ARM-Übernahme: Qualcomm an Beteiligung interessiert
Falls aus Nvidias 40 Milliarden US-Dollar teurer ARM-Übernahme nichts wird, könnte ein Konsortium mehrerer Hersteller als Investor auftreten.
Sollten Behörden die Übernahme des britischen Architekturdesigners ARM durch Nvidia verhindern, könnte ein Konsortium bestehend aus ARM-Kunden in die Firma investieren und damit die Leitung übernehmen. Qualcomms angehender Chef Cristiano Amon hat eine solche Bereitschaft geäußert und spricht im Hintergrund bereits mit anderen Firmen als potenzielle Investoren.
Im Interview mit dem britischen Telegraph sagte Amon: "Falls Arm eine unabhängige Zukunft hat, denke ich, dass es ein großes Interesse von vielen Unternehmen innerhalb des Ökosystems gibt, in Arm zu investieren, einschließlich Qualcomm."
Softbank will ARM wenige Jahre nach dem Kauf wieder abstoßen, um Geld in die Kasse zu spülen. Umgerechnet rund 28,6 Milliarden Euro beziehungsweise 32 Milliarden US-Dollar ließ sich die Investmentgruppe damals die Übernahme kosten. Im September 2020 hat sich Softbank bereits mit Nvidia auf einen Kaufpreis von 40 Milliarden US-Dollar geeinigt, allerdings stellen sich Kartellbehörden bisher quer und auch Konkurrenzfirmen äußern Bedenken, dass ARM die eigene Unabhängigkeit verlöre.
Gerangel um ARM-Entwickler
ARMs Geschäftsmodell basiert darauf, CPU- und GPU-Architekturen im Rahmen von Lizenzen an andere Firmen zu verkaufen. Die meisten Kunden wie Qualcomm und Mediatek lizenzieren ganze (Cortex-)Rechenkerne, andere entwickeln eigene CPU-Kerne auf Basis des ARM-Befehlssatzes, etwa Apple mit dem A14 Bionic fürs iPhone 12 und dem M1 für ARM-MacBooks. Übernähme ein Kunde die Leitung, wäre ARM keine neutrale Entität mehr am Markt und könnte einzelne Firmen benachteiligen, so die Befürchtung. Dagegen steht lediglich Nvidias Wort, keine entsprechenden Pläne zu verfolgen.
Sollte sich ein Konsortium als Hauptanteilseigner finden, müsste ARM wieder an die Börse gehen und Aktienpakete an Großinvestoren verkaufen. Schon vergangenes Jahr gab es Gerüchte über ein mögliches Konsortium, bei dem unter anderem Samsung 3 bis 5 Prozent der Anteile kaufen wollte.
Der niederländische Halbleiterausrüster ASML zeigt bereits, dass ein solches Firmenmodell funktionieren kann: ASML stellt als einziges Unternehmen Produktionsmaschinen her, die Silizium-Wafer mit extrem-ultravioletter (EUV-)Wellenlänge belichten – notwendig für die modernsten Fertigungsprozesse ab 7 Nanometern. Alle großen Chipfertiger wie Intel, Samsung und TSMC halten seit 2012 Anteile an ASML und beeinflussen so die Entwicklung.
(mma)