Aldi-Nord bietet Mediacenter fürs Wohnzimmer an [Update]

Der Medion Digitainer empfängt analoges Fernsehen und speichert auf Festplatte oder DVD. Ein Exemplar des seit dem heutigen Mittwoch von Aldi Nord angebotenen Geräts musste sich einem Kurztest in der c't-Redaktion stellen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Sven Hansen
Der Billig-Discounter Aldi-Nord vertreibt seit dem heutigen Mittwoch mit dem "Digitainer" aus dem Hause Medion ein Mediacenter-Komplettsystem. Das Unternehmen selbst preist das Gerät als eine "Weltneuheit in der Entwicklung der Unterhaltungselektronik" an. Leider wollte weder Medion noch Aldi vorab ein Testgerät zur Verfügung stellen, zudem sind die veröffentlichen technischen Daten nicht sehr ausführlich -- einen Kurztest liefern wir daher nach, sobald wir im Laufe des Tages einen "Digitainer" ergattern konnten.
Der für 600 Euro angebotene Digitainer soll laut Medion Fernsehsignale aus dem analogen Kabelfernsehen auf seiner 200-GByte-Festplatte aufzeichnen oder auf DVD brennen können. Er bietet TV-Komfortfunktionen wie Pause-TV, Timeshift und einen elektronischer Programmführer (EPG). Das Gerät hat USB-2.0- und FireWire-Schnittstellen sowie einen Kartenleser. Neben MPEG-2-Videos und DVDs soll der Digitainer auch Fotos und Audio-Dateien im MP3-Format wiedergeben können. Auch der Mediamarkt hat mit dem Activy Media Center 330 ein ähnliches Gerät im Angebot (siehe c't 02/04, S. 88). Die Festplattenkapazität liegt mit 80 Gigabyte deutlich unter der des Digitainers, allerdings ist die Activy auch schon für 500 Euro zu haben.
[Update]:
Inzwischen konnten wir ein Testgerät des Digitainers erwerben. Im Innern des Gerätes steckt ein geräuschoptimierter Wohnzimmer-PC, auf dem Windows XP Embedded installiert ist. Die Variante von Microsofts Betriebssystem verhindert eine Nutzung des Digicorders für externe Anwendungen, vom Nutzer lässt sich also keine weitere Software installieren.
Das Mainbord stammt -- wie bei Medion/Aldi-PCs üblich -- von MSI. Es ist bestückt mit einem VIA-Chipsatz (CLE 266), einer Sockel 370-CPU (Intel Celeron mit 850 Megahertz) und 256 MB DDR-RAM. Als Laufwerke setzt Mediom auf eine WD2000 Caviar von Western Digital mit 200 GByte. Um das Enkodieren der MPEG-Videos kümmert sich ein separater Philips-Encoder-Chip (SAA6752), der auf der analogen TV-Karte (ähnlich einer KNC One TV Station DVR) mit Philips-Tuner integriert ist.
Beim DVD-Brenner handelt es sich um den schon etwas angegrauten, aber durchaus soliden Pioneer DVR106DB, der sowohl das Plus-, als auch das Minus-Format mit bis zu 4X beschreibt und CDs mit 16X brennt. Zweilagige Rohlinge kann er nicht beschreiben.
Zu einem vollwertigen PC fehlen dem Gerät eigentlich nur PS-2-Anschlüsse für Maus, Tastatur und eine Ethernet-Schnittstelle. Die beigelegte Fernbedienung steuert den Digitainer via Funkverbindung, sodass man keinen direkten Sichtkontakt zum Gerät benötigt. Einer von drei PCI-Steckplätzen des Mainboards ist vom analogen Philips-Tuner genutzt, einer von einer Break-Out-Blende blockiert.
Aufbau und Installation des Digitainers verliefen ohne Probleme, allerdings stört die für Unterhaltungselektronik lange Boot-Dauer von etwa einer Minute. Das Einstiegsmenü ist übersichtlich gegliedert. Im TV-Modus stehen -- nach einem einmaligen Suchlauf von vier Minuten -- TV-Komfortfunktionen wie Timeshift und Pause-TV zur Verfügung. Der Programmführer NextView-EPG liefert kanalbezogene Programminformationen, ein kanalübergreifendes EPG steht nicht zur Verfügung. Aufnahmeprogrammierungen kann man direkt aus dem EPG vornehmen.
Neben Audio-CDs spielt der Digitainer auch MP3, WMA oder WAV-Dateien ab. Man kann diese auch von CD auf die Festplatte kopieren oder direkt Audio-CDs in MP3-Dateien wandeln. Da weder Internet-Anschluss noch FreeDB-Datenbank vorhanden sind, muss man die CD-Informationen allerdings mühsam über die Fernbedienung einpflegen. Im Photo-Modus lassen sich Bilder von der Digicam über den Kartenleser oder USB-Stick einlesen und als Diashow wiedergeben. Neben JPG-Dateien zeigt das Gerät auch BMP- und PNG-Dateien an.
Die Export-Funktion bringt beliebige Medieninhalte auf CD oder DVD. Fernsehaufzeichnungen lassen sich so einfach auf DVD sichern, allerdings bietet der Digicorder keine Schnittfunktionen. Wenn eine Aufnahme nicht auf einen Single-Layer-Rohling passt, muss man notgedrungen von der höchsten Qualität (8 MBit/s) auf niedrigere Bitraten ausweichen. Alternativ lassen sich Videos auch als (S-)VCD brennen. Externe Videosignale sind wahlweise über FireWire (DV-Kameras), Composite oder S-Video zugänglich. Letzterer Weg eignet sich auch, um über einen externen DVD-Spieler gute Analog-Kopien von DVDs anzulegen oder auch bequem die VHS-Sammlung ins digitale Zeitalter zu retten.
Die allgemeine Handhabung über die Fernbedienung ist recht eingängig gelöst. Besonders hilfreich ist dis Scroll-Walze mit integriertem Klick, über die man durch die verschiedenen Auswahllisten blättert. Lediglich der Wechsel zwischen den einzelnen Modi (TV, Foto, Audio, Video) geht zu langsam vonstatten. Ein Lob verdient die gut verständliche Gebrauchsanleitung. Die geregelten, innenliegenden Lüfter (Netzteil und CPU) machen das Gerät vom Geräuschpegel her wohnzimmertauglich. Unverständlich ist allerdings, dass der Kunde bei einer digitalen Medienzentrale auf einen Internet-Anschluss via Ethernet verzichten muss.
Hersteller Medion AG</td
Abmessungen 14 cm × 42 cm × 34,5 cm</td
Video Ausgänge VGA, Composite, Scart</td
Video Eingänge Front: Composite, S-Video
Rückseite: Composite, S-Video</td
Audio Eingänge Front: Cinch, 3,5mm Klinke, Mikrofon</td
Audio Ausgänge Front: Kopfhörer 3,5mm
Rückseite: Cinch (Front, Rear, Sub), 2x digital, optisch <td
Schnittstellen Front 2x USB 2.0, 2x FireWire, Kartenleser (SD, MMC, CF (I+II), MemoryStick, Smart Media)
Rückseite: 2x USB 2.0</td
Klirrfaktor/Störabstand 0,042 %/ 84,2 dB(A)</td
Geräuschmessungen 22,0 dB(A) / 0,3 Sone (Ruhezustand)
25,2 dB(A) / 0,5 Sone (während Aufnahme)</td
Preis 599 Euro</td