Amazon wieder mit zweistelligem Wachstum, erwartet aber maues JahresendgeschÀft

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)
Kunden halten sich beim Online-Shopping zurĂŒck, vor allem in Europa. Amazon prognostiziert ein schwĂ€cheres Schlussquartal. Das kommt bei Anlegern nicht gut an.
Der weltgröĂte Online-HĂ€ndler Amazon rechnet angesichts erhöhter Inflation und Rezessionssorgen mit einem ĂŒberraschend schwachen WeihnachtsgeschĂ€ft. Der Konzern erwartet im Schlussvierteljahr Erlöse zwischen 140 und 148 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem fĂŒr Amazons VerhĂ€ltnisse mauen Wachstum zwischen zwei und acht Prozent gegenĂŒber dem Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit deutlich mehr gerechnet. Anleger lieĂen die Aktie nachbörslich um fast 13 Prozent fallen.
Auch die Gewinnprognose sorgte fĂŒr EnttĂ€uschung. Amazon [1] stellte fĂŒr die drei Monate bis Ende Dezember ein Ergebnis in einer sehr breiten Spanne zwischen null und vier Milliarden Dollar in Aussicht. Im abgelaufenen dritten Quartal verdiente das Unternehmen 2,9 Milliarden Dollar und damit gut neun Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Umsatz wuchs zwar um 15 Prozent auf 127,1 Milliarden Dollar, blieb aber ebenfalls leicht unter den Markterwartungen. Marktbeobachter hatten mit 127,5 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet.
WachstumsdĂ€mpfer auch fĂŒr Cloud-Business
Selbst bei Amazons lukrativer Cloud-Sparte, die Speicherplatz und Onlinedienste fĂŒr andere Unternehmen anbietet, gab es einen WachstumsdĂ€mpfer. Amazon Web Services, das Flaggschiff des Cloud-Bereichs, steigerte die Erlöse um 27 Prozent auf 20,5 Milliarden Dollar. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei knapp einem Drittel gelegen, als Amazon den Betriebsgewinn halbieren konnte und die Aktie nach oben schoss [2].
Obwohl Amazon angesichts des Inflationsdrucks bei Benzin, Energie und Transport nach eigenen Angaben auf strikte Kostenkontrolle setzt, steigen die Ausgaben stĂ€rker als die Einnahmen. Im vergangenen Quartal kletterten die Betriebsausgaben um 18 Prozent auf 125 Milliarden Dollar. ZusĂ€tzlich leidet Amazon â wie viele international aufgestellte US-Konzerne â unter dem starken Dollar, der Auslandserlöse nach Umrechnung in heimische WĂ€hrung in der Bilanz verringert.
Amazon: "GĂŒrtel enger schnallen"
Amazons Finanzchef Brian Olsavsky kĂŒndigte in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen [3] an, die Kosten weiter zu senken: "Wir ergreifen MaĂnahmen, um den GĂŒrtel enger zu schnallen". In einigen GeschĂ€ftsbereichen soll es Einstellungsstopps geben, zudem will das Unternehmen bestimmte Produkte und Services einstellen und Investitionen ĂŒberdenken. SparmaĂnahmen wie die jĂŒngste Einstellung des Amazon Glow Tisch-Projektors [4] könnten das zuletzt schon relativ maue Wachstum jedoch noch weiter bremsen.
Olsavsky erklÀrte laut CNBC [5] weiterhin, dass das wirtschaftliche Umfeld in Europa im letzten Quartal schlechter war als in Nordamerika, weil "der Ukrainekrieg und die Probleme der Energiekrise in dieser Region wirklich zugenommen haben".
An der Börse hat Amazon â wie andere groĂe Tech-Konzerne â ohnehin schon einen schweren Stand. Der Kurs der Aktie ist seit Jahresbeginn um rund ein Drittel gesunken. Sollte es nach dem nachbörslichen KursrĂŒckgang gestern am Freitag weiter krĂ€ftig bergab gehen, könnte der Börsenwert unter die Marke von einer Billion Dollar sinken.
(fds [6])
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[3] https://press.aboutamazon.com/news-releases/news-release-details/amazoncom-announces-third-quarter-results-1
[4] https://www.heise.de/news/Amazon-Glow-Amazon-stellt-Produktion-von-Tisch-Projektor-ein-7285880.html
[5] https://www.cnbc.com/2022/10/27/amazon-amzn-earnings-q3-2022.html
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