Amazons Prime Video bekommt 2025 mehr Werbung​

Für seinen Streamingdienst will Amazon mehr Großkunden als Werbepartner gewinnen. Die brauchen mehr Platz, und den sollen sie auch bekommen.​

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(Bild: Shutterstock.com; Diego Thomazini)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Seit Anfang 2024, in Deutschland seit dem 5. Februar dieses Jahres, zeigt Amazons Prime Video im Basis-Abonnement auch Unterbrecherwerbung an. Dahinter steckt eine langfristige Strategie, bei der die Zahl der Werbeplätze ausgebaut werden sollen. Dies bestätigte nun Kelly Day, Chefin des Dienstes, der Financial Times. Day war erst Ende 2021 von ViacomCBS zu Amazon gewechselt. CBS, eines der großen "Networks" in den USA hat dort bereits seit zehn Jahren ein umfangreiches Streamingangebot, aus dem unter anderem das auch in Deutschland verfügbare "Paramount+" hervorging.

Wie Day der Zeitung am Rande einer Konferenz der Werbebranche in London sagte, will Prime Video vermehrt die großen Marken zu einer Zusammenarbeit bewegen. Bisher gibt es in Deutschland beim Werbe-Abo in den Unterbrechungen meist auch Spots für Prime-Inhalte oder andere Amazon-Angebote, was in der Branche in der Regel heißt: Die Werbeplätze sind nicht ausgebucht.

Die Kampagnen von großen Marken, die parallel bei deutschen Fernsehsendern laufen, sind häufig nicht bei Prime Video zu sehen. Dennoch soll die Zahl der Werbeplätze 2025 erhöht werden, wie Kelly Day der Financial Times bestätigte.

Wie das im Einzelnen umgesetzt wird, geht aus dem Bericht nicht hervor. Am Beispiel der erfolgreichen US-Serien mit rund 40 Minuten Laufzeit lässt sich sehen, dass Amazon hier noch viele Möglichkeiten hat, die Zahl der Werbeblöcke oder deren Dauer zu steigern.

Derartige Formate haben in der Regel auch dramaturgisch gestaltet mindestens vier Plätze für einen Werbeblock, in Deutschland nutzt Prime Video derzeit in der Regel nur drei mit ein bis drei Spots pro Slot. Das könnte sich mit der neuen Werbeinitiative ändern.

Ihr Unternehmen meint, sich das leisten zu können, weil die rund 200 Millionen Kunden von Prime Video in aller Welt nicht so negativ auf die Änderung des Abos reagiert hätten, wie erwartet. Die Zahl der Kündigungen sei "viel, viel geringer ausgefallen, als wir geschätzt haben" sagte Kelly Day.

Wie viele Kunden sich für das teurere werbefreie Abo entschieden hätten, wollte Day nicht angeben, es seien aber weniger als die 20 Prozent gewesen, von denen Branchenbeobachter berichtet hatten.

Ob die Änderung des Abos in allen Ländern rechtens gewesen ist, bleibt rechtlich umstritten. Dass Amazon es mit seiner Strategie, bei einer möglichst großen Zahl von Kunden auch Werbung unterzubringen, ernst meint, war dagegen schon länger sichtbar. Schon im Mai 2024 hatte das Unternehmen angekündigt, dass es Werbung auch beim Pausieren der Wiedergabe geben soll.

Auch interaktive Angebote für unter anderem direktes Einkaufen bei Amazon aus einem Stream heraus sind angedacht. Prime Video hat hier mit seiner Dominanz im Onlinehandel einen Vorteil gegenüber Konkurrenten wie Netflix und Disney+, was sich wohl auch bei den Werbekunden als Multi-Level-Marketing gut verkaufen lässt.

(nie)