Amazon.com darf Flugdrohnen in Texas außerhalb Sichtweite fliegen

Amazon.com hofft, in Texas bald deutlich öfter Pakete mit Flugdrohnen zuzustellen. Dabei hilft die neue Genehmigung, auch außerhalb Sichtweite zu fliegen.​

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Ein Mann kniet neben einem großen Hexakopter und hantiert an einem der Rotoren

Die neue MK30-Drohne von Amazon Prime soll schneller, leiser und weiter fliegen als die Vorgängerversion.

(Bild: Amazon Prime Air)

Lesezeit: 3 Min.

Amazon.com darf Flugdrohnen nun auch außerhalb der Sichtweite ihrer Piloten fliegen lassen (BVLOS, beyond visual line of sight). Das gilt für einen kleinen Teil des US-Staates Texas, rund um die Stadt College Station (120.000 Einwohner). Eine entsprechende Genehmigung der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) hat der Konzern nach eigenen Angaben für seine Flugdrohnenabteilung Prime Air erhalten. Los geht es mit dem aktuellen Drohnenmodell MK27-2. Zudem läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung (Az. ESA / D202200549.01) des Einsatzes der zukünftigen Lieferdrohne MK30.

Der batteriebetriebene Hexakopter MK30 soll mit zwölf Kilometern die doppelte Reichweite des Vorgängermodells MK27-2 aufweisen und zudem bei leichtem Regen einsetzbar sein. Entsprechend möchte Amazon das Betriebsgebiet rund um den Prime-Air-Standort nahe College Station vervierfachen, auf 450 Quadratkilometer. Das entspricht gut 0,06 Prozent der Fläche Texas'. Die maximale Nutzlast liegt weiterhin bei fünf Pfund (zirka zweieinviertel Kilogramm). Serienreif ist MK30 aber noch nicht.

Gleichzeitig will Prime Air damit länger und häufiger fliegen. Die Betriebszeiten sollen von maximal acht Stunden an 260 Tagen pro Jahr auf 10 Stunden jeden Tag ausgedehnt werden. Damit einher ginge eine Erhöhung der maximal zulässigen Zustellflüge von 52.000 auf gut 171.000. Dabei fliegen die Drohnen in 180 bis 279 Fuß Höhe zu den Kunden, und in 280 bis 377 Fuß Höhe wieder zurück. Auf diese Weise geraten sie einander nicht in die Quere und sorgen beim Rückflug für weniger wahrnehmbare Geräusche am Boden.

Wichtiger ist, dass die Flugdrohnen anderen Luftfahrzeugen nicht in die Quere kommen. "Wir haben Jahre damit verbracht, unser eingebautes Erkennungs- und Ausweichsystem zu entwickeln, zu testen und zu verfeinern", berichtet Amazon, "Um sicherzustellen, dass unsere Drohnen Hindernisse in der Luft erkennen und ausweichen können." Mit Vorführungen, wie das System Flugzeugen, Hubschraubern und Heißluftballonen ausweichen kann, hat Amazon die FAA überzeugt, die BVLOS-Genehmigung auszustellen. Ohne diese Ausnahmegenehmigung dürften die Piloten ihre Drohnen nie aus den Augen verlieren, was den Betriebsradius stark einschränkt.

Mehrere andere Drohnenbetreiber haben BVLOS-Genehmigungen schon früher erhalten. Amazon musste länger warten, weil 2021 bei einem Testflug eine Drohne außer Kontrolle geriet. Mehrere Sicherheitssysteme versagten, das Fluggerät stürzte ab und löste einen Flurbrand aus.

Vor einem Jahr musste Amazon zugeben, erst 100 Zustellflüge an Kunden durchgeführt zu haben. Die Konkurrenz war da schon ein Stück weiter: Walmart-Dienstleister Droneup gab 110.000 Zustellungen mittels Flugdrohne in den USA an. Die Alphabet-Tochter Wing sprach von 330.000, und Zipline sogar von 600.000, davon jedoch jeweils ein Gutteil in Australien respektive Afrika. Inzwischen steht Zipline bei mehr als einer Million Zustellflüge an echte Kunden.

Diese Zahlen möchte Amazon in den Schatten stellen: Geplant ist, im Jahr 2029 500 Millionen Pakete mittels Flugdrohne zustellen.

(ds)