Abgegriffene Browserdaten: Mozilla entfernt "Web of Trust"
Die Mozilla Foundation zieht die Notbremse: Nach den Datenschutzvorwürfen hat die Stiftung das umstrittene Plugin nun von ihren Webseiten entfernt.
Obwohl der Betreiber des umstrittenen Browser-Plugins "Web of Trust" (WOT) bestreitet, nicht-anonymisierte Nutzerprofile samt detaillierten Surfprofilen weitergegeben zu haben, zogen die Herausgeber des Open-Source-Browsers Firefox nun Konsequenzen. Das Plugin wurde mit sofortiger Wirkung aus dem Add-On-Verzeichnis für Firefox entfernt.
Verstoß gegen Transparenz-Richtlinien
Das Browser-Plugin war nach Recherchen des NDR in die Kritik geraten. Ein Reporter-Team hatte eine Scheinfirma gegründet und konnte so problemlos detaillierte Datensätze von drei Millionen Nutzern erwerben. In den Datensätzen waren auch intime Details von Journalisten und Bundestagsabgeordneten enthalten. Als eine Quelle identifizierte der Sender das Browser-Plugin "Web of Trust" (WOT), das Nutzer eigentlich vor Datenklau und anderen Betrügereien schützen soll.
"Wir haben Beschwerden über das Addon Web of Trust erhalten", erklärte ein Mozilla-Sprecher auf Anfrage von heise online. "Durch unseren Abuse-Prozess haben wir festgestellt, dass dieses Addon gegen die Transparenz-Richtlinien verstößt, und entfernen es daher aus unserem Verzeichnis, bis der Herausgeber diese Probleme beseitigt." Ein Sprecher der zuständigen Firma hatte darauf verwiesen, dass die Weitergabe anonymisierter Daten an Dritte in den Nutzungsbedingungen erwähnt werde.
Mindestens 870.000 Nutzer
Laut Mozilla-Statistik wurde das Addon bis heute von über 870.000 Nutzern installiert. Hinzu kommen auch Nutzer, die das Addon auf anderen Wegen bezogen haben. Obwohl sich die Nutzerbeschwerden nach Bekanntgabe des Datenskandals häuften, war das Addon zuletzt mit vier von fünf Sternen bewertet. Von den Webseiten des Herausgebers und anderen Download-Portalen kann das Addon weiterhin heruntergeladen und installiert werden.
[Update 04.11.2016 – 09:45 Uhr] Inzwischen hat auch Google das Addon aus dem offiziellen Webstore für Chrome-Erweiterungen genommen. Dort hatten demnach sogar 1,4 Millionen Nutzer das Plugin installiert. Die Meldung wurde entsprechend geändert.
Lesen Sie dazu auch:
(anw)