Amazons Betriebsratschef in Winsen/Luhe fristlos entlassen

Amazon.coms Betriebsratsvorsitzender in Winsen/Luhe fehlte zeitweise bei einer Fortbildung. Das ist Grund für die fristlose Entlassung.​

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Graue Schließfächer "Amazon locker" am Bahnhof Monacos

Amazon nahm's nicht locker.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Von
  • dpa

Das Arbeitsgericht Lüneburg hat der fristlosen Entlassung des Betriebsratsvorsitzenden bei Amazon in Winsen an der Luhe im Landkreis Harburg zugestimmt. "Das war eine schwerwiegende Pflichtverletzung", sagte der Vorsitzende Richter Ralf Ermel am Mittwoch zum Fernbleiben des Mannes während eines Fortbildungskongresses im November 2022 in Bonn. Es ging um den Verdacht des Arbeitszeitbetrugs, weil der Betriebsratsvorsitzende Detlev Börs am zweiten Tag nicht erschien. Börs wird Rechtsmittel einlegen.

Nach eigenen Angaben verrichtete er stundenlang Betriebsratsarbeit in einem Café in Düsseldorf und übernachtete bei seiner Ex-Frau. Als freigestellter Vorsitzender des Betriebsrates könne er auch mobil arbeiten. "Das war keine notwendige Betriebsratsarbeit, sie war nicht unaufschiebbar", ergänzte Ermel. Die Begründung, seine geschiedene Ehefrau zu treffen und in ihrer Wohnung auch gearbeitet zu haben, sei zudem nicht überzeugend und plausibel gewesen.

Amazon bezahlte für die Anreise, Übernachtung und Veranstaltungskosten mehr als 2000 Euro. Weil für Betriebsräte ein besonderer Kündigungsschutz gilt, muss der Rat der Kündigung des Leiters zustimmen. Weil er dies nicht tat, musste der Konzern die Zustimmung vor Gericht erstreiten. Börs kann noch den Weg zum Landesarbeitsgericht gehen. "Ja, das werde ich tun", kündigte der Arbeitnehmervertreter an.

Amazon hat in Winsen mehr als 1900 Mitarbeiter. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi gibt es an verschiedenen Standorten immer wieder Auseinandersetzungen des Unternehmens mit Betriebsräten. Im Juni steht vor dem Arbeitsgericht in Hannover eine Güteverhandlung an, weil der Arbeitsvertrag eines Betriebsratsmitglieds in Wunstorf nicht entfristet wurde. Der Vertrag des Mitarbeiters sei einfach ausgelaufen, hieß es dazu vom Unternehmen.

Weil ein Mitglied in Achim bei Bremen sich jeweils mehrere Stunden auf Einladung mit Ministerpräsident Stephan Weil und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil vom Arbeitsplatz entfernt hat, wurde ihm nach eigenen Angaben gekündigt. Der Betriebsrat stimmte zu. Ein Gerichtstermin im Mai steht dazu an. Amazon.com schrieb in einer Stellungnahme, den Missbrauch von Unternehmensressourcen oder falschen Reisekostenabrechnungen nicht zu dulden.

(ds)