AllofMP3 wehrt sich gegen "Diskriminierung" durch Kreditkartenfirmen [Update]

Der umstrittene Musikanbieter AllofMP3 will "mit allen Mitteln" gegen die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard vorgehen, die seit einigen Wochen Zahlungen für das russische Musikportal nicht mehr abwickeln.

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Der umstrittene Musikanbieter AllofMP3 will "mit allen Mitteln" gegen die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard vorgehen, die Zahlungen für das russische Musikportal nicht mehr abwickeln. "Visa und Mastercard sollten AllofMP3 sofort wieder zulassen", forderte der Chef des Portalbetreibers Mediaservices. "Es gibt keinen stichhaltigen Grund und absolut keine rechtliche Grundlage für dieses Vorgehen". In den vergangenen Tagen hatte der Musik-Downloadidenst bereits versucht, mit einer Medienkampagne in die Offensive gegen die Musikindustrie zu gehen und darüber hinaus einen kostenlosen Musik-Downloaddienst gestartet, der sich über Werbung im erforderlichen AllofMP3-Musikplayer finanzieren soll.

Die angesprochenen Unternehmen sehen das anders. Visa bewege sich im Rahmen des russischen Gesetze und des internationalen Urheberrechts, erklärte ein Sprecher des Unternehmens, das seit September keine Zahlungen mehr für AllofMP3 annimmt. Konkurrent Mastercard wird noch etwas deutlicher und will sich nicht für "illegale Aktivitäten" benutzen lassen. Besitzer einer Mastercard können bereits seit August nicht mehr bei AllofMP3 einkaufen. [Update: Zwar gehen einzelne Transaktionen noch durch das System, werden aber Berichten zufolge nicht abgerechnet.

Offenbar liegt dem Schritt der Kreditkartenfirmen eine Initiative der Musikindustrie zugrunde. Ein Sprecher des internationalen Verbandes IFPI bestätigte gegenüber dem US-Magazin Ars Technica, IFPI habe zumindest Visa auf das Problem AllofMP3 aufmerksam gemacht.] Für die in Moskau ansässige Mediaservices Inc. entbehren die Schritte der Kreditkartenunternehmen jeglicher Grundlage. Sie seien "willkürlich" und offensichtlich nicht durch die Entscheidung eines russischen oder anderen Gerichts gestützt. Es sei nicht Sache der Kreditkartenausgeber, darüber zu befinden, ob AllofMP3 legal sei oder nicht, erklärte das Unternehmen. AllofMP3 sei bisher durch kein Gericht wegen Rechtsverstößen verurteilt worden.

Bei AllofMP3 gibt es Musik zu Schleuderpreisen. Das Portal ist ein besonders großer Dorn im Auge der Musikindustrie, die das Angebot für illegal hält. Die Branche hatte in Deutschland vor gut einem Jahr vor dem Landgericht München eine einstweilige Verfügung gegen Allofmp3 erwirkt. Darin wurde es Allofmp3 verboten, die Aufnahmen der beteiligten Plattenfirmen in Deutschland zu verbreiten. Aufgrund dieser Entscheidung ging die Musikindustrie auch gegen die Verlinkung der Website von Allofmp3 vor

Mediaservices dagegen hält der Musikindustrie stets entgegen, dass AllofMP3 nach russischem Recht legal sei. AllofMP3 zahle Urheberrechtsabgaben über die russische Verwertungsorganisation "Russian Organization for Multimedia and Digital Systems" (ROMS). Industrievertreter bezweifeln allerdings deren Legitimierung und hatten in der Vergangenheit wiederholt erklärt, diese Abgaben seien von ROMS nicht wieder ausgeschüttet worden.

Mediaservices weist die Verantwortung dafür zurück. Es sei Schuld der Musikindustrie, dass die Tantiemen nicht bei den Künstlern landen. ROMS habe den Plattenfirmen angeboten, die Lizenzgelder auszuzahlen, dafür jedoch eine Abfuhr erhalten. "Plattenfirmen nehmen keine Rücksicht auf die Mehrheit der Musiker. Es geht ihnen nur darum, Geld für sich selbst zu erwirtschaften."

Auch das neueste Projekt der Russen dürfte wenig zur Entspannung der Lage beitragen. "Music for Masses" ermöglicht den kostenlosen Download des kompletten Allofmp3-Katalogs in 128 kBit/s. Die Dateien lassen sich jedoch nur mit einem speziellen Player wiedergeben, wenn der jeweilige Computer mit dem Internet verbunden ist. (vbr)