetzes wollte aber auch Levin auf dem FCC-Hearing nicht kundtun.

Vor allem der Mediengigant Walt Disney lehnt die Fusion in der geplanten Form ab und fordert von der Aufsichtsbehörde Beschränkungen. Disney befürchtet, dass der neue Konzern eine dominierende Rolle im Fernseh- und Internetgeschäft sowie beim neuen Breitbandkabel spielen wird und Programme oder Inhalte anderer Anbieter von seinem riesigen Netz ausschließen könnte. Damit hätten die Verbraucher weniger Auswahl.

Der Zusammenschluss von AOL und Time Warner soll im Herbst erfolgen. Es steht allerdings noch die Genehmigung der US-Handelskommission (Federal Trade Commission FTC) aus. Auch die EU muss den Zusammenschluss billigen.

Die FCC dagegen hat zwar nicht die Befugnis, die Übernahme von Time Warner durch AOL zu verhindern, hielt das Hearing gestern aber ab, um einige strittige Punkte bei der Frage des Zugangs zum TV-Kabel zu klären. Mit dem Ergebnis dürfte sie allerdings kaum zufrieden gewesen sein, denn die Details behielten Case und Levin bei ihren Versprechungen, die Konkurrenz bei TV und Online-Angeboten nicht aus dem hauseigenen Kabelnetz auszuschließen, für sich. Verbraucherschützer bleiben daher auch weiterhin skeptisch: Sie meinten, der Druck der Regulierungsbehörden sei der einzige Grund gewesen, warum AOL/Time Warner erste Schritte unternommen haben, das Kabelnetz für Konkurrenten zu öffnen. (jk)