Abblasen statt abfackeln: Satelliten finden "irrsinnige" versteckte Methanleaks

Das Abfackeln von Abgasen ist zunehmend verpönt. In Turkmenistan werden die wohl deshalb einfach abgeblasen – mit verheerenden Folgen.

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Mit einem NASA-Satelliten entdeckte Methanemissionen in Turkmenistan

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Satellitenaufnahmen legen nahe, dass Turkmenistan beim Versuch, schädlichen Treibhausgasausstoß zu verschleiern, noch viel mehr davon in die Atmosphäre entlässt. Das berichtet der Guardian unter Berufung auf eine angeforderte Analyse. Bei den laut Experten "irrsinnigen" und "richtig ärgerlichen" Emissionen von Methan geht es um sogenanntes Begleitgas, das bei der Erdöl- und Erdgasförderung anfällt und nicht genutzt wird. Lange wurde es zumeist abgefackelt, also verbrannt. Das ist aber zunehmend verpönt und außerdem leicht ausfindig zu machen, schreibt die britische Zeitung. In Turkmenistan werden demnach seit Jahren große Mengen einfach "abgeblasen", wohl auch in der Hoffnung, dass sich das nicht so leicht nachweisen lässt. Für das Klima ist das aber deutlich schädlicher als die Abfackelung.

Wie die britische Zeitung zusammenfasst, wurde allein an zwei Förderstätten im Westen des zentralasiatisches Landes im vergangenen Jahr so viel Methan in die Atmosphäre geblasen, dass das den jährlichen CO₂-Emissionen von Großbritannien entspricht. Neue Analysen legen demnach nahe, dass an mehreren Quellen noch bis vor wenigen Jahren abgefackelt wurde, was zwar ebenfalls klimaschädlich ist, aber deutlich weniger als das Abblasen. Die Beobachtung deute darauf hin, welche Risiken mit Verboten des Abfackelns verbunden seien, wenn nicht gleichzeitig das Abblasen kontrolliert wird, zitiert der Guardian anonyme Experten.

Die von der Analysefirma Kayrros zusammengetragenen Daten gehen demnach bis ins Jahr 2019 zurück, die Methanemissionen Turkmenistans seien in allen vier ausgewerteten Jahren extrem hoch. Den Zusammenhang mit dem Ende des Abfackelns hat eine Forschungsgruppe auf Basis von Satellitendaten bereits vor einigen Wochen publik gemacht. Zusammen ergibt sich dem Guardian zufolge das Bild des wohl schlimmsten Landes der Welt, wenn es um den unerwünschten Ausstoß von Methan geht. Turkmenistan habe aber deshalb auch eine riesige Möglichkeit zur Verbesserung, meinen anonyme Quellen, die Tatenlosigkeit sei "ärgerlich".

Methan ist als Treibhausgas deutlich effektiver als Kohlenstoffdioxid, verbleibt aber nicht so lange in der Atmosphäre. Dem Guardian zufolge ist der Ausstoß in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der könnte sich als größtes Hindernis auf dem Weg zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf einen Wert unter 1,5 Grad Celsius verweisen, zitiert die Zeitung Wissenschaftler. Damit könnten große Quellen wie jene in Turkmenistan – aber auch in den USA, Russland, Algerien und Kasachstan – dafür sorgen, dass sogenannte Kipppunkte auf dem Weg zu einer Klimakatastrophe überschritten werden.

(mho)