Adblocking wächst mobil – Stagnation auf dem Desktop
Vor allem nervende Werbung bringt Nutzer dazu, Werbeblocker zu installieren. Die Blockade wird dabei aggressiver, legt ein aktueller Report nahe.
Mehr als eine halbe Milliarde Nutzer blockieren Werbung auf ihrem Smartphone. Dies ist das Ergebnis des neusten Adblock Reports des Werbedienstleisters Blockthrough. Während die Nutzerzahlen von mobilen Browsern mit Adblockern auf 586 Millionen steigt, stagniert die Nutzung auf dem Desktop: Hier registriert der Anbieter zuletzt 257 Millionen Installationen.
Download-Zahlen hochgerechnet
Der Report von Blockthrough stützt sich zum einen auf die Download-Zahlen der Filterlisten, die von einer ganzen Reihe von Adblockern eingesetzt und ständig aktualisiert werden. Für die mobilen Nutzungszahlen wertete Blockthrough hingegen die Installationszahlen von werbeblockenden Browsern wie UC Browser, Opera und Brave aus. Zusätzlich führte der Anbieter noch Umfragen durch und verglich sie mit Branchenangaben.
Dabei zeigten sich schnell Inkonsistenzen. Während bei der Umfrage unter mehr als 5000 Nutzern in den USA 40 Prozent angaben, eine Adblocking-Technik einzusetzen, registrieren Website-Inhaber nur Quoten von 15 bis 20 Prozent. Blockthrough spricht von der "dunklen Masse" des Adblockings und vermutet, dass aggressivere Blocking-Methoden verhindern, dass Nutzer mit Werbeblocker als solche identifiziert werden können.
Finanzierung über Werbeprovisionen
Viele Hersteller von Werbeblockern versuchen ihre Produkte mit Acceptable Ads der Kölner Firma Eyeo zu monetarisieren. Dabei werden Werbeanzeigen bestimmter Anbieter durchgelassen, die im Gegenzug dafür eine Provision bezahlen. Nur Werbung, die einem bestimmten Kriterienkatalog genügt, kann hierbei freigeschaltet werden.
Der Versuch besonders lukrative Videowerbung auf diese Liste aufzunehmen, scheiterte Anfang des Jahres am Widerstand des Acceptable Ads Committee, das über die Freigabe von Werbeformen entscheidet. Dennoch berichtet Blockthrough davon, dass mehr Website-Betreiber bereit sind, auf das Geschäft mit den Adblockern einzugehen. Unter den meistaufgerufenen Websites setze alleine Facebook auf die technische Umgehung der Adblocker.
Vom Werbe- zum Tracking-Blocker
Als Grund für den Einsatz eines Werbeblockers nannten 81 Prozent der befragten Endnutzer die schlechten Erfahrungen mit nervenden oder unterbrechender Werbeeinblendungen. 62 Prozent wollten sich gegen Schadsoftware absichern, 58 Prozent gaben die Sorge um ihre Privatsphäre als Motiv an. In den USA ist demnach Adblock mit 50 Prozent der meistverbreitete Werbeblocker, vor Adblock Plus mit 25 Prozent. Der unkommerzielle Konkurrent uBlock Origin wurde von 16 Prozent installiert. Die Zahlen legen nahe, dass Nutzer oft mehrere Adblocker parallel einsetzen.
Unterdessen entwickelt sich das Geschäftsmodell der Adblocker weiter. Statt die sichtbare Werbung zu sperren, blockieren immer mehr Anbieter wie etwa Apple das damit verbundene Nutzertracking. Da mit datenarmer und unauffälliger Werbung derzeit deutlich weniger Geld zu verdienen ist, versuchen Adblocker-Dienste derzeit eigene Werbemärkte aufzubauen, bei denen der Browser zum pseudonymisierten Targeting eingesetzt wird. Brave setzt zusätzlich auf eine eigene Suchmaschine, die durch Werbung und Abonnements finanziert werden soll. Firefox setzt auf kostenpflichtige Sonderdienste wie ein VPN.
(mho)