Analyse: Apples Trackingschutz kostet Facebook fast 13 Milliarden US-Dollar
Das soziale Netzwerk soll von den Änderungen bei der Tracking-ID IDFA besonders stark betroffen sein. Auch YouTube, Snap und Twitter leiden – wenn auch weniger.
Dass Facebook durch Apples Trackingschutz ATT (App-Tracking-Transparenz) Milliarden verliert, hat der Konzern bereits selbst angedeutet. Doch die Zahlen liegen wohl noch höher als die Summe, die Facebook für dieses Jahr selbst genannt hat. Einer Untersuchung der Analysefirma Lotame zufolge werden die Umsatzverringerungen 2022 insgesamt 12,8 Milliarden US-Dollar erreichen. Und: Konkurrenten des größten sozialen Netzwerks der Welt kommen offenbar etwas besser mit Apples Änderungen klar.
Nutzer wollen sich nicht mehr tracken lassen
Apple hatte ATT bereits mit iOS 14.5 im Frühjahr 2021 eingeführt. Mit der Neuerung gab es Änderungen bei der zentralen Werbe-ID von iOS, iPadOS und Co. Der sogenannte "Identifier for Advertisers", kurz IDFA, kann seither nicht mehr ohne Einverständnis der User geschrieben werden. Es erfolgt eine Nachfrage, die häufig dazu führt, dass das Tracking abgelehnt wird. Facebook-Mutter Meta hatte selbst damit gerechnet, dass ATT das Unternehmen rund 10 Milliarden Dollar in diesem Jahr kosten wird.
Laut der Lotame-Analyse, die anlässlich der Einführung der Funktion vor einem Jahr erschienen ist, werden die gesamten Umsatzeinbußen bei Facebook, Snap, Twitter und YouTube durch ATT bei rund 15,9 Milliarden Dollar liegen. Der Umsatzanteil bei Facebook ist mit 9,7 Prozent am Größten, gefolgt von Snap (9,6 Prozent), YouTube (6,5 Prozent) und Twitter (5,4 Prozent). Snap soll rund 550 Millionen Dollar einbüßen, YouTube 2,2 Milliarden sowie Twitter rund 325 Millionen. Damit hätten die Unternehmen die Problematik "weitgehend abgeschüttelt".
Facebook sucht Ersatz
Bei Facebook sieht es hingegen ganz anders aus. Der Social-Media-Gigant schultert mit 81 Prozent der Gesamtverluste beim Umsatz den Löwenanteil. Das Unternehmen soll bislang noch keinen echten Ersatz für die Tracking-Funktionalität gefunden haben, zudem sind iPhone-Nutzer für Werbetreibende besonders interessant weil lukrativ. Während Twitter und Snapchat zunehmen auf Alternativen wie Apples hauseigenes Werbenetzwerk zurückgreifen, will und kann das Facebook nicht.
Das Netzwerk selbst und seine Mutter Meta versuchen deshalb, sich weniger abhängig von Werbung zu machen. Dazu gehört etwa der Ausbau des eigenen E-Commerce-Geschäfts auf der Plattform – Facebook solle zunehmend zu einem "Walled Garden" werden, bei dem alle Aktivitäten auf der Plattform selbst laufen, berichten die Lotame-Analysten. Der zentrale Vorteil: Bleiben die User bei Facebook (oder anderen Meta-Diensten) selbst, bleiben sie natürlich auch trackbar.
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(bsc)