AirBnb will mit Hotels und Reisefirmen gleichziehen

Seite 2: Ein Gigant der Tourismus-Industrie

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Aus den Matratzen im Miniappartement ist ein Übernachtungsimperium geworden, 4,5 Millionen Unterkünfte, vom Klappsofa bis zum Luxusanwesen, stehen laut AirBnb an 81 000 Orten bereit. Alle zwei Minuten checken heute 400 Menschen irgendwo auf der Welt bei einem AirBnb-Angebot ein. Innerhalb von zehn Jahren setzten die Vermieter, die "Hosts", 41 Milliarden Dollar um.

Doch mit dem Reich wuchsen die Probleme. Potenzielle Gäste verirrten sich auf der unübersichtlichen Webseite mit den Millionen von Angeboten, die eigentlich nur drei Ordnungskriterien bot. "Geteilte Zimmer", "eigenes Zimmer" und "ganze Wohneinheit". Das Problem soll jetzt durch vier zusätzliche Kategorien entschärft werden: Die Merkmale "Ferienunterkunft", "besondere Unterkunft", "Bed & Breakfast" und "Boutique-Hotel" sollen helfen, die Suche schneller einzugrenzen. Zusätzlich werden im Laufe des Jahres Kategorien für Gruppenreisen eingeführt, seien es Familientreffen, Business-Meetings oder Hochzeiten.

Schon heute vermittelt AirBnb weltweit mehr Übernachtungen als die fünf größten Hotelketten zusammen. Durch "AirBnb Plus" sollen jetzt die Zielgruppen angesprochen werden, die gezielt ein Marriott oder ein Hilton buchen würden oder die Seiten der Ferien-Ressorts durchforsten. Zusätzlich wird noch ein Kundenbindungs-Programm eingeführt. Besonders gute Kunden werden mit Vergünstigungen wie Abholung vom Flughafen oder einer direkten Hotline zu AirBnb belohnt. Und als Gegenpart bekommen die "Superhosts" von "AirBnb Plus" eine besonders herausgehobene Platzierung in der App.

Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der AirBnb in schwierigem Fahrwasser treibt. Das mit gut 30 Milliarden Dollar bewertete Unternehmen liegt immer noch mit vielen Kommunen und Behörden über Kreuz, die den Betrieb illegaler Hotels und Wohnraumentfremdung fürchten. Vor wenigen Wochen verließ zudem der Finanzchef das Unternehmen. Chesky verkündete bei dieser Gelegenheit, dass ein Börsengang für 2018 nicht mehr zur Debatte stehe. 2019 ist jetzt das lockere Ziel.

Auch die großen Online-Reisefirmen wie Expedia, Tripadvisor oder Booking positionieren ihre Angebote immer stärker im gehobenen Bereich und bieten – so wie Expedia mit Homeaway – eigene Mitwohn-Angebote an. AirBnb bietet ausgesuchte Erlebnisse für seine Kunden vor Ort an, sogenannte "Experiences", die ein oder zwei Tage dauern können. Dieser Bereich, so Chris Lehane, Chef für politische Kommunikation, wachse zehn Mal so schnell wie die Wohnungsvermietung und werde voraussichtlich 2019 profitabel sein (mho)