"ARA – History Untold": "Civilization"-Konkurrent für Profis

Das Strategiespiel "ARA: History Untold" soll an den Erfolg des Klassikers "Civilization" anzuknüpfen.​ Es ist ein Spiel von Profis für Profis.

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Screenshot aus "ARA: History Untold"

(Bild: Oxide Games)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"Explore, expand, exploit, exterminate" – mit diesem 4X-Erfolgskonzept verwöhnen seit rund drei Jahrzehnten Globalstrategiespiele wie "Civilization" ihre treue Fan-Gemeinschaft. Mit "ARA: History Untold" haben sich nun ehemalige Entwickler der "Civ"-Schmiede Firaxis an das Genre gewagt. Kein Wunder, dass vieles dem Original ähnelt.

In "ARA" schlüpfen die Spieler in die Rolle einer historischen Persönlichkeit, die mit Übersicht und Durchsetzungsvermögen ihr Volk von der Antike bis zur Zukunft führt. Die 41 Anführer haben unterschiedliche Fähigkeiten: Ein Otto von Bismarck bringt Boni für Produktion und Militär und Nofretete unterstützt Forschung und Handel. Das wachsende Reich steht in Konkurrenz mit anderen computergesteuerten Völkern. Wer am Ende die meisten "Prestige"-Punkte für Handel, Wachstum oder militärische Überlegenheit hat, gewinnt das Spiel.

Der Spielablauf ähnelt dem großen Vorbild "Civilization". Während die Späher auf den Spielfeldern die Gegend erkunden, gründen Siedler die erste Stadt. Per Mausklick rücken wir Runde für Runde vor. Erste Technologien werden erforscht und ein Hof versorgt die Bevölkerung mit Nahrung. Die Stadt ist in einzelne Gebiete unterteilt, die für sich eigene Vorteile bieten. Gut: Die Spieler werden gewarnt, wenn sie auf einem ungeeigneten Feld anbauen wollen. Das erleichtert Neulingen den Einstieg.

"ARA: History Untold" angespielt (5 Bilder)

Nüchtern, aber spielerisch ausgereift: "ARA: History Untold" verwöhnt vor allem Genre-Fans. (Bild:

heise online

)

Mit jeder Epoche steigen die Möglichkeiten und die Spieler gründen neue Stadtbezirke. Sie erfinden das Rad, schicken Schiffe auf die Reise oder trainieren ihre Streitmacht. Andere Völker bieten diplomatische Beziehungen oder Handel an. Von Zeit zu Zeit treffen wir auf berühmte Persönlichkeiten wie Pythagoras, die Spieler als Berater für In- und Ausland einstellen können. Jeder Fortschritt bringt Prestige-Punkte für den Sieg. Wenn die Spieler besondere Ziele wie den Bau des Kolosses von Rhodos erfüllen, gibt es Bonus-Punkte.

Spielerisch hat Oxide an alles gedacht. Die zahlreichen Technologien, Diplomatie und Handel wirken durchdacht und motivieren. Wer will, kann sogar Städte belagern und Gebiete einnehmen. Kleine Details sorgen für Abwechslung. So können die Spieler später Spezialisten einsetzen, um die Produktion zu steigern oder Städte mit "Annehmlichkeiten" wie Schmuck oder Kleidern versorgen, um die Bevölkerung glücklich zu machen. Höfe oder Sägewerke können die Spieler durch ausgeklügelte Warenketten mit Pflügen oder Werkzeugen ausstatten. Das ist alles sinnvoll, macht das Spiel aber sehr kleinteilig.

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In unseren Anspielstunden haben wir schnell gemerkt, dass die Präsentation nicht die Stärke des Spiels ist. Besonders wenn das Reich um ein paar Städte gewachsen ist und wir alle Infos eingeblendet haben, müssen die Spieler ganz genau hinsehen, um den Überblick zu behalten. Der stufenlose Zoom ist ein nettes Feature, aber spielerisch nutzlos. Die ganze Präsentation ist nüchtern und sachlich.

Wer sich in den Menüs und den zahlreichen Infos verliert, ist schnell auf der Verliererstraße. Die Computergegner trödeln nicht, sondern treiben aggressiv ihren Ausbau voran. Das hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht, auch weil manche Spielentscheidungen auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Warum können wir hier nicht bauen? Wieso stockt unser Stadtausbau? Trotz des ausführlichen Tutorials bleiben einige Fragen offen, deren Antworten man sich selbst erschließen muss.

Oxide Games bietet mit "ARA: History Untold" eine spielerisch ausgereifte, aber nüchterne 4X-Globalstrategie für alle Fans, denen der Genre-Platzhirsch "Civilization" zu leicht ist. Das Entwicklungsstudio macht keine Experimente und setzt auf eine Art Best-of der Vorbilder, das kaum spielerische Wünsche offen lässt. Allerdings führt die Detailversessenheit zu einem komplexen Spielablauf, der schon auf dem Schwierigkeitsgrad "Normal" für Frust bei Neulingen sorgen wird. "ARA" ist ein Spiel von Profis für Profis.

"ARA: History Untold" erscheint am 24. September für Windows. Es ist im PC Game Pass enthalten. Es kostet ca. 60 €. USK ab 12.

(dahe)