Adobe Creative Cloud Video: Textbasierte Bearbeitung, 3D und KI-Rotoskopieren
Das Videoschnittprogramm Premiere Pro entfernt selbstständig "Ähs" und Pausen aus O-Tönen. Adobe bringt außerdem automatisches Tonemapping und KI-Rotoscoping.
Adobe hat Betaversionen seiner Videoanwendungen vorgestellt, die unter anderem die textbasierte Bearbeitung von Videoaufnahmen im Videoschnittprogramm Premiere Pro erweitern und einen 3D-Arbeitsbereich in der Animationssoftware After Effects einführen. Einen genauen Veröffentlichungstermin für die finalen Versionen gab Adobe noch nicht bekannt. Der dürfte aber mit der Hauskonferenz Adobe Max Mitte Oktober zusammenfallen.
Premiere Pro: textbasierte Bearbeitung
Im Frühjahr 2023 hatte Adobe bereits textbasierte Bearbeitung vorgestellt: Premiere Pro erstellt dabei zunächst ein Transkript aus der Audiospur und stellt es in einer Palette mit Timcodes neben das Quellvideo. Dort lassen sich nun, wie von Texteditoren gewohnt, Passagen ausschneiden oder kopieren und an anderer Stelle wieder einfügen. Dieselben Arbeitsschritte führt Premiere Pro an der Videodatei aus.
Das Programm unterstützt insgesamt 18 Sprachen, darunter auch die deutsche, und identifiziert verschiedene Sprecher. Seit Juni ist die Funktion Bestandteil der Schnittsoftware. Sie läuft lokal und benötigt keine Internetverbindung.
Füllwörter und Pausen entfernen
Mit dem Herbstupdate der Creative Cloud identifiziert Premiere Pro Füllpartikel wie "Äh" und "Ah". Das Programm entfernt diese störenden Bestandteile auf Wunsch automatisch aus dem Video. Die Funktion verbirgt sich hinter einer Schaltfläche mit spitzen Klammern. Im Dropdown-Menü lassen sich neben Füllern außerdem Pausen auswählen, um Sprechpausen herauszuschneiden. Die Länge zu markierender Pausen kann man über einen Schieberegler einstellen. Ein einzelner Klick schneidet alle so identifizierten Pausen heraus.
Verbesserte Sprachausgabe
Die Funktion "Enhance Speech" soll darüber hinaus die Audioqualität verbessern, indem sie künstliche Intelligenz nutzt, um Rauschen und Hintergrundgeräusche zu entfernen. Laut Adobe soll sie auch schlechte Handyaufnahmen nach einem Klick so weit verbessern, dass sie klingen wie aus einem Studio. Mit einem Mixregler lässt sich anschließend ein Teil der Hintergrundgeräusche wieder hinzumixen, beispielsweise um die akustische Stadionatmosphäre als Audioeffekt zu bewahren. "Enhance Speech" läuft ebenfalls lokal.
Farbbearbeitung und Performance
Die Farbeinstellungen von Premiere Pro hat Adobe an einer zentralen Stelle im Programm zusammengefasst. Das automatische Tonemapping erhält drei zusätzliche Methoden, um HDR-Aufnahmen in geringe Farbtiefe zu konvertieren. Eine Gamma-Einstellung für QuickTime soll sicherstellen, dass der Video-Player Kontraste genauso wiedergibt wie das Schnittprogramm.
FĂĽr die neue Version Premiere Pro 24.0 verspricht Adobe auĂźerdem bis zu fĂĽnffach beschleunigte Zeitleistenoperationen wie Schnitt und Zoom gegenĂĽber der Vorversion 23.4. Im Video Effects Manager lassen sich inkompatible und die Software verlangsamende Plug-ins identifizieren.
After Effects: 3D-Objekte in Szene setzen
Die Effektumgebung After Effects erhält einen 3D-Arbeitsbereich, der 3D-Modelle nativ in die Software importiert. Sie lassen sich in einer GPU-beschleunigten Umgebung beleuchten und animieren sowie mit 2D-Elementen kombinieren. After Effects bindet Dateien in Standardformaten ein oder bezieht sie direkt aus Substance 3D, der von Adobe separat verkauften 3D-Suite.
KI-Rotoskopieren
Der etwas sperrige Begriff Rotoskopieren stammt aus analogen Zeiten und beschreibt eine aufwendige Technik zum Freistellen von Motiven in Filmen. After Effects nutzt kĂĽnstliche Intelligenz, um Motive ohne viel Handarbeit schnell und sauber auszuschneiden.
Mit dem Rotopinsel markiert man das gewĂĽnschte Motiv mit groben Strichen. Den Rest soll die Software erledigen. Sie berĂĽcksichtigt dabei auch sich verdeckende GliedmaĂźen und Haare sowie transparente Motivteile. FrĂĽhere Versionen verloren das Motiv, wenn sich ein anderes davor bewegte.
Zusammenarbeiten mit Frame.io
Mit dem Online-Tool Frame.io lassen sich Videos, Tonaufnahmen, Bilder oder PDF-Dokumente ins Netz laden, für Teammitglieder freigeben und miteinander vergleichen. Das Tool stellt auf Wunsch zwei Versionen nebeneinander dar. In einem Kommentarfenster können mehrere Teammitglieder Anmerkungen hinterlassen, darauf antworten und Likes vergeben.
Über "Camera to Cloud" können Filmemacher und Fotografen Raw-Aufnahmen aus der Kamera direkt in die Cloud schicken, wenn die Kamera über ein internes WLAN-Modul mit dem Internet verbunden ist und die Funktion unterstützt. Unternehmen können Amazon Web Services S3 mit Frame.io verknüpfen und als Cloudspeicher nutzen.
Preise und VerfĂĽgbarkeit
Die Updates stehen als Betaversionen ab sofort für Kunden der Adobe Creative Cloud zur Verfügung. Die Vollversionen sollen später im Herbst erscheinen. Ein Komplett-Abo kostet 61,59 Euro monatlich. Einzelne Anwendungen kosten 23,79 Euro pro Monat. Für ein Monatsabo von Substance 3D verlangt Adobe 47,59 Euro.
(akr)