Abzocke per Satellit

Eine neue Einkommensquelle für Abzocker: Dialer und Spam-Nachrichten verweisen auf teure 0088-Satelliteneinwahlen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 201 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Wer bereits eine Sperre für 0190- und 0900-Rufnummern geschaltet hat, sollte zügig nachbessern: Abzocker nutzen nun auch die Vorwahl 0088213 des Satellitenbetreibers EMSAT. Per Dialer und Spam-Mails werden dort Einwahlen generiert, die im Netz der Deutschen Telekom für 3,06 Euro pro Minute im 1,2-Sekunden-Takt abgerechnet werden.

Für Betroffene stellt sich fast schon automatisch die Frage, ob hier Netzbetreiber und Abzocker gemeinsame Sache machen und sich den Gewinn teilen. Ohne Ausschüttung würde eigentlich kein Betreiber einen solchen Dienst anbieten. Eine Nachfrage von heise online beim Satelliten-Betreiber Eutelsat, ob dieser mit den Inhalte-Anbietern zusammenarbeite und wohin sich geprellte Kunden wenden könnten, lief allerdings ins Leere. Gegenüber heise online bestätigte eine Eutelsat-Pressesprecherin zwar, dass man Betreiber der fraglichen Rufnummern sei, man möge alle weiteren Fragen aber doch bitte schriftlich einreichen, was umgehend geschah, aber zu keiner Reaktion seitens Eutelsat führte.

Die deutsche Regulierungsbehörde ist auf diesen Fall ebenfalls schon aufmerksam geworden. Man prüfe die Angelegenheit, heißt es dort. Da es sich aber um eine internationale Rufnummer handelt, ist eine Sperre bei Missbrauch nicht möglich.

Neu ist der Fall nicht: Schlaue Geschäftemacher hatten vor einiger Zeit ein ähnliches Geschäftsmodell mit Telefonnummern in Afrika und der Karibik aufgezogen. Die Anrufe wurden zwar als teure Auslandsverbindungen berechnet, landeten aber auf Anschlüssen in Europa -- die Differenz teilten sich die Telefongesellschaften der betroffenen Länder und die Anbieter. Um diese Angebote ist es allerdings in letzter Zeit still geworden.

Anders als bei 0190- und 0900-Rufnummern dürfte es für den Verbraucher schwer werden, sich zu Unrecht entstandene Verbindungskosten, beispielsweise durch einen unbemerkt installierten Dialer, wieder gutschreiben zu lassen. Empfehlenswert ist also zusätzlich zur 0190/0900-Sperre eine weitere für Satelliten-Dienste unter den Vorwahlen 0087 und 0088, die Otto Normalverbraucher ohnehin nie anruft. (uma)